Gestern hatte ich erstmalig die Gelegenheit, eine Trainingseinheit des HSVs an der Arena zu beobachten. Um es vorweg zu nehmen: Für den interessierten Zaungast ist das zwar eine tolle Möglichkeit, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen und ganz nebenbei, sofern man das möchte, von Spielern oder Trainern Fotos zu schießen (Mein Ding ist das allerdings nicht.). Allerdings sollte man nicht glauben, dass man als Laie und sporadischer Kibietz aufgrund derartiger Eindrücke tiefgreifende Schlüsse im Hinblick auf Trainingsplanung oder gar Mannschaftsaufstellung ziehen könnte. Daher sind meine Impressionen hier auch lediglich als Momentaufnahme zu betrachten.
Die Trainingseinheit begann ca. 15 Uhr 30 und dauerte (geschätzt) 90 Minuten. Es begann mit einer Mischung aus lockeren gymnastischen und Pass-Übungen, bei denen sich jeweile vier Spieler als Zweier-Paare aufgeteilt gegenüber standen. Zum Teil sollten im mittleren Feldbereich zwischen den beiden jeweiligen Start/Endpositionen die Bälle ganz eng am Fuß geführt werden. Gleichzeitig sollten von den Spielern ganz viele verschiedene Richtungsänderungen mit Ball ausgeführt werden. Man kann sich das als eine Art Hakenschlagen mit Ball vorstellen. Eine Übung, die z.B. jene Spielsituationen simuliert, in denen man als Ballführender von mehreren Gegnern eingekreist und attackiert wird, und in der man auf der Suche nach der Passlücke zum eigenen Mitspieler ist.
Im Abschlusspiel wurde auf verengtem Raum (Halbfeld) gespielt. Offenbar hatte Slomka u.a. gefordert, dass die spielaufbauende Verteidigung sofort aggressiv angelaufen wird. Auch hier, so mein Eindruck, sollten die Spieler genau mit der gegnerischen Verhaltensweise konfrontiert werden, die dem HSV zu letzt so viel Probleme im realen Wettkampf bereitete. Von den jeweiligen Abwehren inklusive Torhütern war also gefordert, durch schnelle Seitenverlagerungen dem Druck des Offensivpressings auszuweichen und trotzdem ein konstruktives eigenes Angriffsspiel aufzuziehen. Kurz: Die Übungen wirkten praxis- und lösungsorientiert, und die Spieler waren engagiert bei der Sache. Insgesamt wurde schnell und nach möglichkeit direkt gespielt, was an die 10-Sekunden-Vorgabe zwischen Balleroberung und Torabschluss erinnerte.
Gefallen hat mir besonders Rincon, der sehr beweglich, kämpferisch und durchaus auch ballsicher wirkte. Ebenfalls zu gefallen wusste Matti Steinmann, der durchaus konkurrenzfähig wirkte. Alles, was er machte, wirkte klar, schnörkellos und dabei auch von der unverzichtbaren körperlichen Härte flankiert. Als gleich mehrfacher Torschütze überraschte Westermann, der auch in dieser Einheit mit gutem Beispiel voran ging. Auch dabei war Tesche, der mal wieder zeigte, wozu er prinzipiell im Training fähig ist. Würde er dies doch öfter auch im realen Wettkampf abrufen – es gäbe keine Diskussionen um ihn.
Nicht dabei: van der Vaart, Lasogga, Jansen und Ola John.
Ingesamt ein interessanter Nachmittag. Allerdings kann ich nun noch besser verstehen, warum manche Trainer gerne häufiger unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren würden. Man könnte schlicht noch konzentrierter arbeiten.
Negativ: mal wieder stürzten sich die Kamerateams auf die größten ahnungslosen Sprücheklopfer und schlichtesten Gemüter. Es geht eben nicht um tatsächliche Berichterstattung, sondern um möglichst griffige Schlagzeilen. Ich für meinen Teil könnte darauf verzichten. Jeder blamiert sich eben so gut er kann.