Emirates

Der neue AR und das nahende Ende der Schonfrist – Ein Kommentar zur Nachrichtenlage

Ursprünglich wollte ich heute meine Vorschau zum kommenden Spiel gegen Hannover schreiben. Da sich aber einiges angesammelt hat, verschiebe ich dies auf den nächsten Blogeintrag. Hier also mein Kommentar zu den letzten Pressemeldungen rund um den HSV:

Damit war ja leider zu rechnen. Nach der zweifellos misslungenen Heimpremiere gegen Paderborn rumort es schon wieder kräftig im Blätterwald.

Karl Gernandt forderte via BILD, den neuen Spielern eine Chance zu geben.

Inhaltlich ist dies aus meiner Sicht zunächst nicht zu bemängeln. Natürlich hat der Verein die neuen Spieler nicht verpflichtet, damit sie wochenlang auf der Bank versauern. Aber sowohl den Zeitpunkt als auch den Weg über die Öffentlichkeit halte ich für problematisch. Wenn man sich diesbezüglich im Aufsichtsrat sorgt, dann sollte man dies intern mit dem Trainer ansprechen.

Was ist denn passiert? Die Transfers von Holtby und Green wurden erst nach dem Spiel gegen Paderborn abgeschlossen. Müller stand Slomka verletzungsbedingt gar nicht zur Verfügung. Der neue brasilianische Innenverteidiger, Cléber Reis, war erst kurz zuvor aus dem Flieger geklettert. Er spricht kein Deutsch und muss sich auf einem neuen Kontinent, in einer neuen Kultur und in einer anderen Art Fußball zu spielen zurechtfinden. Stieber war in der Woche vor dem Spiel angeschlagen. Bliebe nur Ostrzolek, den Slomka von Anfang an gegen die Paderborner hätte aufstellen können. Die beiden Letztgenannten wurden zudem im Laufe der Partie von Slomka eingewechselt. Wo also ist der Fehler, Herr Gernandt, der ein derartiges Statement erforderlich machte?

Der neue Vorsitzende des Aufsichtsrates sollte sich m.M.n. grundsätzlich davor hüten, weiterhin den Verdacht zu nähren, er mische sich wie seine Vorgänger im alten AR in konkrete sportliche Fragestellungen ein. HSVPlus wurde nicht zuletzt auch gewählt, damit das endlich aufhört. Zumal höchst zweifelhaft sein dürfte, was Karl Gernandt zur Beurteilung sportlicher Fragen qualifizieren sollte…

Nogly meldet (ebenfalls) via BILD Zweifel an der Trainingsgestaltung an

Ich frage mich, was Peter Nogly da geritten hat?!  Einst war er ein von mir hochgeschätzter Fußballspieler. Jetzt ist er einfaches Mitglied des Aufsichtsrates. Mit Betonung auf einfach. Selbstverständlich hat er ein Recht auf seine Meinung. Noch viel mehr als für Gernandt, den Sprecher des Aufsichtsrates, gilt daher für ihn, dass er seine Meinung, sofern sie das operative Geschäft und/oder die Aufgabenbereiche des jeweiligen Trainers betrifft, ausschließlich intern zu äußern hat. Punkt.

Man mag darüber trefflich streiten, ob Treppenläufe mit Bleiweste an einem Mittwoch – das Spiel fand bekanntlich erst am Samstag statt – sinnvoll sind. Die Niederlage aber an fehlender „Spritzigkeit“ aufgrund falschem Trainings festzumachen, halte ich für falsch. Es stand, von Behrami einmal abgesehen, die alte Mannschaft auf dem Platz. Warum dies der Fall gewesen ist, dies lässt sich (s.o.) erklären. Mit dieser Mannschaft aber, das kann man inzwischen getrost als erwiesen ansehen, ließ sich kaum ein Blumentopf gewinnen. Auch deswegen wurde schließlich personell massiv nachgebessert, oder etwa nicht?! Ich behaupte daher: auch ohne Treppenläufe hätte diese Truppe verloren. Krasse individuelle Fehler (wie Arslans Ballverlust vor dem 0:1; Rudnevs Fehlpass vor dem 0:2) und kollektiv-taktische Fehler (u.a. fehlende Absicherung) hat man von dieser Mannschaft wiederholt gesehen – ohne zuvor absolvierte Treppenläufe.

Das Training war zu lasch, nun ist es angeblich zu hart. Jeder gibt seinen Senf dazu. Mich nervt ’s! Lasst den Trainer, egal wie der heißt, seine Arbeit machen! Wenn Ihr Slomka nicht vertraut, liebe Leute beim HSV,  dann war es in meinen Augen schon ein schwerer Fehler, mit ihm überhaupt in die neue Saison zu starten. Euer Fehler, wohlgemerkt! Schon den aufkommenden Verdacht, dass hier ein Trainer via BILD langsam sturmreif geschossen werden soll, halte ich jedenfalls für fatal.

Selbstverständlich, etwas anderes anzunehmen wäre ja sträflich naiv, muss (auch) ein Slomka bald Punkte holen. Aber zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison habe ich kein Verständnis für derartige Äußerungen.

Der neue Aufsichtsrat sollte tunlichst beachten, dass die Schonfrist für neue Amtsinhaber üblicherweise auf 100 Tage begrenzt ist. Wenn das in dieser Form mit den öffentlichen Äußerungen so weitergeht, dürfte man nicht nur bei mir eine Menge Kredit innerhalb kürzester Zeit verspielt haben.

Der Sponsor Emirates und der Druck, den er angeblich jetzt auf den HSV ausübt

Der AR war in diesem Zusammenhang nicht involviert. Ich möchte diese Artikel dennoch kurz kommentieren.

Da äußert ein Sponsor, dass man eher nicht mit dem HSV in die 2. Liga gehen würde. Und dass man (der Vertrag läuft im kommenden Sommer aus) nun die sportliche Entwicklung abwarten wolle, schon heißt es in der Presse, der Sponsor setze den HSV unter Druck. Herrschaftszeiten! Glaubt wirklich irgendjemand, dass Sponsoring unabhängig von der öffentlichen Wahrnehmung des Vereins funktioniert? Glaubt irgendjemand, dass Unternehmen ihr Engagement im Profifußball nicht vom sportlichen Erfolg abhängig machen? Unfug! Diese Art Druck ist für jeden Verein der Liga grundsätzlich allgegenwärtig. Druck, der tatsächlichen Nachrichtenwert besäße, würde nur  aufgebaut, wenn das Unternehmen Emirates etwa geäußert hätte: „Sollte der HSV am Ende dieser Spielzeit nicht Tabellenplatz „X“ erreichen, werden wir in keinem Fall den Vertrag verlängern“ – dies aber war mitnichten zu vernehmen! Mit anderen Worten: Hier wurden aus selbstverständlichen Äußerungen mehr oder minder reißerische Artikel konstruiert. Das sagt am Ende mehr über die beteiligten Medien aus, als über die Beziehung zwischen Emirates und dem HSV.

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