Aus der Traum!

Hamburger SV – RB Leipzig 1:3 (1:1)

Der HSV unterliegt RB Leipzig im DFB-Pokalhalbfinale und scheidet vor heimischen Publikum in der Vorschlussrunde aus. Damit waren die Hamburger im diesjährigen Wettbewerb erfolgreicher als in den vergangenen Jahren, aber der Traum vom Finaleinzug, er ist leider geplatzt.

Ich möchte abweichend von meinen üblichen Spielberichten keine Taktikanalyse schreiben, sondern einige Thesen zur Diskussion stellen, die sich meines Erachtens aus dem Spiel ergeben.

  • Der HSV hat sich sehr achtbar gegen klar überlegene Leipziger aus der Affäre gezogen. Hätte man zu Beginn bereits klarer als nur mit einem Tor zurückliegen können, so gelang es nach dem 1:1 durch Jatta zumindest rund zwanzig Minuten annähernd auf Augenhöhe mit dem Gegner zu spielen. Leider verpasst es Narey in dieser Phase gleich zwei Mal, den Führungstreffer zu markieren. Ob dies am Spielausgang tatsächlich etwas geändert hätte, bleibt angesichts des dennoch erkennbaren deutlichen Klassenunterschieds zwischen beiden Teams dennoch sehr fraglich.
  • Es war einmal mehr Hamburgs heimlicher Spielmacher Douglas Santos, der mit seiner Leistung neben dem unermüdlichen Torschützen Jatta aus der Mannschaft herausstach. Dass der HSV zumindest in der ersten Halbzeit gleich mehrfach offensiv gute spielerische Lösungen fand, lag an seiner im Vergleich zu den vergangenen Spielen höheren und zentraleren Positionierung. Neben Aaron Hunt ist es im Wesenlichen Santos, der über die nötige Kreativität und spielerische Klasse verfügt. Jung, Mangala, Holtby, Janjicic – keiner erreicht das Niveau des Brasilianers. Für die nächste Spielzeit hat der HSV bekanntlich bereits Kinsombi aus Kiel verpflichtet. Ob dieser allein das spielerische Niveau im Mittelfeld verbessern wird, bleibt bei dem zu erwartenden Abgang von Douglas Santos derzeit mehr als fraglich.
  • Bei Vagnoman, Janjicic und mindestens in der Anfangsphase der Partie auch bei Rick van Drongelen spürte man förmlich die große Nervosität angesichts des starken Gegners. Sollte der Aufstieg in die Bundesliga gelingen, werden sie sich steigern müssen.
  • Der als angeblicher Leichtathlet geschmäte Jatta entwickelt sich immer mehr zum Leistungsträger. Narey erreicht nicht dessen Wirkungsgrad. Für die kommende Saison wurden mit Dudziak und Gyamerah zwei gelernte Rechtsverteidiger verpflichtet. Da Sakai den HSV wohl Richtung Japan verlassen wird, wird die rechte Außenbahn personell wohl anders besetzt werden. Denkbar wäre ein Wechsel von Jatta nach rechts, da Jairo Samperio nach langer Verletzung zurückkehrt. Ob Letzterer aber tatsächlich als Verstärkung zu betrachten sein wird, bleibt nach der langen Ausfallzeit fraglich.
  • Auch das gestrige Spiel belegte erneut, warum ein Abgang Lasoggas zum Saisonende sogar wünschenswert wäre. Mindestens in der 1. Bundesliga würde der HSV auf größtenteils spielerisch wie individuell überlegene Gegner treffen, die ein schnelles Umschaltspiel fast schon zwingend erforderlich machen. Eine dominante Spielanlage dort mit diesem Kader gegen Teams der oberen Tabellenhälfte ist illusionistisch. Kolportierte 1,5 Mio Gehalt sind für einen potenziellen Ergänzungsspieler, der im Wesentlichen nur dann zum Einsatz kommen dürfte, wenn die s.g. Brechstange ausgepackt werden muss, zu viel. Von dem medialen Getöse, das man sich regelmäßig bei dessen Nichtberücksichtigung für die Startelf einfängt, gänzlich abgesehen.
  • Das gestrige Spiel zeigte aber auch, dass sich für den HSV Räume ergeben, wenn sich der Gegner eben nicht nur auf Spielzerstörung fokussiert, sondern seinerseits das Spiel machen will. Angesichts der zahlreichen personellen Veränderungen nach der Saison sind Zweifel hinsichtlich einer eventuellen Wettbewerbsfähigkeit des HSV in der Bundesliga zwar mehr als verständlich, aber nicht nur das Beispiel Düsseldorf belegt, dass ein zu Saisonbeginn vermeintlich bereits feststehender Absteiger dennoch überraschen kann.

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