Alex Meier

Einzelkritik zum Derbysieg des HSV

Normalerweise schreibe ich keine Einzelkritiken nach den Spielen. Aber die Frage nach dem „Man of the Match“ brachte mich auf den Gedanken ausnahmsweise doch Einzelwertungen aufzuschreiben. Und der besondere Anlass – „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“ – natürlich!

Hannes Wolf: Hatte eine kritische Aufarbeitung des Spiels gegen die SpVgg versprochen und hielt Wort. Zeigte, dass man die Mannschaft auch andere Systeme als ein 4-1-4-1 spielen lassen kann. Legte damit die Grundlagen für einen überzeugend klaren und verdienten Derbysieg.

Pollersbeck: Wirkte deutlich sicherer in Sachen Spielaufbau als Ersatzmann Tom Mickel (dem allerdings auch Spielpraxis fehlt). Der gewohnt sichere Rückhalt einer insgesamt guten Defensive. Zwei sehr starke Paraden.

Sakai: Vorbildlich in Sachen Einsatzbereitschaft. Ohne Fehl‘ und Tadel.

Bates: Souverän in der Luft und meist auch am Boden.

van Drongelen: Hatte es meist mit dem Fußballgott Alex Meier zu tun und neutralisierte ihn weitestgehend. Half ebenfalls die linke defensive Seite zu schließen. Mehr kann man nicht erwarten.

Douglas Santos: Unglaublicher Aktionsradius. Spielte offensiv zeitweise als Außenstürmer und schloss dennoch die linke Seite. Mit seinem Tor krönte er eine famose Leistung.

Janjicic: Hielt defensiv das Zentrum sehr diszipliniert geschlossen und rückte im Bedarfsfall auch auf halbrechts. Gut!

Mangala: Sicherte Douglas Santos nach hinten ab und kurbelte dennoch das Spiel an. Zwei initiale Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache. Große Klasse!

Narey: Die rechte offensive Außenbahn scheint bisher besser zu ihm zu passen als die Position des Rechtsverteidigers. Gerade für ein so umkämpftes Spiel der richtige Mann.

Hunt: Großartig bis zu seiner Verletzung. Sein Freistoß vor dem Führungstreffer stellte die Weichen zugunsten des HSVs. Der erneute Ausfall schmerzt.

Özcan: Half ebenfalls die linke Seite defensiv zu schließen und war auch offensiv auffällig. Beinahe mit eigenem Torerfolg. Wird immer besser.

Lasogga: Kämpferisch wie immer gut. Dieses Mal auch spielerisch eine wirklich gute Leistung. Erarbeitete den Freistoß vor dem Führungstreffer. War erkennbar heiß wie Frittenfett und effizient bei seiner Chancenverwertung.

Jatta: Wenn er ins laufen kommt, auch mit Ball, ist er kaum zu halten. Dieses Mal klarer in seinen Aktionen und mit Übersicht. Das Lattenkreuz verwehrte den Torerfolg.

Holtby: Bisher Stammspieler und damit (nur in diesem Spiel?) „Opfer“ der taktischen Maßnahmen. Großartiger Teamplayer.

Gideon Jung: Nach seiner langen Verletzungs- und Wettkampfpause kann er noch gar nicht in bester Verfassung sein. Janjicic wurde ihm vermutlich auch deswegen vorgezogen. Wird Geduld haben müssen. Aber er kommt wieder, dessen bin ich mir sicher.

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Derbysieger und Stadtmeister ist nur der HSV!

FC St. Pauli – Hamburger SV 0:4 (0:1)

Nach der Partie gegen die SpVgg Greuther Fürth, die der HSV äußerst schwach bestritten und durchaus glücklich gewonnen hatte, waren sich (fast) alle „HSVer“ einig. So durfte es nicht weiter gehen, will der HSV am Ende dieser Zweitligasaison tatsächlich in die 1. Bundesliga zurückkehren. Sowohl Sportvorstand Becker als auch HSV-Trainer Hannes Wolf hatten nach dem Spiel gegen Fürth erfreulich klare Worte dazu gefunden. Ich war also gespannt, ob und wenn ja welche Früchte die kritische Nachbearbeitung dieser vorangegangenen Partie erbracht hatte.

Schon bei der Aufstellung war klar, dass sich Wolf für das Derby gegen den Stadtrivalen FC St. Pauli ein anderes taktisches Konzept überlegt hatte. Statt im gewohnten 4-1-4-1 mit Mangala als einzigem Sechser brachte er mit Janjicic einen zweiten Mann für das defensive Mittelfeld auf den Platz. Da er zugleich statt eines linken Außenbahnstürmers Özcan in die Startelf berief, und im Wolf’schen 4-1-4-1 bisher beide Außenverteidiger gewöhnlich nach innen rücken, drohte dem Spiel seiner Mannschaft damit theoretisch ein Verlust an Breite und Geschwindigkeit auf dem linken Flügel. Schon kurz nach Anpfiff der Partie wurde aber deutlich, wie Wolf dies zu kompensieren gedacht hatte. Douglas Santos spielte meist links außen und sehr offensiv, während Mangala ihn nach hinten absicherte. Özcan bespielte dafür meist weiter innen den linken Halbraum. Da Mangala damit etwas nach links verschoben agierte, hatte Janjicic erkennbar die Order, das defensive Zentrum zu schließen. So begann der HSV die Begegnung zwar in einem 4-2-3-1, dieses wandelte sich jedoch im Verlauf der Partie fluide in ein 4-3-3 oder für Momente in ein 3-4-3. Die Gastgeber des FC St. Pauli ihrerseits spielten bei Ballbesitz ein 4-2-3-1 und verteidigten gegen den Ball in einem 4-4-2. Sie ließen den HSV meist zunächst in Ruhe in dessen eigener Hälfte das Spiel aufbauen. Erst ca. 5-10 Meter hinter der Mittellinie versuchte der FC St. Pauli dann punktuell zu pressen, wobei die Viererketten relativ eng beieinander blieben, sodass sich für den das Spiel machenden und optisch dominierenden HSV zunächst wenig Räume boten. Beide Teams konnten sich somit keine klaren Torchancen herausspielen. In der 21. Minute hatte der HSV eine erste Möglichkeit, leider war jedoch der erste Ballkontakt von Douglas Santos suboptimal. Auf der anderen Seite hätte Alex Meier, bekanntlich von Beruf Fußballgott, in der 28. Minute nach einer zu kurzen Kopfballabwehr von van Drongelen mit einer schnörkellosen Direktabnahme beinahe Erfolg gehabt.

In der 31. Minute war es der sehr stark spielende Lasogga, der zunächste einen Freistoß für den HSV zentral vor dem Strafraum der St. Paulianer herausarbeiten konnte. Aaron Hunt hob den Ball sehenswert über die Mauer, traf aber leider nur die Querlatte. St. Pauli- Torwart Himmelmann wäre bereits hier chancenlos gewesen. Lasogga jedoch hatte keine Mühe, den zurückprallenden Ball mit dem Kopf an Himmelmann vorbei ins lange Eck des Tores zur Führung für die Rothosen zu befördern. Leider musste Wolf bereits kurz vor der Pause (44.) Hunt aufgrund muskulärer Probleme auswechseln. Bis dahin hatte dieser meist im Wechsel mit Özcan das zentral-offensive Mittelfeld hinter Lasogga besetzt. Statt des HSV-Kapitäns brachte Wolf Jatta in die Partie. Dadurch änderte sich erneut die Statik des HSV-Spiels. Jatta besetzte nun die linke offensive Außenbahn, während Douglas Santos nun etwas defensiver spielte und wie bislang gewohnt weiter nach innen rückte. Die freie Planstelle Hunts im Zentrum übernahm nun Özcan allein. Der „Motor“ des HSV-Spiels war aber eindeutig der herausragende Mangala, der in der 54. Minute die Vorlage für Özcan gab, der zunächst noch an Himmelmann scheiterte. Narey konnte den Abpraller dann jedoch zum 0:2 ins Tor schießen.

In der 61. Minute war es wieder Mangala, der mit einem feinen Pass den dieses Mal gut aufgelegten Jatta auf der linken Außenbahn auf die Reise schickte. Jatta drang bis zur Grundlinie vor und passte dann zurück. Über Narey kam der Ball zu Özcan und schließlich zu Lasogga, dem dann sein Doppelpack gelang. Das 0:3 für den HSV. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war die Partie bereits entschieden. Für „HSVer“ ein zu diesem Zeitpunkt einer Partie ein fast vergessen geglaubtes, beruhigendes Gefühl.

Den krönenden Schlusspunkt beim Auswärtssieg des Hamburger SV setzte Dougals Santos, der nach einem Freistoß in der 88. Minute auf der rechten Angriffsseite von Narey den Ball erhielt, kurz antrat und mit einem präzisen Flachschuss aus ca. 22 Metern das 0:4 für den HSV erzielte.

Nur kurz erwähnen möchte ich, dass ärgerlicherweise Pyromanen beider Fan-Lager mehrfach Bengalos abbrannten, was Schiedsrichter Brych zu gleich mehreren Unterbrechungen des Spiels zwang. Das ist umso bedauerlicher, da beide Seiten großartige Choreos zeigten und ihre Mannschaften ansonsten lautstark unterstützten. Zwischenzeitlich schickte Brych sogar beide Teams in die Kabinen, sodass die Begegnung für beide Vereine sicher wieder unnötige Konsequenzen haben wird.

Ein Extra-Lob möchte ich Hannes Wolf aussprechen. Seine taktischen Maßnahmen und die daraus resultierende fluide Spielweise machte diesen klaren Erfolg des HSV erst möglich. Aus seiner taktisch lobenswert geschlossen, diszipliniert und zunehmend auch gut spielenden Mannschaft ragten für mich Mangala, Douglas Santos und Lasogga heraus. Am Ende gewann der HSV auch in dieser Höhe verdient das Duell um die Stadtmeisterschaft. Der FC St. Pauli agierte zu bieder und bei seinen wenigen Gelegenheiten zu unpräzise, um den HSV ernsthaft gefährden zu können.

Fazit: Der individuell besser besetzte und heute auch eindeutig kollektiv bessere HSV gewinnt am Ende verdient das Derby. Ab heute heißt der „Stadtmeister“ nur der HSV! Durch diesen Sieg vergrößert sich zugleich der Abstand zu einem Verfolger und man festigte den eigenen 2. Tabellenplatz. Taktisch und spielerisch die erhoffte klare Leistungssteigerung auf Seiten der Rothosen, die zudem zeigte, dass die Mannschaft auch klare Siege erringen kann, was angesichts des Torverhältnisses nicht ganz unwichtig ist.

Aufstellung: Pollersbeck – Sakai, Bates, van Drongelen, Douglas Santos – Mangala (90+4. Jung), Janjicic – Narey, Hunt (43. Jatta), Özcan (81. Holtby) – Lasogga

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München). Souverän. Kam ohne jede gelbe Karte aus und behielt auch Ruhe und Übersicht, als die Pyromanen beider Seiten zündelten.