Aufstellung: Adler, Westermann, Djourou, Rajkovic, Jansen, Badejl, Rincon, Calhanoglu, Arslan, Jiracek, Lasogga (86. Zoua)
Schiedsrichter: Brych
Spielbericht: Endlich! Ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich bin! Was für ein Spiel dieser schon fast abgeschriebenen und mitleidig belächelten Hamburger Mannschaft! Und was für ein Hamburger Publikum, was für Fans! Zum ersten Mal seit langen Wochen bin ich einfach nur glücklich und stolz, ein Anhänger dieses Vereins zu sein. Zum ersten Mal nach langen, bitteren Wochen freue ich mich auf die Sportschau und dann das Aktuelle Sportstudio später am Abend. 3:0 gewonnen – zu null! – ein Traum, oder?!
Der HSV spielte wie angekündigt mit Trauerflor zu Ehren von Hermann Rieger. Vor dem Spiel gab es eine tolle Choreo zu sehen: Die Tribüne, eine schwarze Wand durch hochgereckte schwarze Papiertafeln mit einem übergroßen Portrait des Verstorbenen. Darunter ein riesiges Spruchband mit der Aufschrift: „Für immer bester Mann, den niemand je ersetzen kann! – Hermann Rieger R.I.P.!“. Das war toll, einfach grandios, denn es galt zu Recht einem famosen Menschen, der in unser aller Herzen weiterleben wird. Nach der Schweigeminute brandete sofort lautstarker Applaus auf, und ich meinte einen Spirit zu spüren, der da plötzlich einfach in der Luft lag: Absolute Entschlossenheit und Gemeinschaft. Endlich.
Die Tore sind schnell erzählt. Beim 1:0 (41.) setzt sich Lasogga gegen mehrere Dortmunder rechts neben derem Tor im Strafraum durch und bringt die Flanke nach innen. Jiracek köpft oben links ins Tor – die Führung. Und die war zu diesem Zeitpunkt keineswegs unverdient. Die Mannschaft hatte vom ersten Moment leidenschaftlich gekämpft. Auch und vor allem Rajkovic (nach langer, langer Zeit wieder im Kader und gleich in der Startelf) und Jiracek kämpften, wie alle anderen auch, wie ein halb verhungertes Löwenrudel um das letzte Stück Fleisch. In der 58. Minute, nachdem sich bereits Calhanoglu im Mittelfeld fast durchgesetzt hatte, sicherte sich Arslan den Ball und schickte Lasogga allein auf die Reise. Der lief dann mutterseelenallein auf Weidenfeller zu und schoss an ihm vorbei rechts flach ins Tor. 2:0 – sagte ich nicht voraus, dass auch gegen die Dortmunder etwas möglich sein kann, wenn man wirklich daran glaubt? In der Folge versuchte der BvB u.a. über den zur Pause für Bender eingewechselten Reuss Druck zu erzeugen, aber mit Glück, leidenschaftlichem Kampf und Geschick hielten die Hamburger dagegen. Was dennoch auf ’s Tor kam, wurde vom dieses Mal grandios haltenden Adler entschärft. Gänsehaut kam dann endgültig auf, als das Publikum im Gefühl des Sieges um die achtzigste Spielminute minutenlang „Hermann Rieger“-Gesänge anstimmte. Auch das war berührend und eine hochverdiente Ehrenbezeugung für diesen großen HSVer. Den passenden Schlusspunkt setzte Calhanoglu, der in der 90+1. Spielminute aus ca. 40(!) Metern einen Freistoß direkt verwandelte. Weidenfeller stand etwas zu weit vor seinem Tor und war, obwohl der Ball eine gefühlte halbe Stunde in der Luft war, letztlich chancenlos. Links oben schlug der Ball über dem Torhüter ins Gehäuse ein. Der Rest war kollektiver Jubel.
Eine Einzelbewertung will ich bewusst nicht vornehmen, da alle, wirklich alle Spieler vorbildlichen Einsatz gezeigt haben. Besonders freut mich allerdings die Leistung der bisher weitestgehend ver- und geschmähten Rajkovic und Jiracek. Ein Lob also für alle: das Publikum, die Choreo, die gesamte Mannschaft und den Trainer. Sehen konnte man aber auch, was alles möglich ist, wenn man Überzahlsituationen in Ballnähe schafft und dabei mit absoluter Entschlossenheit in die Zweikämpfe geht. Über den Kampf zum Spiel – mit dieser phrasenhaften Formulierung hatte ich im letzten Blog geendet. Und die Mannschaft hat genau dies heute geschafft. Plötzlich sah man auch wieder Spielzüge, von denen wohl viele schon glaubten, dass sie von dieser Mannschaft nicht mehr zu erwarten seien.
Fazit: Der HSV siegt am Ende auch in der Höhe verdient. Die Mannschaft scheint nicht nur begriffen zu haben, wie ernst die Lage ist, sondern sie hat heute auch die Blockade im Kopf überwunden und sich förmlich in die Partie gebissen. So geht Abstiegskampf! Wenn diese Leistung konserviert werden kann, dann kann man auch in die nächsten Spiele mit Zuversicht hineingehen. Dann, aber nur dann!, werden wir mit dem Abstieg am Ende der Saison nichts zu tun haben. Jetzt darf für einen Abend gefeiert werden. Schon morgen aber muss weiter hart gearbeitet werden. Slomka ist beim 4-4-2 mit s.g. flacher vier (zumindest gegen den Ball) geblieben. Richtig so. Und Slomka hat den Mut gehabt, den von Kreuzer nach dessen Worten endgültig (auch) aussortierten Rajkovic zu reaktivieren. Dieser dankte es ihm wie der ebenfalls bisher nur sporadisch eingesetzte Jiracek mit einer famosen Leistung. So haben wir also nicht nur drei ganz wichtige Punkte und neue Zuversicht gewonnen, sondern auch zwei echte Alternativen im Kader, die, wenn sie so weiter spielen, weit mehr sind, als nur Alternativen.
Ergänzung: Schiedsrichter Brych hätte Aubameyang in der 55. Minute nach einem brutalen Tritt gegen Arslan auch die Rote Karte zeigen können, möglicherweise sogar müssen. Auch sonst lag das von ihm geleitete Gespann u.a. bei Abseitsentscheidungen nicht immer richtig.