Jiracek

Noch tickt die Uhr im Volkspark. Noch. VfB-HSV 2:1 (2:1)

Auch fast zwei Tage nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart bin ich noch einigermaßen fassungslos angesichts dessen, was der HSV am vorletzten Spieltag dieser Saison abgeliefert hat. Dabei ist es nicht so sehr die Niederlage an sich, auch wenn die Hamburger dringend ein Erfolgserlebnis gebraucht hätten, vielmehr ist es die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist.

Dabei standen die Vorzeichen vor dem Auftritt im Schwabenland so günstig, wie man es sich vor Wochen aus Sicht des HSV kaum noch zu erhoffen wagte. Sieben Punkte aus drei Spielen unter Trainer Bruno Labbadia genügten, und der HSV hätte eine ganze, verkorkste Saison doch noch zu einem halbwegs versöhnlichen Abschluss bringen können. Da gelingt ausgerechnet dem längst abgeschriebenen und mehrfach aussortierten Gojko Kacar sogar ein früher Führungstreffer, das Tor zum Klassenerhalt steht plötzlich sperrangelweit offen, doch dann liefert der HSV diese wirklich erschütternde Minusleistung. Die mühsam erkämpfte tabellarische Ausgangslage, den sich aus der Führung ergebenden taktischen Vorteil – alles verschenkt. Wenn man sich als Hamburger einer Sache inzwischen sicher sein kann, dann der, dass der HSV allen regelmäßigen gegenteiligen Beteuerungen aus Vereins- und Mannschaftskreisen zum trotz schon lange keine wirklich funktionierende Mannschaft besitzt. Keine Struktur, keine funktioniernde Hierarchie, kein wirklicher Plan. Das, was da seit Jahren die Hamburger Farben vertritt, ist längst nur noch ein Trümmerhaufen. Solisten, die mit beängstigender Regelmäßigkeit versagen, die sich z.T. feige verstecken, die regelmäßig Alibi-Fußball abliefern und dabei eklatante technische, taktische und mentale Defizite offenbaren, aber eben keine Mannschaft, in der tatsächlich jeder für den anderen arbeitet. Wie auch immer diese Saison enden mag – wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass dieser über Jahre von diversen wechselnden Verantwortlichen zusammengestückelte Hamburger Kader dringend einer Generalüberholung bedarf, dann lieferten den die letzten beiden desaströsen Auftritte der Hamburger (gegen den SC Freiburg und nun das Spiel gegen die Stuttgarter).

Labbadia hatte sich im Vergleich zur Vorwoche für eine taktische Änderung entschieden. Statt in einem 4-2-3-1 ließ er den HSV in einem modifizierten 4-4-2 auflaufen.

Aufstellung: Adler – Westermann, Djourou (90. Holtby), Rajkovic, Ostrzolek – Ilicevic, van der Vaart, Kacar, Jansen (64. Stieber) – Olic – Lasogga (59. Rudnevs)

Offenbar wollte der Hamburger Trainer, der  durch Jansen (LM) und Ilicevic (RM) die Außenbahnen doppelt besetzte, die Breite des Feldes in diesem Auswärtsspiel besser absichern. Eine taktische Lösung, die ich grundsätzlich bei Lesen der Aufstellung nachvollziehbar fand, bei der aber im Verlauf des Spiels schnell offensichtlich wurde, dass sie nicht funktionierte.

Zu Beginn schien es noch so, als könne der HSV das Spiel zumindest offen gestalten. Nach einer Freistoß-Flanke van der Vaarts brachte Kacar einen Kopfball auf das Tor der Stuttgarter, der nicht gänzlich unhaltbar erschien, den Ulreich im Tor jedoch dennoch nicht abwehren konnte (12.).

Mit einem Treffer auswärts in Führung – besser hätte sich das Spiel aus Sicht der Hamburger prinzipiell gar nicht entwickeln können. Dennoch übernahmen nach einer Viertelstunde die keineswegs geschockt wirkenden Gastgeber mehr und mehr das Kommando und stürzten den HSV von einer Verlegenheit in die nächste. Dafür gab es in meinen Augen gleich mehrere Gründe:

Die Gastgeber verschlossen bei Ballbesitz der Hamburger konsequent den Passweg zu van der Vaart, attackierten auch Kacar und erzwangen so den Spielaufbau über den spielerisch limitierten Hamburger Innenverteidiger Rajkovic. Es folgte meist das inzwischen sattsam bekannte Muster: Ein langer Pass „mit Ansage“, der mühelos für die aufmerksam verteidigenden Schwaben zu antizipieren war, oder der lange, hohe Ball auf Lasogga, der allerdings nach einem heftigen Zusammenprall (mit Olic) nach einem Kopfballversuch schon früh angeschlagen wirkte. Beides führte in der Regel zum sofortigen Ballverlust für die Hamburger.

Dass über die rechte Außenbahn aus Sicht der Hamburger wenig ging, kann bei der personellen Besetzung kaum verwundern. Ilicevic hat, obwohl Rechtsfuß, in der Vergangenheit auf diesem Flügel selten überzeugen können; Westermann ist in der Vorwärtsbewegung auf der Außenbahn auch dank seiner technischen Defizite schlicht zu limitiert.

In Nibelungentreue mit van der Vaart Richtung Liga 2

Gravierender einmal mehr war jedoch die mangelhafte Vorstellung van der Vaarts. Wenn man von der Vorlage zum Führungstreffer einmal absieht, dann fiel er während der neunzig Minuten nur durch enervierendes Gemotze und Foulspiele auf. Zwar ist es wahr, dass der Niederländer während des Spiels gewöhnlich um die 12 Kilometer läuft, jedoch trabt er die meist in ein und demselben Tempo. Wird er in ein wirkliches Sprintduell gezwungen, wird seine inzwischen ungenügende Konkurrenzfähigkeit sofort unübersehbar. Dazu gesellt sich bei ihm ein erbärmlich schwaches Zweikampfverhalten (zeitweilig unter 20 Prozent gewonnene Zweikämpfe), welches für einen Spieler im zentralen Bereich des Feldes heutzutage als absolut inakzeptabel zu bewerten ist. Dass er sich zum wiederholten Male (und dann noch in der Nachspielzeit!) eine vollkommen unnötige gelbe Karte abholte, damit dem Verein im letzten Saisonspiel nicht zur Verfügung stehen wird, betrachte ich, so hart muss ich es inzwischen ausdrücken, keineswegs als Schwächung sondern geradezu als Segen! Wer es jetzt noch nicht begriffen hat, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Van der Vaarts Rückkehr dürfte als eines der größten Missverständnisse in die auch in dieser Beziehung gewiss nicht arme HSV-Historie eingehen. Unter den Bedingungen des heutigen Bundesligafußballs wirkt er wie aus der Zeit gefallen. Läuferisch und auch in Sachen Handlungsschnelligkeit viel zu behäbig, zu langsam, mit zu großem Raumbedarf und zudem undiszipliniert. Stratege war er nie, defensiv ist er erschreckend schwach, und ein Führungsspieler im originären Sinne wird er im Leben auch nicht mehr werden. Das beweisen seine zahlreichen Eskapaden. Van der Vaart mag in einer schwächeren und langsameren Liga eine funktionierende Mannschaft immer noch besser machen, beides aber hat der HSV inzwischen seit Jahren nicht mehr. Sollte am Ende dieser Saison für den HSV tatsächlich der Abstieg in die Zweitklassigkeit folgen, dann dürfte m.E. einer von mehreren Gründen in der Nibelungentreue zu finden sein, mit der man an diesem inzwischen nicht mehr wettbewerbsfähigen Spieler festgehalten hat. Dass Labbadia trotz des sich früh abzeichnenden, erneuten Totalausfalls van der Vaart, der auch daraus resultierenden Überforderung Kacars und nachfolgend der Dominanz der Stuttgarter im zentralen Mittelfeld keine Konsequenzen zog, obwohl mit Jiracek und Diaz eine lauf- und kampfstarke (Jiracek) sowie eine spielstarke (Diaz) Alternative zur Verfügung stand, muss man ihm m.E. als Teilschuld an der Niederlage zurechnen.

Schema F

Erschreckend auch, wie einfallslos und vorhersehbar der HSV keineswegs zum ersten Male spielte. Im Grunde knüpfte man nahtlos an die schon bedenklich schwache Leistung des Freiburg-Spiels an. Offensivspieler verharren regelmäßig im Deckungsschatten des Gegners, einfachste Pässe über fünf bis 10 Meter werden ins Seitenaus oder dem Gegner in die Beine gespielt; Rajkovic köpfte selbst dann, wenn er Zeit und Alternativen besaß, jeden Ball stur nach vorne und damit zum gut antizipierenden Gegner, statt ggf. Ruhe ins Spiel zu bringen und den eigenen Angriff hintenherum kontrolliert aufzubauen. In der Summe muss man nüchtern feststellen: mit derartigem Gebolze wäre es sogar in der Zweiten Liga schwer, die Klassen zu halten. Vom sofortigem Wiederaufstieg bräuchte man ggf. bei derartigen Darbietungen gar nicht erst träumen.

Statt den aus dem Führungstreffer resultierenden taktischen Vorteil auszunutzen und die Stuttgarter auszukontern, bettelte der HSV förmlich um die Gegentreffer. Schon vor dem Ausgleichstreffer durch Gentner  (27.) gelang es den Hamburgern praktisch nie, Angriffe konstruktiv zu Ende zu spielen und damit gleichzeitig für Entlastung der eigenen Abwehr zu sorgen. Beispielhaft die Szene vor dem Ausgleich, als Kacar einen Ball ungenügend klärte und genau in den Lauf eines Stuttgarters spielte. Ob auch Adler, dem der Schuss Gentners am Ende durch die Beine rutschte, eine Teilschuld trifft, ist angesichts der Vielzahl der Stuttgarter Tormöglichkeiten nebensächlich. Allein Adler ist es letztlich zu verdanken, dass es „nur“ eine knappe Niederlage und kein im Grunde hochverdientes Debakel wurde.

Für ebenfalls fast unerheblich halte ich die zweifellos missglückte Abwehraktion Westermanns, die dem Siegtreffer der Schwaben durch Harnik (35.) vorausging. Immerhin hatte man zu diesem Zeitpunkt noch eine ganze Stunde Restspielzeit (inklusive Nachspielzeit). Es spricht Bände, dass sich der HSV in dieser Stunde als unfähig erwies, auch nur eine einzige, echte Torchance herauszuspielen.

Fazit: Der HSV hat den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Auch wenn die miserablen Vorstellungen insbesondere der letzten beiden Spiele – das Wort Leistung wäre hier ein unangebrachter Euphemismus – kaum Hoffnung machen, wäre es falsch, sich vorschnell mit der Zweitklassigkeit abzufinden. Noch tickt die Uhr im Volkspark, auch wenn es im Grunde fünf nach zwölf steht.  Und auch wenn alle Ergebnisse des vergangenen Wochenendes der Konkurrenten ungünstig waren, besteht dennoch eine wenn auch nunmehr deutlich kleinere Chance, mit einem Sieg gegen den FC Schalke 04 mindestens den vorerst rettenden Relegationsplatz zu erreichen. Im Übrigen ist man es dem eigenen Publikum schuldig, eine mindestens kämpferisch erstklassige Leistung anzubieten.

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin). Ließ das Spiel laufen und beruhigte durch sein Auftreten die Gemüter. Maß allerdings mitunter mit zweierlei Maß  zu Ungunsten der Gäste. Das ist aber weder der Grund für die Niederlage noch für den wieder einmal blutleeren, desaströsen Auftritt des HSV. Der muss sich schon an die eigene Nase fassen, wenn er absteigen sollte. Wenn.

Unterzahl und Unvermögen. Der HSV unterliegt in Hoffenheim mit 3:0 (1:0)

Gerade hatte ich noch dem geschätzten Sven (http://zwergenwerke.blogspot.de/) auf seinen Bericht zum Dortmund-Spiel in einem Kommentar geschrieben, dass bei einer Analyse, bzw. Bewertung der Leistungsentwicklung m.E. der Kontext (dort vor allem die individuelle Eigenart der Dortmunder Spielanlage) zu berücksichtigen sei, da spielte der HSV in Hoffenheim und auch ich fragte mich hinterher: War das nun der von Sven behauptete Rückschritt, oder sind überhaupt Fortschritte zu erkennen? Habe ich mich vielleicht geirrt und wollte Fortschritte erkannt haben, die tatsächlich gar nicht feststellbar sind? Bevor ich mich an einer Antwort versuche, zunächst wie gewohnt einige Anmerkungen zu Startelf und Spielverlauf.

Aufstellung: Drobny – Diekmeier, Westermann (70. Kacar), Cléber, Ostrzolek (80. Holtby) – Ilicevic, Behrami, Jiracek, Gouaida (22. Adler) – Stieber – Olic

Westermann ersetzte den angeschlagenen Djourou. Ostrzolek kehrte nach überstandener Sperre (5. gelbe Karte) ins Team zurück, und der lange nicht mehr berücksichtigte Ivo Ilicevic sollte den gesperrten Nicolai Müller auf der rechten Außenbahn ersetzen, was ihm in meinen Augen durchaus gelang. Bemerkenswert hier erneut, dass Stieber seinen Platz zentral-offensiv in der Startelf behauptete. Zinnbauer verzichtete also auf die ebenfalls denkbare und zu Saisonbeginn mehrfach gesehene Variante: van der Vaart im zentral-offensiven Mittelfeld, Stieber auf der linken offensiven Außenbahn. Für mich mehr als ein weiterer Fingerzeig, dass das Kapitel van der Vaart (als Spieler) beim HSV spätestens zum Saisonende geschlossen wird.

Anpfiff: Taktisch scheint das Hybrid-System aus 4-2-3-1/4-4-2 beim HSV zunehmend fest etabliert. Gegen den Ball agierte der HSV erneut überwiegend mit zwei Viererketten. Im Vergleich zum Heimspiel gegen den BVB hatte ich den Eindruck, dass die Hamburger Mannschaft noch ein wenig tiefer, also defensiver agierte. Die vordere Mittelfeldreihe erwartete den Gegner erst 8-10 Meter hinter der Mittellinie. Olic und Stieber ließen die Gastgeber meist in derem ersten Drittel unbehelligt und beschränkten sich im Wesentlichen darauf, den Spielaufbau des Gegners in der gewünschten Weise zu leiten.

Die Hausherren erspielten sich rasch ein deutliches optisches Übergewicht. Bereits nach einer Viertelstunde war feststellbar, dass es dem HSV kaum gelang, Zugriff auf das Spiel zu gewinnen. Die Gastgebern hingegen konnten immer wieder ihre Angriffe mittels schnellem, präzisem Passspiel entwickeln. Meist wurden diese Angriffe über Volland und Rudy über ihre rechte Außenbahn vorgetragen, oder direkt durch das Zentrum entwickelt, wo dann der robuste Schipplock als Zielspieler diente.

In der 18. Minute spielte Strobl durch das Zentrum in den Lauf Schipplocks, der in den Hamburger Strafraum eindringen konnte. Drobny eilte aus seinem Tor, Schipplock legte den Ball an Drobny vorbei und stürzte dann über Hamburgs Torhüter. Schiedsrichter Perl entschied auf Strafstoß und, da er die Verhinderung einer klaren Torchance als gegeben ansah, auf Platzverweis für Drobny. Der für Gouaida eingewechselte Adler ahnte beim Strafstoß von Polanski die richtige Ecke, berührte auch den Ball, konnte jedoch den scharfen und platzierten Schuss letztlich nicht parieren. Das 1:0 für die TSG (22.).

Nach einer halben Stunde notierte ich, dass der HSV auch die Mehrzahl der s.g. zweiten Bälle verlor. Der Mannschaft gelang es kaum, Ruhe am Ball zu bekommen, da die Hoffenheimer bei Ballverlust sofort ins Gegenpressing gingen. Als Folge spielten die Hamburger viel zu viele unpräzise, „planlose“ Bälle in die Spitze. Die langen, hohen Bälle aus der eigenen Abwehr gingen fast alle verloren. Hier machte sich der Ausfall Lasoggas schmerzlich bemerkbar. Eine Vielzahl flacher Bälle war derart ungenau, dass der gewohnt fleißige Olic kaum eine Chance besaß, sie zu erreichen. Mit anderen Worten: Besaß der HSV überhaupt einmal den Ball, wurde kaum konstruktiv gespielt, sodass die geklärten Bälle postwendend zurückkehrten. Einzig lobenswert erschien mir zur Halbzeit, dass man trotz der frühen Unterzahl kaum klare Torchancen für die Gastgeber zuließ. Ausnahme in der ersten Halbzeit blieb eine Chance für Hoffenheims Firmino, der nach Zuspiel von Beck aus kürzester Distanz am sicheren Adler scheiterte (44.).

In der zweiten Halbzeit häuften sich die Torchancen für die TSG, welche die Abwehr des HSV nun häufiger in Verlegenheit brachte. So hätte in der 49.Minute der völlig frei im Strafraum stehende Polanski das zweite Tor erzielen müssen. Zum Glück für die Hamburger trat er aber am Ball vorbei.

Der HSV seinerseits, dies schien mit zunehmender Spielzeit immer klarer, schien nur nach einer Standardsituation zum Torerfolg kommen zu können. Und tatsächlich hätte beinahe Cléber mit einem Kopfball nach einer Ecke den Ausgleich erzielt, doch Baumann im Tor der Gastgeber hielt den Ball im Nachfassen (61.).

In der 69. Minute musste Zinnbauer dann verletzungsbedingt Westermann auswechseln. Für HW4 kam Kacar, der bekanntlich auch als Innenverteidiger spielen kann. Dies bedeutete zugleich, dass zwei der drei Wechseloptionen gezwungenermaßen bereits verbraucht waren.

Zehn Minuten vor Ablauf der offiziellen Spielzeit ging Zinnbauer mit dem Wechsel Holtby für Ostrzolek bei dem bis dahin knappen Rückstand verständlicherweise voll ins Risiko. Es kam, was nach dem bisherigen, einseitigen Spielverlauf kommen musste: Es ergaben sich noch mehr Räume für die Gastgeber. So stand nur eine Minute später erneut Polanski halbrechts im Strafraum des HSV völlig frei und hatte dieses Mal keine Mühe, den Ball zum vorentscheidenden 2:0 im langen Eck des Tores zu versenken.

Zu erwähnen wäre noch ein schöner Torschuss Stiebers nach Pass von Holtby, den Baumann über die Querlatte lenkte (86.). Zwei Minuten später setzte sich Volland einmal mehr am rechten Flügel durch, passte quer, sodass Rudy zum 3:0-Endstand abschließen konnte.

Abpfiff: Erneut eine verdiente Niederlage des HSV. Lobenswert erscheint mir aus Sicht des HSV nur, dass man trotz Unterzahl lange Zeit wenig ganz klare Torchancen für die Hoffenheimer zuließ. Bedenklich stimmt aber, dass und wie die Bälle bei eigenem Ballbesitz verschenkt werden. Behrami antizipiert und unterbindet viele Möglichkeiten des Gegners, es fehlt ihm aber an kreativem Passspiel.

Dass Adler nun zunächst für Drobny ins Tor zurückkehrt, betrachte ich keinesfalls als Schwächung. Im Gegenteil. In Sachen Spielaufbau durch den Torhüter halte ich René für den besseren Mann. Hoffnung macht mir auch, dass nun Schritt für Schritt die verletzten Spieler (Holtby, Beister, Lasogga) im Endspurt zurückkehren, sodass Zinnbauer endlich wieder mehr Alternativen zur Verfügung stehen.

Besorgniserregend bleibt aber der bereits angesprochene Mangel an Präzision/Konstruktivität im Passspiel, sowie die Tatsache, dass zumindest in diesem Spiel eindeutig viel zu wenig Bälle erfolgreich behauptet werden konnten. Dies war durchweg, vom defensiven Mittelfeld bis in die vorderste Reihe, festzustellen. Zwar ist bei der Einordnung dieses Spiels zu berücksichtigen, dass der HSV auswärts siebzig Minuten in Unterzahl spielen musste, dies darf jedoch keinesfalls den Blick auf diese Schwächen verstellen.

Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach). Offenbar zeigen die anhaltenden Klagen der Gegner über die angeblich überharte Spielweise des HSV Wirkung bei den Schiedsrichtern. Perl legte jedenfalls die Regeln von Anfang an relativ eng aus, was für den HSV in seiner aktuellen Lage und Verfassung sicher kein Vorteil war. Die Entscheidung auf Strafstoß war dennoch richtig, da hilft auch kein Lamentieren. Die zugleich ausgesprochene Doppelbestrafung durch den Platzverweis für Drobny entsprach – ungeachtet der diesbezüglichen seit Jahren anhaltenden Diskussion – den leider unverändert geltenden internationalen Vorgaben.