Monat: Mai 2015

Noch tickt die Uhr im Volkspark. Noch. VfB-HSV 2:1 (2:1)

Auch fast zwei Tage nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart bin ich noch einigermaßen fassungslos angesichts dessen, was der HSV am vorletzten Spieltag dieser Saison abgeliefert hat. Dabei ist es nicht so sehr die Niederlage an sich, auch wenn die Hamburger dringend ein Erfolgserlebnis gebraucht hätten, vielmehr ist es die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist.

Dabei standen die Vorzeichen vor dem Auftritt im Schwabenland so günstig, wie man es sich vor Wochen aus Sicht des HSV kaum noch zu erhoffen wagte. Sieben Punkte aus drei Spielen unter Trainer Bruno Labbadia genügten, und der HSV hätte eine ganze, verkorkste Saison doch noch zu einem halbwegs versöhnlichen Abschluss bringen können. Da gelingt ausgerechnet dem längst abgeschriebenen und mehrfach aussortierten Gojko Kacar sogar ein früher Führungstreffer, das Tor zum Klassenerhalt steht plötzlich sperrangelweit offen, doch dann liefert der HSV diese wirklich erschütternde Minusleistung. Die mühsam erkämpfte tabellarische Ausgangslage, den sich aus der Führung ergebenden taktischen Vorteil – alles verschenkt. Wenn man sich als Hamburger einer Sache inzwischen sicher sein kann, dann der, dass der HSV allen regelmäßigen gegenteiligen Beteuerungen aus Vereins- und Mannschaftskreisen zum trotz schon lange keine wirklich funktionierende Mannschaft besitzt. Keine Struktur, keine funktioniernde Hierarchie, kein wirklicher Plan. Das, was da seit Jahren die Hamburger Farben vertritt, ist längst nur noch ein Trümmerhaufen. Solisten, die mit beängstigender Regelmäßigkeit versagen, die sich z.T. feige verstecken, die regelmäßig Alibi-Fußball abliefern und dabei eklatante technische, taktische und mentale Defizite offenbaren, aber eben keine Mannschaft, in der tatsächlich jeder für den anderen arbeitet. Wie auch immer diese Saison enden mag – wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass dieser über Jahre von diversen wechselnden Verantwortlichen zusammengestückelte Hamburger Kader dringend einer Generalüberholung bedarf, dann lieferten den die letzten beiden desaströsen Auftritte der Hamburger (gegen den SC Freiburg und nun das Spiel gegen die Stuttgarter).

Labbadia hatte sich im Vergleich zur Vorwoche für eine taktische Änderung entschieden. Statt in einem 4-2-3-1 ließ er den HSV in einem modifizierten 4-4-2 auflaufen.

Aufstellung: Adler – Westermann, Djourou (90. Holtby), Rajkovic, Ostrzolek – Ilicevic, van der Vaart, Kacar, Jansen (64. Stieber) – Olic – Lasogga (59. Rudnevs)

Offenbar wollte der Hamburger Trainer, der  durch Jansen (LM) und Ilicevic (RM) die Außenbahnen doppelt besetzte, die Breite des Feldes in diesem Auswärtsspiel besser absichern. Eine taktische Lösung, die ich grundsätzlich bei Lesen der Aufstellung nachvollziehbar fand, bei der aber im Verlauf des Spiels schnell offensichtlich wurde, dass sie nicht funktionierte.

Zu Beginn schien es noch so, als könne der HSV das Spiel zumindest offen gestalten. Nach einer Freistoß-Flanke van der Vaarts brachte Kacar einen Kopfball auf das Tor der Stuttgarter, der nicht gänzlich unhaltbar erschien, den Ulreich im Tor jedoch dennoch nicht abwehren konnte (12.).

Mit einem Treffer auswärts in Führung – besser hätte sich das Spiel aus Sicht der Hamburger prinzipiell gar nicht entwickeln können. Dennoch übernahmen nach einer Viertelstunde die keineswegs geschockt wirkenden Gastgeber mehr und mehr das Kommando und stürzten den HSV von einer Verlegenheit in die nächste. Dafür gab es in meinen Augen gleich mehrere Gründe:

Die Gastgeber verschlossen bei Ballbesitz der Hamburger konsequent den Passweg zu van der Vaart, attackierten auch Kacar und erzwangen so den Spielaufbau über den spielerisch limitierten Hamburger Innenverteidiger Rajkovic. Es folgte meist das inzwischen sattsam bekannte Muster: Ein langer Pass „mit Ansage“, der mühelos für die aufmerksam verteidigenden Schwaben zu antizipieren war, oder der lange, hohe Ball auf Lasogga, der allerdings nach einem heftigen Zusammenprall (mit Olic) nach einem Kopfballversuch schon früh angeschlagen wirkte. Beides führte in der Regel zum sofortigen Ballverlust für die Hamburger.

Dass über die rechte Außenbahn aus Sicht der Hamburger wenig ging, kann bei der personellen Besetzung kaum verwundern. Ilicevic hat, obwohl Rechtsfuß, in der Vergangenheit auf diesem Flügel selten überzeugen können; Westermann ist in der Vorwärtsbewegung auf der Außenbahn auch dank seiner technischen Defizite schlicht zu limitiert.

In Nibelungentreue mit van der Vaart Richtung Liga 2

Gravierender einmal mehr war jedoch die mangelhafte Vorstellung van der Vaarts. Wenn man von der Vorlage zum Führungstreffer einmal absieht, dann fiel er während der neunzig Minuten nur durch enervierendes Gemotze und Foulspiele auf. Zwar ist es wahr, dass der Niederländer während des Spiels gewöhnlich um die 12 Kilometer läuft, jedoch trabt er die meist in ein und demselben Tempo. Wird er in ein wirkliches Sprintduell gezwungen, wird seine inzwischen ungenügende Konkurrenzfähigkeit sofort unübersehbar. Dazu gesellt sich bei ihm ein erbärmlich schwaches Zweikampfverhalten (zeitweilig unter 20 Prozent gewonnene Zweikämpfe), welches für einen Spieler im zentralen Bereich des Feldes heutzutage als absolut inakzeptabel zu bewerten ist. Dass er sich zum wiederholten Male (und dann noch in der Nachspielzeit!) eine vollkommen unnötige gelbe Karte abholte, damit dem Verein im letzten Saisonspiel nicht zur Verfügung stehen wird, betrachte ich, so hart muss ich es inzwischen ausdrücken, keineswegs als Schwächung sondern geradezu als Segen! Wer es jetzt noch nicht begriffen hat, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Van der Vaarts Rückkehr dürfte als eines der größten Missverständnisse in die auch in dieser Beziehung gewiss nicht arme HSV-Historie eingehen. Unter den Bedingungen des heutigen Bundesligafußballs wirkt er wie aus der Zeit gefallen. Läuferisch und auch in Sachen Handlungsschnelligkeit viel zu behäbig, zu langsam, mit zu großem Raumbedarf und zudem undiszipliniert. Stratege war er nie, defensiv ist er erschreckend schwach, und ein Führungsspieler im originären Sinne wird er im Leben auch nicht mehr werden. Das beweisen seine zahlreichen Eskapaden. Van der Vaart mag in einer schwächeren und langsameren Liga eine funktionierende Mannschaft immer noch besser machen, beides aber hat der HSV inzwischen seit Jahren nicht mehr. Sollte am Ende dieser Saison für den HSV tatsächlich der Abstieg in die Zweitklassigkeit folgen, dann dürfte m.E. einer von mehreren Gründen in der Nibelungentreue zu finden sein, mit der man an diesem inzwischen nicht mehr wettbewerbsfähigen Spieler festgehalten hat. Dass Labbadia trotz des sich früh abzeichnenden, erneuten Totalausfalls van der Vaart, der auch daraus resultierenden Überforderung Kacars und nachfolgend der Dominanz der Stuttgarter im zentralen Mittelfeld keine Konsequenzen zog, obwohl mit Jiracek und Diaz eine lauf- und kampfstarke (Jiracek) sowie eine spielstarke (Diaz) Alternative zur Verfügung stand, muss man ihm m.E. als Teilschuld an der Niederlage zurechnen.

Schema F

Erschreckend auch, wie einfallslos und vorhersehbar der HSV keineswegs zum ersten Male spielte. Im Grunde knüpfte man nahtlos an die schon bedenklich schwache Leistung des Freiburg-Spiels an. Offensivspieler verharren regelmäßig im Deckungsschatten des Gegners, einfachste Pässe über fünf bis 10 Meter werden ins Seitenaus oder dem Gegner in die Beine gespielt; Rajkovic köpfte selbst dann, wenn er Zeit und Alternativen besaß, jeden Ball stur nach vorne und damit zum gut antizipierenden Gegner, statt ggf. Ruhe ins Spiel zu bringen und den eigenen Angriff hintenherum kontrolliert aufzubauen. In der Summe muss man nüchtern feststellen: mit derartigem Gebolze wäre es sogar in der Zweiten Liga schwer, die Klassen zu halten. Vom sofortigem Wiederaufstieg bräuchte man ggf. bei derartigen Darbietungen gar nicht erst träumen.

Statt den aus dem Führungstreffer resultierenden taktischen Vorteil auszunutzen und die Stuttgarter auszukontern, bettelte der HSV förmlich um die Gegentreffer. Schon vor dem Ausgleichstreffer durch Gentner  (27.) gelang es den Hamburgern praktisch nie, Angriffe konstruktiv zu Ende zu spielen und damit gleichzeitig für Entlastung der eigenen Abwehr zu sorgen. Beispielhaft die Szene vor dem Ausgleich, als Kacar einen Ball ungenügend klärte und genau in den Lauf eines Stuttgarters spielte. Ob auch Adler, dem der Schuss Gentners am Ende durch die Beine rutschte, eine Teilschuld trifft, ist angesichts der Vielzahl der Stuttgarter Tormöglichkeiten nebensächlich. Allein Adler ist es letztlich zu verdanken, dass es „nur“ eine knappe Niederlage und kein im Grunde hochverdientes Debakel wurde.

Für ebenfalls fast unerheblich halte ich die zweifellos missglückte Abwehraktion Westermanns, die dem Siegtreffer der Schwaben durch Harnik (35.) vorausging. Immerhin hatte man zu diesem Zeitpunkt noch eine ganze Stunde Restspielzeit (inklusive Nachspielzeit). Es spricht Bände, dass sich der HSV in dieser Stunde als unfähig erwies, auch nur eine einzige, echte Torchance herauszuspielen.

Fazit: Der HSV hat den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Auch wenn die miserablen Vorstellungen insbesondere der letzten beiden Spiele – das Wort Leistung wäre hier ein unangebrachter Euphemismus – kaum Hoffnung machen, wäre es falsch, sich vorschnell mit der Zweitklassigkeit abzufinden. Noch tickt die Uhr im Volkspark, auch wenn es im Grunde fünf nach zwölf steht.  Und auch wenn alle Ergebnisse des vergangenen Wochenendes der Konkurrenten ungünstig waren, besteht dennoch eine wenn auch nunmehr deutlich kleinere Chance, mit einem Sieg gegen den FC Schalke 04 mindestens den vorerst rettenden Relegationsplatz zu erreichen. Im Übrigen ist man es dem eigenen Publikum schuldig, eine mindestens kämpferisch erstklassige Leistung anzubieten.

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin). Ließ das Spiel laufen und beruhigte durch sein Auftreten die Gemüter. Maß allerdings mitunter mit zweierlei Maß  zu Ungunsten der Gäste. Das ist aber weder der Grund für die Niederlage noch für den wieder einmal blutleeren, desaströsen Auftritt des HSV. Der muss sich schon an die eigene Nase fassen, wenn er absteigen sollte. Wenn.

Auswärtssieg dank der Ungeliebten. FSV Mainz 05 – HSV 1:2 (0:1)

Da ich das Spiel gegen den FC Augsburg nur in einer Zusammenfassung sehen konnte, habe ich bewusst darauf verzichtet, dieses Spiel hier zu kommentieren. Ein Heimsieg erschien zum damaligen Zeitpunkt fast schon als die letzte Chance für den HSV, sofern man doch noch auf den Klassenerhalt hoffen wollte. Zu ernüchternd und desillusionierend hatten die Spiele des HSV unter Interimstrainer Knäbel gewirkt. Ich registrierte also abends hocherfreut das Ergebnis und nahm einigermaßen überrascht zur Kenntnis, dass die bis dato beängstigend harmlose Abteilung Attacke gegen den FCA immerhin dreimal treffen konnte. Bewerten konnte und wollte ich dies aus naheliegenden Gründen aber nicht.

Vor dem nachfolgenden Spiel, in diesem Fall gegen den FSV, war ich einigermaßen skeptisch. Zu oft hat man von Verantwortlichen und Spielern in den letzten Jahren gehört und gelesen, dass man um die große Chance wüsste, dass man nun nachlegen wolle usw. usf. Auf die letzten Jahre bezogen entpuppte sich das dann in aller Regel als hohle Phrase, ja mitunter folgte gerade dann eine erschütternd schwache, enttäuschende Leistung. Fehlende Konstanz auf allen Ebenen, das ist (war?) schließlich eines der wesentlichen Merkmale des HSV.

Labbadia setzte gegen die Mainzer fast auf dieselbe Startelf wie gegen den FCA:

Adler – Westermann, Djourou, Rajkovic, Ostrzolek – N.Müller (39. Jansen), van der Vaart, Kacar, Ilicevic (77. Stieber), Olic (83. Rudnevs) – Lasogga.

Einzige Änderung zur Vorwoche: Nicolai Müller ersetzte Stieber auf der rechten Außenbahn. Ein Schachzug, den ich mehr als plausibel fand. Denn oft sind Spieler in Partien gegen ihren ehemaligen Verein besonders motiviert. Auch der HSV kann ein Klagelied darüber singen. Wenn ich nur daran denke, wie oft uns der ehemalige HSVer und längst Frankfurter Alex Meier abgeschossen hat…

Interessant fand ich die neue Rolle, die Labbadia für den oft enttäuschenden, da viel zu häufig verletzt ausgefallenen Ilicevic gefunden hat. Ivo zentral-offensiv im Mittelfeld als Alternative für den zuletzt gewiss nicht schlechten Stieber – für mich eine etwas überraschende Maßnahme. Weniger überraschend, dass Labbadia – endlich, endlich! – Kacar wieder im defensiven Mittelfeld das Vertrauen schenkte. Für mich war kaum nachvollziehbar, warum man den spielstärksten gelernten Sechser der Mannschaft draußen ließ, während doch ganz offensichtlich war, dass der Mannschaft zuletzt beim Einsatz eines reinen Zerstörers wie Behrami die so eminent wichtigen kreativen Impulse nach vorne fast gänzlich fehlten.

Auch van der Vaart, nominell als zweiter Sechser aufgeboten, spielte deutlich offensiver, wenn ich nicht irre. Umständliches, schematisches Ballabholen als abkippender Sechser, das scheint unter dem neuen Trainer zum Glück der Vergangenheit anzugehören. Raffa sah ich durchweg eher als Achter mit Zug nach vorne agieren, wodurch seine Fähigkeiten deutlich besser zur Geltung kommen.

Die erste Halbzeit ist schnell zusammengefasst: Der HSV spielte diszipliniert, stand defensiv relativ sicher und gewährte den optisch überlegenen Gastgebern nur wenige Torchancen. Auch wenn den Hamburgern nicht alles gelang, so war bereits nach zwanzig Minuten eindeutig zu erkennen, dass Labbadias Maßnahmen das Offensivspiel deutlich verbessern konnten. Kacar stopfte unermüdlich Löcher und war stets dort, wo er gebraucht wurde. Van der Vaart spielte nicht länger den Solisten, hinter dem sich mancher seiner Kollegen in der Vergangenheit versteckte. Und Ilicevic spielte als „Zehner“ als wäre dies seit Jahren seine angestammte Rolle beim HSV. Auch Lasogga wurde mehrfach gut ins Spiel einbezogen und konnte dank seiner Statur mehrfach für seine Farben den Ball gut behaupten. Mit anderen Worten: die Mannschaft spielte deutlich flüssiger und schneller, wovon jeder einzelne Spieler und im Resultat eben auch die Mannschaft selbst profitierte.

Die zunächst bemerkenswerteste Szene des Spiels war die fürchterliche Verletzung des Mainzer Soto nach einem unglücklich verlaufenen Zweikampf mit van der Vaart. Bekanntlich neigt van der Vaart gelegentlich zu überhartem Spiel, in diesem Fall jedoch bewerte ich die schlimme Verletzung als Unfallfolge, wie sie leider bei einem Kampf- und Kontaktsport wie dem Fußball immer wieder vorkommt. An dieser Stelle möchte ich dennoch nicht versäumen, dem Kolumbianer in Diensten des FSV eine rasche und hoffentlich vollständige Genesung zu wünschen.

Der Führungstreffer für den HSV fiel dennoch aus heiterem Himmel, denn außer vielversprechenden Ansätzen hatte der HSV zunächst keine wirklich klaren Torchancen. Westermann wollte eigentlich flanken, der Ball wurde jedoch vom Mainzer Baumgartlinger per Kopf zu einer Bogenlampe abgefälscht, die sich unhaltbar für Karius ins linke obere Eck des Mainzer Tores senkte (37.).

Zwei Minuten später musste Labbadia den angeschlagenen Müller aus dem Spiel nehmen. Doch statt des von mir erwarteten Stieber brachte er den defensiv stärkeren Jansen (39.). Als Folge dieser Wechsels spielte Olic nun auf der rechten Außenbahn, während „Cello“ den freie Platz vor Ostrzolek einnahm. Jansen hatte nach schöner Vorarbeit von Ilicevic (ließ den Ball passieren) in der 45. Minute die große Chance zum 0:2, schoss aber zu sehr „auf Mann“, sodass Karius parieren konnte.

Ähnlich erging es Kacar in der zweiten Spielhälfte, der nach einer Ecke frei zum Kopfball kam, aber ebenfalls den Ball nicht gut genug platzieren konnte (55.).

Die größte Mainzer Torchance vergab Koo, dessen Schuss nach feinem Zuspiel von Okazaki Adler mit äußerster Mühe gerade noch an den Außenpfosten lenkte (69).

Aus dem besten, da gerade lehrbuchreif vorgetragenen Angriff der Mainzer folgte der zu diesem Zeitpunkt keineswegs unverdiente Ausgleich. Der für Soto eingewechselte Malli vollendete eine sehenswerte Kombination über den rechten Mainzer Flügel zum 1:1 (76.).

Labbadia reagiert umgehend auf den veränderten Spielstand und brachte für Ilicevic den frischen Stieber (77.). Dennoch wäre Mainz beinahe der Führungstreffer gelungen. Doch den sehenswerten Freistoß von Geis konnte der sehr sicher wirkende Adler im Tor des HSV zum Glück gerade noch entschärfen (83.).

Erneut nahm Labbadia einen eins zu eins Wechsel vor und brachte Rudnevs für den gewohnt fleißigen Olic.

Als ich mich schon gerade mit einer Punkteteilung anfreunden wollte und überlegte, ob ein Punkt in Mainz nun als ausreichend oder doch zu wenig zu bewerten wäre, gelang Kacar der von Hamburger Anhang frenetisch bejubelte Siegtreffer. Nach einer Ecke des HSV von dessen rechter Angriffsseite traf Kacar den Ball bei seinem ersten Schussversuch nicht richtig, dennoch konnten  konnten die Mainzer den Ball nicht klären. So kam letztlich Kacar erneut zum Schuss und dieses Mal machte er es besser. Karius konnte seinen Flachschuss knapp neben dem rechten Pfosten nicht mehr erreichen  (87.)

Für den letzten Höhepunkt des Spiels sorgte Schiedsrichter Sippel, der Brosinski als s.g. „letztem Mann“ die Rote Karte nach einem Foul an Rudnevs zeigte.

Fazit: Der HSV hat nun zweimal hintereinander gewonnen und ist auf Platz 14 in der Tabelle geklettert. Dennoch bleibt die tabellarische Lage unverändert ernst. Erfreulich erscheint mir aus Hamburger Sicht zweierlei:

1. Der HSV erscheint unter Labbadia offensiv endlich wieder wettbewerbsfähig zu sein; 2. Der HSV kann Stand heute aus eigener Kraft den Abstieg verhindern und ist nicht auf fremde Hilfe angewiesen.

Bereits die nächsten beiden Spiele gegen den SC Freiburg (H) und den VfB Stuttgart (A) werden wohl zeigen, wohin die Reise des Dinos geht. Besonders freut mich die gute Leistung von Kacar und Westermann. Oft unsachlich kritisiert, übelst geschmäht und auch vom Verein keineswegs immer gut behandelt (Kacar), haben sie einen wesentlichen Beitrag zu diesem wichtigen Auswärtssieg geleistet. Das sollte der eine oder die andere vielleicht einfach einmal anerkennen…

Schiedsrichter: Peter Sippel (München). Unauffällig. Die Rote gegen Brosinski bleibt für mich diskutabel. Ich hielt die Entscheidung für zu hart.