So, nun ist es also Slomka tatsächlich geworden. Es erwartet ihn eine Aufgabe, um die man ihn weiß Gott nicht beneiden möchte sollte. Immerhin steht einiges auf dem Spiel. Wer möchte schon als Trainer mit einem Abstieg des Hamburger Sportvereins in Verbindung gebracht werden?!
Ich werde diesen Trainer genau so unterstützen, wie ich es im Grunde mit allen seinen Vorgängern gehalten habe. Das hat zunächst grundsätzliche Gründe:
1. mache ich mir permanent bewusst, dass ich nicht in der Verantwortung stehe;
2. lassen sich die Dinge nur mit äußerster Vorsicht von außen seriös beurteilen;
3. auch wenn ich mich regelmäßig fortbilde, so bin ich mir meiner Wissenslücken im Fußball stets bewusst;
4. Weiß ich aus eigener Erfahrung, dass ein Trainer größte Probleme bekommt, wenn das Umfeld nicht stimmt…
Wenn ich nicht irre, dann bin ich nur einmal (bei Veh) von diesen Leitsätzen abgewichen und habe geharrnischte Kritik geübt. Grundsätzlich aber bemühe ich mich, mögliche Gedankengänge des jeweiligen Trainers zu dechiffrieren und auf ihre jeweilige Plausibilität zu überprüfen. Die meisten Fehlerbehauptungen andernorts belegen aus meiner Sicht in Wahrheit nichts – außer Unkenntnis und Unvermögen der Urheber. So zum Beispiel die oft gelesene Behauptung, es sei keine „Handschrift“ erkennbar.
Slomka erfüllt zunächst einmal eine Anforderung, die ich für diese (und andere!) Stellen beim HSV für unerlässlich halte: Er ist rhetorisch versiert und eloquent (Ich werde mich in den nächsten Tagen einmal mit Leitsätzen einer Vereinskultur auseinandersetzen, wie sie mir zukünftig für den HSV vorschweben.). Dieses Auftreten, insbesondere diese Fähigkeit erscheint mir bei einem Trainer in der Medienstadt Hamburg absolut unerlässlich. Wer will schon zum tausendsten Male ein „Ggombliment an die Mannschaft“ hören, wenn Spiel und Leistung keineswegs berauschend gewesen sind?
Slomka scheint auch bereit zu sein, wirklich alle Steine umzudrehen, wie ich es unlängst im Zusammenhang mit personellen Besetzungen gefordert habe. Jedenfalls scheint mir u.a. sein Umgang mit Tesche und Rajkovic darauf hinzudeuten.
Weniger begeisternd fand ich, dass er die Notwendigkeit einer Arbeit im psychologischen Bereich ausdrücklich bestritten hat. Gleichwohl ist zu beobachten, dass er ziemlich geschickt genau dort (auch) ansetzt, in dem er z.B. die grundsätzliche Qualität von Spielern und Mannschaft lobte und behauptete, es seien nur kleinere Veränderungen notwendig. Tatsächlich stützt er so das Selbstvertrauen und begegnet mit Zuversicht einem zunehmend zwischen Resignation und Panik changierenden hamburger Umfeld. Mich stört hier also allein die Tatsache, dass er etwas leugnet, was er dennoch zu betreiben scheint. Allerdings ist könnte es angesichts des Konservatismus und der Rückständigkeit des Fußballs durchaus schlau klüger sein, jede Erwähnung des Psychologischen zu vermeiden.
Slomka stand zumindest bei Hannover 96 für Konterfußball. Es wird also spannend, ob und wenn ja wie er das mit unserer Mannschaft ebenfalls hinbekommt. Wenn ich an die Flut der Gegentore denke, dann scheint es zumindest einen Versuch wert. Gespannt wäre ich auch gewesen, wie er die Kreativitätsdefizite im Offensivspiel angeht. Da aber sowohl van der Vaart als auch Ilicevic derzeit verletzt sind, hat er zur Zeit nur eingeschränkte Möglichkeiten. Man wird also die nächsten Wochen abwarten müssen.
Skeptisch bin ich allerdings (noch), was die zukünftige läuferische Entwicklung der Mannschaft unter Slomka betrifft. Herr Kind deutete ja öffentlich an, dass man in Hannover zuletzt gerade in diesem Punkt unzufrieden gewesen sei. Aber derartige Zweifel sind im Moment unwichtig. Es zählt allein, den Abstieg zu vermeiden!
Wer da unserer Mannschaft als nächster Gegner mit dem BVB vor der Brust steht, das dürfte jeder wissen. Aber hey! Wir haben die schon einmal geschlagen, als niemand damit rechnete. Wichtig erscheint mir zunächst, dass man den absoluten Willen der Mannschaft erkennen kann. Wie heißt es so schön: über den Kampf zum Spiel! – dann ist u.U. eine Überraschung tatsächlich möglich. Im Sinne meines vorherigen Blogs gilt also: Glauben wir dran!
Auch wenn Trainer wechseln – Soundtrack für die Rückrunde bleibt Elvis 2014, „unabsteigbar“.
Moin, Trapper,
denke das Kernproblem bei unserem Verein liegt tatsächlich in den Strukturen, bzw. in dem was die Gremien (Aufsichtsrat/Vorstand) in den letzten Jahren an Arbeit abgeliefert haben. Jeder ist sich mittlerweile darüber im Klaren, dass die Gründe nicht nur in der fachlichen Inkompetenz einiger zu suchen, sondern vor allem in persönlichen Beweggründen zu finden sind. Zu viele verantwortliche im Verein haben in der Vergangenheit aus Gruppen- oder Eigeninteresse ihr eigenes Süppchen gekocht. Zusätzlich ist der Kader mit einer schon inflationären Anzahl von Trainerwechseln belastet. Allein in diesem Jahr erlebt der Großteil des Kaders schon den dritten Trainer. Ob auf Grund dieser Tatsache ein „positiver Wechseleffekt“ eintreten kann, ist mehr als fraglich. Zumal das Problem nicht so sehr an fehlenden individuellen Fähigkeiten einzelner Spieler hängt, sondern vielmehr darin besteht aus diesen Individualisten eine funktionierende Mannschaft zu formen. Eine Aufgabe, an der bisher etliche Vorgänger gescheitert sind. Denn die immer wieder angesprochenen individuellen Fehler, von immer wieder anderen Spielern, sieht man jedes Wochenende in jeder Mannschaft, jedoch sollte das mannschaftliche Kollektiv, diese Fehler in ihren Folgen abschwächen. Ein Effekt, den man bei Ligakonkurrenten immer wieder beobachten kann.
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Mirko Slomka ist sicherlich ein Trainer, der besser zu den jetzigen Gegebenheiten passt, als sein Vorgänger. Fachlich ist er sicher nicht besser oder schlechter, als viele seiner Kollegen. Wenn jedoch nicht auch im Vorstand ein umdenken stattfindet und man nicht vom reagieren auf agieren umschaltet, wird auch der erneute Trainerwechsel nichts nachhaltiges bringen. Das Augenmerk muss nun auf dem Nichtabstieg liegen. Zusätzlich muss aber auch zwingend ein Konzept und eine Strategie für die Mittel- bis Langfristige Arbeit durch den Sportvorstand erfolgen. Von ihm müssen die Vorgaben erfolgen, die auf ein vor formuliertes, realistisches Konzept beruhen. Dann wird man auch unabhängiger vom jeweiligen Übungsleiter und muss diesem nicht jeden Wunsch erfüllen. Denn obwohl bei der Verpflichtung von Arnesen durch Ernst Otto Riekhoff erklärt, haben weder Arnesen, noch Kreuzer den Eindruck vermittelt, dass sie die sportlichen Geschicke planen und lenken. Vielmehr hat Arnesen dieses Ansinnen aus fehlendem Rückhalt in Vorstand und Aufsichtsrat und Kreuzer vermutlich aus Unerfahrenheit aufgegeben bzw. noch nicht einmal angedacht. Vielmehr werden, aus dieser Konzeptlosigkeit, laufend nur die Forderungen der Trainer erfüllt, was die Aufgabe eines eventuellen Nachfolgers noch schwieriger macht. Auch wenn die Strukturen zur Zeit ein Hauptgrund der Talfahrt sind, ist es den fachlich qualifizierten Personen innerhalb der Leitung ja nicht verboten auch qualifizierte Arbeit abzuliefern. Das aber wäre das Minimum um einen möglichen Abstieg zu vermeiden.