Gomez

Wenn Leidenschaft Leiden schafft…

…dann neigt sich wieder einmal eine Saison der Fußball-Bundesliga dem Ende entgegen, und für den Bundesliga-Dino, den HSV, geht es nunmehr seit Jahren nur noch um eins: das nackte Überleben als Erstligist.

Bereits Tage vor dem Spiel wurde mir bei jedem Gedanken an das entscheidende Spiel gegen den VfL Wolfsburg regelrecht flau im Magen. Nun neige ich aufgrund meines Wissens über Mentale Wettkampfeinstellung gewiss nicht dazu, durch die Vorstellung katastrophisierender Szenarien die sprichwörtliche Flinte bereits vor einem Wettkampf ins Korn zu werfen. Im Gegenteil! Sowohl als aktiver Sportler als auch Trainer liebte ich stets diese „ganz engen Kisten“, diese Spiele um „Alles“.  Denn intensiver kann man sich und seinen Sport nicht wahrnehmen. Und am Ende, Erfolg natürlich vorausgesetzt, winkt unbeschreiblicher Lohn, den wohl nur wirklich nachempfinden kann, wer es selbst jemals erlebt hat. Scheinbar hoffnungslos zurückgelegen und am Ende doch gewonnen, einen auf dem Papier klar favorisierten Gegner against all odds bzwungen,  allen Defätisten und Spöttern das Gegenteil bewiesen – das weckt Glücksgefühle, nach denen man süchtig werden kann. Aber ich gestehe, vor dem Spiel des HSV gegen die Wölfe konnte ich nur mit äußerster Anstrengung und dank jahrelanger Übung im Mentalen Training die schlimmsten Szenarien zumindest zeitweilig aus meinem Kopf bannen.

Für sich genommen hätte man das Entscheidungsspiel gegen die Wolfsburger als eine weitere Herausforderung nehmen können. Als eine Aufgabe, deren erfolgreicher Lösung mit dem Klassenerhalt belohnt würde, zumal im Falle einer Niederlage keineswegs der sofortige Abstieg drohte, da bekanntlich noch der „Notausgang“ Relegation als letzte Rettungsmöglichkeit verblieb. Und doch sah ich dem Spiel mit äußerster Besorgnis entgegen. Man kann unter gewissen Umständen, das habe ich unzählige Male im Wettkampfsport selbst erleben dürfen, scheinbar Unmögliches möglich machen. Man kann aber auch sein Glück schlicht überstrapazieren. Oder um es anders zu formulieren: wer Jahr um Jahr wie der HSV mit dem Fegefeuer des Abstiegs spielt, der darf sich einfach nicht wundern, wenn ihm eines Tages die Quittung für sein Missmanagement präsentiert wird. Auch beim 1. FC Köln hat man sich viel zu lange versichert, dass es schon irgendwie gut gehen wird. Bis es eben nicht mehr gut ging und der erste von gleich mehreren Abstiegen folgte.

Natürlich machten die ersten Bilder aus Hamburg, das Spalier der Fans beim Empfang des Mannschaftsbusses, die Fahnen, die Gesänge, Mut. Diese Leidenschaft, diese fast bedingungslose Solidarität mit dem Club, diese Bereitschaft des Publikums, seinen Teil beizutragen, empfand ich als großartig, beispielgebend, ja fast überwältigend. Und doch warnte mich eine innere Stimme vor dem, was kommen könnte: Dass auch die Stimmung bei diesen wahrlich leidensfähigen und treuen Fans rasch umschlagen könnte, sollte sich der Spielverlauf ungünstig aus Sicht der Hamburger entwickeln. Denn Sport, das belegte das gestrige Spiel erneut, ist nicht zwangsläufig gerecht. Nicht immer gewinnt am Ende der bessere. Eine gravierende Fehlentscheidung des Schiedsrichters, ein glücklich abgefälschter Schuss – schon liegst Du im Rückstand, und die Zahl der Spiele, in denen der Ball bei einer Mannschaft hernach trotz klarster Chancen nicht ins Tor wollte, ist bekanntlich legendär.

Mit derartigen Sorgen befasst und einem äußerst flauen Gefühl im Magen machte ich mich gestern auf in die Berliner HSV-Fan-Kneipe, dem Halli Galli 2.0. In weiser Voraussicht betrat ich weit über eine Stunde vor Anpfiff die Kneipe und konnte mir gerade noch einen Sitzplatz mit gutem Blick auf einen der Großbildschirme sichern. Die Fans des HSV sind eben zur Stelle, wenn sich der Verein ihres Herzens (wieder einmal und größtenteils ohne jede Frage selbstverschuldet) in akuter Gefahr befindet. Und an dieser Stelle muss ich hier einen Satz hinzufügen, der mir schon lange auf der Seele brennt:

In meinen Augen ist es eine einzige Schande, was der HSV seinen Fans nunmehr seit fast einem Jahrzehnt zumutet!

Eine Preispolitik, die kaum erkennen lässt, dass man seit Jahren konstant fast schon systematischen Betrug am zahlenden Publikum betreibt, jedenfalls dann, wenn man regelmäßig das Geschehen auf dem Rasen an Kriterien des Spitzenfußballs misst. Fans und Mitglieder, die man jedes Jahr aufs Neue mobilisiert, mobilisieren muss!, auf deren Unterstützung man dringend angewiesen ist, damit ein weiteres Jahr schwerster Versäumnisse (Kaderzusammenstellung) und gravierender Fehlentscheidungen (u.a. Zeitpunkt des Trainerwechsels) gerade noch einmal zu einem halbwegs versöhnlichen Abschluss gebracht werden kann.

Und dann begann das Grauen.

Was der HSV die erste halbe Stunde ablieferte, war schlicht indiskutabel. Harmlos, hilflos, ohne jede Struktur – wenn man von planlos nach vorn gebolzten langen Bälle einmal absieht. Ich fand, man konnte zwar erkennen, dass die Spieler „wollten“, zugleich passte kaum etwas zusammen. Die Abstände (Kompaktheit) waren wieder zu groß, Spieler liefen vom Ball weg (anstatt ihm entgegen zu laufen…), Fehlpässe über kürzeste Distanz zum Gegner, und ein Gomez, der sogar von zwei Verteidigern zunächst kaum in den Griff zu bekommen war. So kam, was schon fast zwangsläufig kommen musste: Der VfL ging nach einer weiteren haarsträubenden Fehlerkette mit 0:1  in Führung. Das war zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient, denn was der HSV bis dahin abgeliefert hatte, ist mit dem Begriff Magerkost nur höchst unzureichend beschrieben. Der HSV wirkte auf mich wie ein völlig überforderter Sparringsboxer, der sich in eine viel zu hohe Gewichtsklasse verirrt hatte. Erschütternd.

Zum Glück gehört zur Faszination des Sports, dass ein Wettkampf trotz scheinbarer klarer Unterlegenheit der einen und klarer Überlegenheit der anderen  Partei dennoch „kippen“ kann.

Mit dem wohl ersten halbwegs konstruktiv gestalteten Angriff gelang dem HSV (in der 37. Minute!) der Ausgleichstreffer durch Kostic. Unglaublich. Nichts, aber auch rein gar nichts hatte darauf hingedeutet. Ein Tor aus dem viel zitierten Nichts. Und gerade noch rechtzeitig, um den sich bereits anbahnenden, von mir gefürchteten Stimmungsumschwung beim zahlenden Publikum im Keim zu ersticken. Denn wenn der so sehnlichst erhoffte und dringend benötigte Sieg gelingen sollte, dann konnte dies angesichts der Demonstration Wolfsburger Überlegenheit in der ersten Spielhälfte nur mit Unterstützung der Hamburger Fans gelingen, dies schien eindeutig.

In der zweiten Halbzeit gelang es dem HSV besser, Gomez als designierten Zielspieler Wolfsburger Angriffe abzumelden. Das Spiel gestaltete sich leidlich ausgeglichener, da der HSV zumindest bemüht war, es gelegentlich auch mal mit konstruktivem Fußball zu versuchen anstatt sich ausschließlich auf  (ungenaue) lange, hohe Bälle und die Eroberung des s.g.  zweiten Balls zu fokussieren. Und dennoch. Mit ablaufender Spielzeit wurden die Rufe um mich herum immer lauter, wütender und Verzweiflung machte sich breit. Allen schien bewusst, dass mit Erschöpfung des Auswechselkontingentes der Moment der Entscheidung unweigerlich gekommen war. Hopp oder Topp.

Und dann läuft der famose Kostic in der 87. Minute wieder einem nicht mehr erreichbar scheinenden Ball hinterher, bringt die Flanke und da steht tatsächlich einer, einer von uns, und der macht ihn rein! Luca Waldschmidt, das werde ich dir nie vergessen! Wildfremde Menschen fallen sich in die Arme, es wird gebrüllt, das reinste Freudenchaos, und ich? Mir schossen ehrlich gesagt Tränen der Erleichterung in die Augen, für die ich mich natürlich nicht schäme. Da war es, das 2:1 – die Rettung! Oder doch nicht? Man hat ja schon Pferde vor der Apotheke…

Der Rest ist schnell erzählt. Die vom großartig leitenden Schiedsrichter Gräfe verordnete Nachspielzeit von 4 Minuten war ein einziges Martyrium. Ein einziges bibbern, flehen, bangen. Jede Balleroberung, jeder Befreiungsschlag wurde gefeiert als gelte es die erste Deutsche Meisterschaft nach Jahrzehnten zu feiern. Und schließlich noch Mathenia mit einer weiteren unglaublichen Rettungstat in letzter Minute. Meine Güte, war das knapp! Doch dann kam er endlich, der finale Pfiff. Aus. Ende. Vorbei. Dem Erstligatod zum x-ten Male von der Schippe gesprungen.

Ich hoffe, dass die Verantwortlichen nun endlich, endlich erkannt haben, dass die Mannschaft umgebaut werden muss, denn langsam werde ich zu alt für diese Dramen, zu müde trotz immer neuer Hoffnung vor jeder neuen Saison. Ich bin es leid, vom Verein meines Herzens permanent enttäuscht zu werden, ich hab es satt! Ich erwarte keine Wunder, ich erwarte keine baldige Teilnahme am „Europapokal“. Ich erwarte, dass man ab jetzt vernünftig und kontinuierlich aufbaut. Mehr nicht!

Bei einem Protagonisten möchte ich mich zum Schluss dennoch herzlichst bedanken. Bei unserem Trainer Markus Gisdol. Ich weiß, für manche ist seine „Handschrift“ (noch) nicht erkennbar oder blieb kaum zu entziffern. Für mich ist er ein Glücksgriff. Ohne ihn, dessen bin ich mir sicher, wären wir abgestiegen. Danke!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Was man als Hamburger von den Augsburgern lernen kann: FC Augsburg – HSV

Wir nähern uns bekanntlich dem Saisonfinale. Und es ist keine Frage, aus Sicht des Hamburger Sportvereins ist dies bereits jetzt, obwohl die Saison ja noch gar nicht beendet ist, einmal mehr eine absolut enttäuschende Spielzeit.

Zu Beginn der Runde hatte bekanntlich Hamburgs Vorstandsvorsitzender, Carl Edgar Jarchow, Platz 6 und damit die Teilnahme am internationalen Geschäft als Saisonziel ausgegeben.  Im gleichen Atemzug fabulierte er von einer angeblichen Augenhöhe seines Vereins mit dem FC Schalke 04. Spötter fragten schon damals, ob er vielleicht die Hühneraugen der Knappen meinte. Aber so ist das eben beim HSV in den letzten Jahrzehnten fast durchweg: man schwelgt vor jeder Spielzeit in Größenfantasien, kündigt Großes an und am Ende der Saison heißt es einmal mehr: Denkste, Püppi!

Platz 16, das ist die raue Wirklichkeit. Zehn Plätze hinter der von Jarchow propagierten Zielstellung. Und als wäre das noch nicht schlimm genug – als Anhänger des Vereins muss man sich größte Sorgen machen, ob wenigstens dieser Platz, der zur Relegation berechtigt, gehalten werden kann. Als Verantwortlichem kann einem gar nicht deutlicher vor Augen geführt werden, dass man mit seiner Einschätzung zur sportlichen Leistungsfähigkeit kolossal falsch gelegen hat.  Auch aus finanzieller Sicht könnten Anspruch und Wirklichkeit nicht weiter auseinander liegen. Der FC Schalke baut seit Jahren seine exorbitanten Verbindlichkeiten ab. Herr Jarchow hingegen verantwortet einen inzwischen katastrophalen Anstieg des Negativen Eigenkapitals beim HSV. Einmal mehr dürfte die angestrebte schwarze Null deutlichst verfehlt werden. Und hätte man nicht zwischenzeitlich Spieler unter Marktwert verschleudert (z.B. Aogo), hätte man nicht die für das Campus-Projekt eingesammelten Gelder prinzipiell zweckentfremdet, der HSV wäre wohl spätestens in diesem Monat nicht mehr in der Lage gewesen, die Gehälter für seine Angestellten zu bezahlen. Dass Hamburgs Vorstandsvorsitzender dem Vernehmen nach davon ausgeht, dass er das Amt auch zukünftig bekleiden darf – eine Randnotiz, die einen kaum noch verwundern kann. Notorische Selbstüberschätzung, desaströse Leistungsbilanzen – all das hat schließlich auch Tradition, beim abgewirtschafteten Hamburger Sportverein. Doch ich schweife ab, denn im Augenblick muss alle Konzentration dem Sportlichen gelten. Und hier könnte das Ziel nicht klarer zu definieren sein: Die Mannschaft muss in der Ersten Bundesliga bleiben.

Der kommende Gegner, der FC Augsburg, spielt vergleichweise eine starke Saison. Derzeit steht man auf dem achten Platz. Im Hintergrund arbeitet  Sportdirektor Stefan Reuter erfreulich unaufgeregt mit einem durchaus übersichtlichen Etat, während der Luhukay-Nachfolger, Trainer Markus Weinzierl, seiner Mannschaft einen klaren Spielstil eingeimpft hat, den man als relativ erfolgreich würdigen muss. Denn bei derzeit 43 Punkten ist für den FC Augsburg längst Gewissheit, was beim HSV noch höchst zweifelhaft erscheint: der FCA wird auch in der nächsten Saison der höchsten deutschen Spielklasse angehören. Auch wenn man das internationale Geschäft am Ende wohl verfehlen wird, so dürfte diese Spielzeit bereits jetzt als eine der erfolgreichsten in die Annalen der Bayern eingehen.

In der taktischen Grundformation lässt Weinzierl den FCA mit einem 4-4-1-1 gegen den Ball arbeiten. Vorderste Spitze spielte zuletzt meist Sascha Mölders. Alternativ stünde hier Raul Bobadilla zur Verfügung, der im Hinspiel den 0:1-Siegtreffer für die damaligen Gäste erzielen konnte. Hinter dem Stürmer fungiert gewöhnlich Halil Altintop als eine Art Neuneinhalber. Linksaußen spielen  Tobias Werner oder der vom VfB Stuttgart vor der Saison verpflichtete junge Österreicher Holzhauser. Mit dem im Winter ablösefrei hinzugeholten Esswein steht eine weitere Alternative als Linksaußen zur Verfügung. Da Esswein jedoch Rechtsfuß ist, kann er  grundsätzlich auch auf der rechten Außenbahn spielen. Dort spielt gewöhnlich jedoch eine der Entdeckungen dieser Saison, der schnelle, beidfüßige André Hahn. Angesichts der fortwährenden Verletzungsprobleme bei Gomez und Klose würde es mich nicht wundern, sollte Hahn den Sprung in den endgültigen Kader Löws für die WM in Brasilien schaffen. Sei es, wie es sei – nach dieser Spielzeit wechselt Hahn zur Borussia aus M’Gladbach. Und da Favre als mehr als sorgsam im Umgang mit Spielerverpflichtungen bekannt ist, darf man dies getrost als Anzeichen für Qualität werten.
Im zentral-defensiven Mittelfeld der Augsburger ragt spielerisch Daniel Baier heraus, der so etwas wie das bayrische Pendant zu Hamburgs Milan Badelj darstellt. Daneben spielt der zweiundzwanzigjährige Kevin Vogt. Mit 1,94 m (laut Transfermarkt.de) bringt er in den Bereich des defensiven Mittelfeldes eine imposante Größe auf das Feld neben dem mit 1,75 m doch eher klein gewachsenen Baier. Ein Detail, das man auf Hamburger  Seite seit Jahren sträflich missachtet hat. Denn mindestens beim Duo Arslan und Rincon fehlt es u.a. deutlich an Zentimetern, wenn es gilt, Kopfbälle zu erobern. Zuletzt gleich mehrfach und folgenreich zu beobachten… Angeblich ist der HSV an Vogt interessiert. Man darf gespannt sein, ob sich dies bewahrheitet und seine Verpflichtung gelingt. Ebenfalls interessiert soll der HSV auch an Augsburgs Linksverteidiger, Matthias Ostrzolek, sein. Ich werte dies als weiteres Indiz dafür, dass  Marcel Jansen den HSV zum Saisonende verlassen wird. Erstens dürfte Jansen vor dem letzten großen Vertrag seiner Karriere stehen. Zweitens wird er sportlich höhere Ziele anstreben, als sie mit dem HSV in den nächsten Jahren realistisch zu erreichen sind. Drittens muss der HSV bekanntlich sparen, sparen und noch einmal sparen.

Was die taktische Grundformation (s.o.) und deren Umsetzung angeht, so könnten die Spieler des Hamburger Sportvereins beim FCA Anschauungsunterricht nehmen. Im Gegensatz zum HSV zeichnet sich die Mannschaft der Augsburger durch ein hohes Maß an Kompaktheit aus. Bei Ballbesitz des Gegners besetzt man zunächst den zentralen Raum im Mittelfeld, blockiert also für den Gegner nach Möglichkeit den kürzestens Weg zum eigenen Tor. Dann presst man kollektiv(!) offensiv. Während die beiden Spitzen bereits den gegnerischen Spielaufbau durch dessen Innenverteidiger stören, bleiben die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, bzw. zwischen den Kettengliedern eng. Der Gegner findet also kaum Räume im Zentrum und wird systematisch zu langen Bällen über die Außenbahnen genötigt. Dies hat zwei grundsätzliche Vorteile aus Sicht der Augsburger:

1.) ist für den Gegner der Weg über außen zum Tor länger, was dem FCA prinzipiell Zeit verschafft, um etwaige Lücken zentral vor dem eigenen Tor doch noch schließen zu können;
2.) sind lange, hohe Bälle des Gegners immer leichter zu verteidigen.

Sind die Augsburger einmal nicht in der Lage, den Ball durch ihr Offensivpressing zu erobern, so zieht sich die Mannschaft geschlossen(!) zurück und verdichtet vor dem eigenen Strafraum noch weiter die Räume. Das so ein taktisches Verhalten durchaus von Erfolg gekrönt sein kann, ist  hinlänglich bekannt und konnte zuletzt auch wieder beim Spiel Real Madrid gegen den FC Bayern (1:0) beobachtet werden. Es half den Bayern bekanntlich wenig, dass sie regelmäßig tief in die Hälfte des Gegners vordrangen und dort meist im Ballbesitz waren.

Aus Sicht des Hamburger Sportvereins ist also zu erwarten, dass man wie zuletzt auch gegen den VfL Wolfsburg schon beim Spielaufbau gestört wird. Für den HSV wird es einmal mehr darauf ankommen, das richtige Maß zwischen Offensive und Defensive zu finden. Doch egal wie man dieses eminent wichtige Spiel auch angeht, man sollte tunlichst als Mannschaft kompakt bleiben. Der FC Augsburg hat bei vier Punkten Rückstand nur noch theoretisch die Chance, auf Platz sieben zu klettern und ins internationale Geschäft einzuziehen. Nach unten geht für die Mannschaft ohnehin nichts mehr. Der HSV hingegen müsste im Grunde mit dem Mute der Verzweiflung um eine seiner allerletzten Chancen kämpfen.

Slomka ist ja mit der Mannschaft vorzeitig angereist, um die Mannnschaft noch einmal auf diese Partie einzustimmen. Hoffen wir, dass es hilft. Anlass zur Hoffnung gibt mir, dass vermutlich sowohl Badelj als auch Jansen wieder zur Verfügung stehen und spielen können. Nicht zur Verfügung stehen Djourou und van der Vaart, die aber angeblich Mitte der nächsten Woche  wieder mit der Mannschaft trainieren können.

Wäre ich der Trainer des Hamburger Sportvereins (was ich natürlich nicht bin!), ich würde die folgende Aufstellung ins Auge fassen:

Adler – Diekmeier, Westermann, Mancienne, Jansen (Jiracek) –  Tesche, Badelj, Demirbay (Rincon), Ilicevic – Calhanoglu – Zoua

Bei Arslan habe ich nach dem letzten Spiel Zweifel, ob er tatsächlich verstanden hat, was ohne wenn und aber gefordert ist. Aber natürlich ist Slomka näher an der Mannschaft. Ein Einsatz von Demirbay wäre sicher ein Risiko, da der Junge über wenig Erfahrung verfügt, könnte aber u.a. auch jenen Schuss Unbekümmertheit bringen, ohne den man verkrampft. Letztlich muss der Trainer entscheiden, ob er dieses Risiko einzugehen bereit ist. Wenn also die Entscheidung gegen Kerem fiele, dann wäre für mich, der ich das alles aus der Ferne beobachte, Rincon die Alternative. Mag man Tomas auch einen Mangel an Kreativität bescheinigen – einen derart eklatanten Mangel an Kampfgeist, wie man ihn bei Arslan zuletzt beobachten musste, hat man bei ihm in all seinen Jahren beim HSV nie gesehen.

Gelingt dem HSV eine Kopie der Augsburger Spielanlage, spielt er von Anfang an engagiert, konzentriert und kompakt, dann ist trotz angeblichem Auswärtsfluch sogar eine erfolgreiche Revanche für die Niederlage gegen denselben Gegner absolut im Bereich des Möglichen.

DAS RESTPROGRAMM

15. VfB Stuttgart (32 Pkt; -11):
VfL Wolfsburg (H)
Bayern München (A)

16. Hamburger Sportverein (27 Pkt; -18):
FC Augsburg (A)
Bayern München (H)
1. FSV Mainz 05 (A)

17. 1.FC Nürnberg (26 Pkt; -28)
Hannover 96 (H)
FC Schalke 04 (A)

18. Eintracht Braunschweig (25 Pkt; -28):
FC Augsburg (H)
1899 Hoffenheim (A)