DFB-Pokal

Eine zu erwartende Niederlage des HSV, die zu neuen und alten Erkenntnissen führt.

Das musste ja so kommen. Kaum zeigt die Mannschaft des HSV in Berlin unter Zinnbauer zum ersten Mal eine tatsächlich schwache Leistung, schon wird vieles, was gestern noch mehrheitlich positiv notiert wurde, in Frage gestellt.

Zur sportlichen Lage und seinen Einflussmöglichkeiten als Trainer befragt, rechnete Zinnbauer neulich auf einer PK vor, dass er grundsätzlich in jeder Trainingswoche an zwei Tagen kaum inhaltlich didaktisch mit seiner Mannschaft arbeiten kann, da dann regenerative (Auslaufen) oder motivationale (Abschlusstraining) Aspekte im Vordergrund stünden. Dazu gesellte sich die Länderspielpause mit der zwangsläufigen Abwesenheit von Stammpersonal (Djourou, Behrami), oder eben eine englische Woche wie diese, in der es im Pokal gegen die Bayern ging. Wenn man dazu noch berücksichtigt, dass der Großteil der Mannschaft die Saisonvorbereitung noch unter seinem Vorgänger, Mirko Slomka, absolvierte und zudem beachtet, dass wichtige Spieler erst nach Saisonbeginn (Holtby) oder aber verletzt verpflichtet wurden (Müller), bzw. wochenlang verletzt ausfielen (Lasogga, van der Vaart), dann erklären sich für mich zum Teil die bisher schwankenden Leistungen der Mannschaft.

Wer aus einem einzigen, unbestreitbar schwachen Spiel des HSV gegen Hertha ableiten will, dies sei eben typisch für die Selbstzufriedenheit der HSV-Profis, der verirrt sich in meinen Augen im metaphysischen Humbug. Zinnbauer steht tatsächlich vor der Aufgabe, eine Vielzahl neuer Spieler  im laufenden Betrieb in eine Mannschaft zu integrieren, der die desaströse vorherige Saison unverändert in Köpfen und Gliedern steckt.

Zu einem Problem für Zinnbauer entwickelt sich aus meiner Sicht van der Vaart. Einerseits, da bin ich ganz beim Trainer, kann ein fitter van der Vaart immer noch ganz wichtig für diese Mannschaft sein. Andererseits, dies fiel mir nicht erst beim Gastspiel in Berlin auf, wirkt die Mannschaft mit ihm derzeit deutlich weniger kompakt und griffig in den Zweikämpfen. Lasogga und er laufen zwar die gegnerischen Torhüter oder Innenverteidiger an, jedoch wirkt es, als wolle man sich allein auf die Lenkung des gegnerischen Spielaufbaus beschränken. Ein kollektives, entschlossenes Gegenpressing, wie es der HSV ohne van der Vaart beispielsweise auswärts beim überraschenden Sieg gegen den BvB bereits zeigte, findet dann kaum noch statt. Wenn man aber offensiv-dominant zu spielen versucht, wenn man so hoch aufrückt, wie es der HSV gegen Hoffenheim und auch gegen die Hertha praktizierte, dann muss man m.E. entweder konsequent geschlossen bei Ballverlust ins Gegenpressing gehen, oder man muss läuferisch in der Lage sein, mehrheitlich schnell genug hinter den Ball zu kommen. Beides scheint mir mit einem van der Vaart in der zuletzt gezeigten Verfassung nicht zu funktionieren.

Um nicht missverstanden zu werden: es geht mir hier nicht darum, van der Vaart als Sündenbock auszugucken, denn der war bekanntlich verletzt. Es geht mir vielmehr um die Frage, wie mit dieser Personalie zu verfahren ist, solange van der Vaart nur dem Namen nach als eine Verstärkung erscheint. Um darauf eine klare Antwort zu liefern: ich, der ich das zum Glück nicht entscheiden muss!, würde ihn derzeit nicht mehr von Anfang an bringen. Ich würde es lieber sehen, wenn Zinnbauer ihn über Kurzeinsätze an die Mannschaft wieder heranführen würde.

Aus meiner Sicht war die Aufgabenstellung für das gestrige Pokalspiel gegen den Rivalen aus dem Süden klar: sich mit Anstand aus der Affäre ziehen, um nicht mit der Hypothek einer desaströsen Niederlage vor eigenem Publikum in die nächsten, gewiss nicht einfachen Wochen gehen zu können. Denn erst die nächsten Wochen werden aus meiner Sicht unzweifelhaft zeigen, ob es sich bei dem Auftritt gegen die Hertha um einen negativen Ausrutscher handelte, bzw. ob notfalls im Winter personell nachgerüstet werden muss.

Der Wettbewerb um den DFB-Pokal bezieht seinen Reiz auch aus dem Aufeinandertreffen von Favoriten und Außenseitern. Da bekanntlich ein einziges Spiel entscheidet, kommt es dabei immer wieder zu Überraschungen. Dennoch hoffte ich vor dem Spiel, dass Zinnbauer dem angeschlagenen Behrami eine Pause gönnen würde, auch wenn sich dadurch das ohnehin ungleiche Kräfteverhältnis unzweifelhaft noch weiter zugunsten der Bayern verschieben sollte. Der Schweizer erscheint mir schon jetzt derart unverzichtbar, dass ich ungern das Risiko eines längeren Ausfalls für die Liga in Kauf genommen hätte.  Am Ende bleibt die Bundesliga das Kerngeschäft.

Zinnbauer verzichtete tatsächlich gänzlich auf Behrami und vertraute zu Spielbeginn der folgenden Aufstellung:
Drobny – Götz, Djourou (69. van der Vaart), Westermann, Ostrzolek – Arslan (61. Kacar), Jiracek (18. Steinmann), N.Müller, Holtby, Stieber – Lasogga

Das Spiel:  Gelegentlich habe ich beim Betrachten der Spiele des HSV das Gefühl, ich sei im falschen Film. Wenn der Gegner nicht die Tore schießt, dann sorgt man selbst durch krasse individuelle Fehler dafür, dass man in Rückstand gerät. Die ohnehin auf dem Papier geschwächte Hamburger Elf (ohne Behrami und mit dem unerfahrenen Götz für Diekmeier) begann das Spiel sowohl läuferisch als auch kämpferisch durchaus engagiert, doch leider wurde die ohnehin kleine Chance auf ein Weiterkommen bereits in der 7. Spielminute praktisch zerstört. Die Bayern spielten einen Ball entlang der rechten Außenlinie. Westermann trabte zunächst gemächlich dem Ball Richtung Eckfahne hinterher, bis er plötzlich bemerkte, dass Thomas Müller ebenfalls dem Spielgerät hinterhersetzte. Unerwartet von Müller unter Druck gesetzt, wollte Westermann zu Drobny passen, traf aber den Ball derart schlecht, dass er zur unfreiwilligen Vorlage für Müller mutierte. Müller passte zu Lewandowski, dessen ersten Torschuss Djourou noch mit letztem Einsatz auf der Linie klären konnte. Gegen den Nachschuss des polnischen Ausnahmestürmers war dann aber keine Rettungstat mehr möglich. Derart früh 0:1 hinten gegen die Bayern mit einer Mannschaft, deren größtes Schwäche bislang in der mangelnden Durchschlagskraft im Offensivspiel zu sehen ist – es ist zum Haare raufen!

In der 18. Minute musste Zinnbauer dann auch noch den durchaus erfahrenen, jedoch kurz zuvor verletzten Behrami-Ersatz, Jiracek, vom Feld nehmen (Gute Besserung!), den ich gerne einmal länger im defensiven Mittelfeld gesehen hätte. Bemerkenswerterweise wählte Zinnbauer als Ersatz des Ersatzes nicht die vermeintlich sicherere Option Kacar, sondern warf mit Steinmann einen weiteren Nachwuchsspieler ins eiskalte Wasser gegen den Branchenprimus. Um dies vorwegzunehmen: Steinmann lieferte wie Götz eine respektable Leistung. Beide benötigen jedoch verständlicherweise weitere Wettkampferfahrung, um sich an das ungleich höhere Niveau anzupassen. Da auch in Bestbesetzung alles andere als ein Ausscheiden gegen die Bayern eine faustdicke Überraschung gewesen wäre, fand ich es gut, dass sich Zinnbauer für diese mutige Lösung entschied. Training bleibt Training, egal wie wettkampfnah es gestaltet wird. Insofern glaube ich, dass beide Spieler gestern wichtige Erfahrungen sammeln konnten, die sich hoffentlich bei ihrer weiteren Entwicklung auszahlen werden.

In der 21. Minute passte Lewandowski vermeintlich direkt auf Thomas Müller, der dann keine Mühe hatte, den Ball im Tor des HSV unterzubringen. Zum Glück für die Hamburger funktionierte hier die Zusammenarbeit im Schiedsrichtergespann. Denn der Ball war, was im ersten Moment durchaus schwer zu erkennen war, zuvor noch einmal durch Alaba berührt worden, was dann zur Abseitsstellung Müllers führte. Der Treffer fand daher richtigerweise keine Anerkennung.

Die Bayern dominierten wie erwartet das Spiel. Der HSV bot  jedoch m.E. ohne van der Vaart (s.o.) läuferisch, kämpferisch und taktisch eine grundsätzlich ordentliche Leistung, die Mehmet Scholl später in der Halbzeitanalyse der ARD zurecht lobte. Dies belegt auch die Tatsache, dass Drobny erst in der 43. Minute die nächste Großchance vereiteln musste, einen Schuss von Lahm aus kürzester Distanz.

Leider war die ansonsten großartig spielenden Nummer eins im Tor des HSV nur eine Minute später nicht ganz schuldlos am vorentscheidenden 0:2. Der flatternde Fernschuss Alabas aus 25 Metern erschien mir nicht gänzlich unhaltbar (44.).

In den ersten Minuten nach der Halbzeitpause entwickelte sich ein ähnliches Spiel. Die Bayern waren weiter eindeutig spielbestimmend, der HSV ließ aber weniger zu, als ich befürchtet hatte. Dass für den HSV nach vorne wenig ging, fand ich angesichts der Ausgangskonstellation nicht überraschend. So dauerte es bis zur 55. Minute, in welcher Ribery einmal mehr von der linken Außenbahn in Höhe Strafraumgrenze nach innen zog. Sein Torschuss wurde unglücklicherweise von Djourou abgefälscht, sodass Drobny keine Abwehrchance blieb. Mit dem 0:3 war das Spiel endgültig entschieden.

Bayern-Trainer Guardiola nutzte nun den Spielstand, um Leistungsträger zu schonen, bzw. Spielern wie Hjöbjerg und Rode noch zu einigen Einsatzminuten zu verhelfen. Auch Zinnbauer wechselte mit Blick auf die in der Liga wartenden, schweren Aufgaben. So kam Kacar zunächst für Arslan als zweiter Sechser neben Steinmann. Später rückte Kacar in die Innenverteidigung neben Westermann, denn Zinnbauer brachte van der Vaart ins Spiel, was zur Folge hatte, dass Holtby von der zentral offensiven Position  nach hinten, neben Steinmann rückte.

Die Wechsel waren meiner Meinung nach aus Sicht beider Trainer vollkommen nachvollziehbar. Eine grundlegende Wende war nicht mehr zu erwarten. Zinnbauer konnte sich so einen Eindruck von Kacar unter Wettkampfbedingungen auf gleich zwei Positionen verschaffen. Und zu van der Vaart habe ich ja bereits weiter oben Stellung genommen.

Warum man auf den Niederländer keineswegs vollkommen verzichten kann, zeigte er kurz vor Schluss der Partie. In der 86. Minute erlief er zunächst einen Ball rechts  im Strafraum der Bayern, den er dann wunderbar genau und gefühlvoll an den langen Pfosten lupfte, wo Lasogga dann nur noch zum 1:3 einnicken musste.

Nicht verschweigen will ich, dass sich den Gästen aus Bayern nach dem 0:3 zahlreiche Großchancen boten (58. T. Müller; 73. Ribery; 88. Ribery ; 91. T. Müller), die Drobny großartig vereitelte.

Schiedsrichter: Fritz (Korb). Sehr gute Kommunikation innerhalb des Gespanns, die in der 21. Minute erst die korrekte Entscheidung auf abseits beim vermeintlichen 0:2 durch Müller ermöglichte.

Fazit: Der HSV unterliegt dem FC Bayern mit 1:3 (0:2). Der Endstand ist nach dem Spielverlauf zwar als ein schmeichelhaftes Resultat für den HSV zu bewerten, dies finde ich jedoch nicht beunruhigend. Der FCB kann und darf derzeit nicht der Maßstab für den HSV sein.

Erfreulich finde ich die Reaktion der Mannschaft auf die größtenteils schwache Leistung gegen Hertha. Dass man sich dem übermächtigen Gegner keineswegs kampflos ergeben wollte, war durchaus zu erkennen.

Aus meiner Sicht hat Zinnbauer alles richtig gemacht. Im Hinblick auf die kommenden, ungleich wichtiger erscheinenden Liga-Spiele dürfte Behrami zurückkehren. Ob auf der linken offensiven Außenbahn Stieber oder Jansen aufläuft, dies dürfte nicht nur von Trainingseindrücken, sondern auch von der Frage der jeweiligen Gegenspieler abhängen. Auch die Rückkehr Diekmeiers ist zu erwarten und wird von mir als Verstärkung bewertet. Das ist aber nicht als Vorwurf gegen Götz gemeint. Beide Talente, Götz und Steinmann, haben sich für weitere Bewährungsproben empfehlen können, aber man sollte sie m.E. weiterhin behutsam aufbauen.

Sorgen bereitet unverändert die mangelnde Durchschlagskraft im Offensivspiel. Warum Rudnevs derzeit gar keine Rolle mehr spielt, vermag ich aus der Distanz nicht zu beurteilen. Ich würde mich nicht wundern, wenn die sportliche Leitung in der Wintertransferperiode nachzubessern versucht. Vergessen sollten wir jedoch nicht, dass zur Rückrunde hoffentlich mit Maxi Beister ein weiterer, schneller und beweglicher Offensivspieler zurückkehrt, der seine Torgefährlichkeit bereits nachgewiesen hat.

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DFB-Pokal: Vorschau auf Hamburger SV – FC Bayern München

Heute Abend steht eine Paarung an, der ich unter normalen Umständen mit Spannung entgegenfiebern würde. HSV gegen Bayern,  Nord gegen Süd – was könnte es schöneres geben?! Doch heute ist alles anders, ganz anders. Heute steht dieses Duell unter ganz besonderen Vorzeichen.

Tor zur Welt gegen Weltstadt mit Herz – seit Jahren gab und gibt es diese Rivalität. Als Hamburger habe ich immer etwas neidisch gen Süden geblickt. Die da unten mit ihrem norditalienischen Flair, Bussi hier, Bussi da. Besseres Wetter haben sie sowieso und seien wir ehrlich, ist ein gepflegtes Bier am Chinesischen Turm im Englischen Garten nicht schöner als Flaschbier im Stadtpark? Odeonsplatz und Hofgarten im Sommer haben auch ihren Reiz, Marienplatz und Rathaus brauchen sich auch nicht vor unserem zu verstecken. Und dann sind die so verdammt erfolgreich! Ach, wie wäre es schön, wären die Rollen wie anfangs der achtziger Jahre vertauscht, bzw. wären wir wenigstens annähernd auf Augenhöhe!

Verblüfft erfuhr ich von Freunden aus München, dass auch die Münchner – zumindest früher – neidisch gen Norden schielten. Irgendwie ahnte man wohl, dass es bei ihnen zu Hause mit der Weltstadt nicht weit her ist. Vor dreißig Jahren wurden in München abends um zehn die Bürgersteige hochgeklappt, während man sich als junger Hamburger um diese Uhrzeit allenfalls zu überlegen begann, ob man sich jetzt schon auf den Weg in das Nachtleben machen sollte. Tempi passati.

Heute wird mir Angst und Bange. Längst haben uns die Münchner abgehängt. Erst gestern kam die Meldung, dass sie von der Allianz eine dreistellige Millionensumme erhalten, ohne dass man auch nur den Hauch einer Gefahr wittern könnte, dass sich die bekannte Führungsriege das Sagen aus der Hand nehmen lassen würde. Vielleicht die derzeit beste Mannschaft der Welt auf dem Platz und prallgefüllte Konten. Dazu ein ganzes Bündel aus Hochkarätern aus Sport, Wirtschaft und Politik an den jeweils richtigen Stellen – davon kann man als Hamburger seit Jahrzehnten nur träumen.

Unser Aufsichtsrat – ein beständiges Ärgernis, das den Verein auf vielfältigste Weise dem allgemeinen Gespött aussetzt. Club der Ahnunglosen ist wohl noch eine eher harmlose Bezeichnung. Seit Tagen sitzen sie ergebnislos zusammen, kündigen Sitzungen an und sagen sie wieder ab. Sie haben, das belegt die ihnen verweigerte Entlastung, das Vertauen der Mitgliederschaft verspielt. Sie kündigen (im Einzelfall) mit großem Getöse mehrfach ihren Rücktritt an, aber zurückgetreten ist nicht einer. Im  ganzen Rat nicht einer, dem ich wirkliche sportliche Kompetenz zusprechen mag. Nicht trocken hinter den Ohren, aber „la Paloma“ pfeifen. Erst ließ der AR (in anderer Besetzung) fast zwei Jahre die so eminent wichtige Stelle des Sportdirektors unbesetzt, dann schasste man nach zwei Jahren Arnesen, um Kreuzer zu holen. Nun will man Teile des Vorstandes, darunter eben dieser Kreuzer, entmachten, weil die den Trainer nicht feuern wollen. Und den will der AR bekanntlich mehrheitlich loswerden.

Nun ist es nachvollziehbar, dass man auch im Aufsichtsrat angesichts der sportlich zweifellos prekären Lage alarmiert ist. Aber es sei die Frage gestattet, was den Aufsichtsrat rein fachlich legitimiert ins operative Geschäft einzugreifen? Weil Hunke Tennis spielt? Weil Ertel auf der Ehrentribüne hockt? Weil Wulff diesen oder jenen Spielerberater kennt? Da kann ich nur müde, ganz müde lächeln. Aber der Aufsichtsrat des HSVs wäre nicht der Aufsichtsrat, wenn er sich einigen könnte. Kann er aber (noch) nicht. Ganz großes Kino! Vorstand und Trainer (und damit auch die Mannschaft und der Rest der Welt) wissen, dass ihre Tage gezählt sind, aber der Karren steckt tief festgefahren im Dreck. Es geht weder vor noch zurück. Saubere Arbeit, meine Herren und die Dame.

Die junge Mannschaft, seit sechs Spielen ohne jedes Erfolgserlebnis, musste jüngst erfahren, dass es auch und sogar in Hamburg Fans gibt, die irgendwann vollkommen die Kontrolle über sich selbst verlieren. Angriffe auf die Spieler selbst oder deren Eigentum – wann hat es das in Hamburg gegeben? Beschämend, prinzipiell unentschuldbar und dennoch verständlich.

So gehen wir also heute Abend in dieses traditionsreiche Duell. Möglicherweise eines der letzten, das wir uns mit diesem Rivalen in derselben Liga liefern dürfen. Mindestens auf Zeit. Wahnsinn! Derart haben sie unser Verein, den ruhmreichen Hamburger SV, abgewirtschaftet.

Ich weiß gar nicht, was ich erwarten soll. An einen Sieg zu glauben, scheint mir  angesichts der ungleichen Kräfteverhältnisse vermessen. Das Höchstmaß der Gefühle wäre wohl eine knappe Niederlage und eine respektable Leistung unserer Mannschaft. Ich befürchte jedoch, dass die uns Knoten in die Beine spielen. Und noch mehr fürchte ich in diesem Fall die Reaktion des Publikums. Nicht die der Vernünftigen, sondern die der Gewaltbereiten.

Werden wir aus unserem Stadion geschossen, so werden Köpfe rollen. Leider nicht auch die derjenigen, die den Verein seit Jahren fortgesetzt blamieren. Denn eins erscheint mir sicher: Mannschaft und Trainer sind (noch) erstklassig. Der Aufsichtsrat ist längst abgestiegen, bzw. war nie erstligareif. Werden wir also heute vorgeführt und abgeschossen, dann wird vermutlich mindestens die eine Stimme im Rat gewonnen, die bisher zur Installation Magaths fehlte. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob das nicht sogar inzwischen besser wäre. Menschlich kann ich es unverändert nur als äußerst schäbig bezeichnen, wie man mit Vorstand und Trainer umgeht. Daher hätte wenigstens das dann ein Ende. Frei nach dem Motto: lieber ein Ende mit Schrecken…

Der große HSV – wie tief bist Du gesunken?! Größe, wahre Größe erweist sich in der Niederlage. Indem man sie ggf. mannhaft erträgt und indem man fair bleibt. Und nicht, indem man randalierend durch die Gegend zieht! Auch wenn ich verstehe, dass man längst die Schnauze gestrichen voll hat. Wir woll’n Euch kämpfen seh’n? Ich will Hamburg kämpfen sehen! Um Anstand, Stil und Klasse! Finger weg von Spielern, Vorständen und, ja auch denen!, den Aufsichtsräten! Support bis zum letzten, dem allerletzten Spieltag für unsere Mannschaft! Keine Gewalt – weder im noch vor dem Stadion!  Bringt nicht noch mehr Schande über den Verein! Mit dem Rat der Ahnungslosen kann man spätestens bei den nächsten Wahlen demokratisch abrechnen. Ihr habt sie gewählt, also wählt sie wieder ab!

Mein Soundtrack für die Rückrunde: http://www.youtube.com/watch?v=AVsd4vZQPe0 Hörbefehl!