Magath

Grundsätzliches

„Was ich ebenfalls bedenklich finde ist, dass der HSV zu wenig Punkte macht, gute oder halbgute Leistungen, die mit knappen Niederlagen enden sind nichts wert. Wir machen zu wenig Tore, selbst wenn wir gute Konterchancen haben ist die Chancenauswertung schlecht (BVB – Spiel)“

Diese Sätze aus einem Kommentar zu meinem letzten Artikel treffen es in meinen Augen ganz gut, wenn es darum geht, die gegenwärtigen Probleme des HSV zu benennen. Wer wollte es auch bestreiten?! Nur drei selbst erzielte Tore nach bereits neun Spieltagen, und am Ende der bisher absolvierten Spieltage fehlten Punkte. Selbst gegen keineswegs unbezwingbar einzuschätzende Gegner (wie z.B. Köln, Paderborn oder die Hertha) musste man sich mit einem torlosen Remis begnügen, oder  man verlor am Ende sogar deutlich und absolut zurecht.

Beides, die bisher ungenügende offensive Durchschlagskraft und die fehlenden Punkte, ist zweifellos besorgniserregend. Punkt.

Etwas anders sehe ich es im Bezug auf die Behauptung, gute oder halb gute Leistungen, die in Niederlagen münden, seien nichts wert. Tabellarisch bleibt auch dies unbestreitbar richtig, aber die Analyse der Leistungsentwicklung einer Mannschaft und damit auch der Arbeit eines Trainers darf sich nicht ausschließlich auf Resultate und Tabellenstände beziehen. Das ist mir zu vordergründig.

Was wie ein Freifahrtschein für Zinnbauer missverstanden werden kann, ist ausdrücklich so nicht gemeint. Auch er ist am Ende an Ergebnissen zu messen. Niemandem wäre damit gedient, würde die Mannschaft unter seiner Leitung zwar gut spielen, am Ende der Saison jedoch sang und klanglos absteigen. Dennoch halte ich es für wichtig, ob Niederlagen aufgrund schlechter Leistungen wie gegen Hertha zustande kommen, bzw. gegen wen (FC Bayern München) verloren wird.  Wann, wie und gegen wen dürfen nicht vollkommen ignoriert werden. Auch die Auswirkungen der unbestreitbar katastrophalen letzten Saison müssen berücksichtigt werden. Nicht nur für die mentale Verfassung der Mannschaft, sondern auch in den Köpfen der Betrachter.

„Gegen wen will der HSV denn überhaupt gewinnen?“, wurde ich gefragt. Auf den ersten Blick und angesichts bisher ausbleibender Punkte erscheint auch mir dies als eine mehr als berechtigte Frage. Bewusst oder unbewusst addiert man die Pleiten, auch die der letzten Saison!, und schon scheint sich nichts zum positiven zu verändern. Mehrheitlich beziehen wir uns dabei alle auch auf eine boulevardeske Sportberichterstattung, die nur allzu gern auch aus s.g. „Serien“ Schlagzeilen strickt. Der Trainer, der seit x Spielen auswärts nicht gewann, der Torjäger der seit x Minuten nicht traf – man kennt das. Und dann gewinnt der HSV auswärts gegen den BvB. Alle Schlagzeilen, alle Serien wirken plötzlich albern und hinfällig.

Jetzt geht es aufwärts, der sprichwörtliche Knoten scheint geplatzt, denkt man hoffnungsfroh. Doch so einfach ist eben nicht, es folgen weitere Rückschläge. Plötzlich erscheint ein achtbares 0:0 gegen Bayern in der Liga und ein Auswärtssieg gegen zuvor hoch favorisierte Dortmunder fast wertlos. Der Gegner war eben schwach, der HSV keinesfalls tatsächlich gut. Nichts habe sich in  Wahrheit geändert, schon gar nicht zum besseren. Eine Handschrift Zinnbauers sei nicht zu erkennen.

Was als vermeintlich objektive Sachbotschaft daherkommt, ist zunächst nur Selbstauskunft der Verfasser. Oder um es mit einem Zitat Favres zum Fußball-Journalismus auszudrücken: Wer schreibt, was er alles weiß, zeigt immer auch, was er nicht weiß. Das gilt natürlich auch für mich und meine Einschätzung.

Mein Eindruck ist, dass das Erkennen einer s.g. Handschrift des Trainers mehrheitlich über positive Resultate erfolgt. Gewinnt die Mannschaft, glauben fast alle, diese ominöse Handschrift zu erkennen. Verliert sie, dann ist sie angeblich nicht vorhanden. Damit verbinde ich keinen Vorwurf, denn dieses Phänomen ist auch Folge einer größtenteils oberflächlichen, sensationsheischenden medialen Berichterstattung. Und worauf sonst sollte die Meinungsbildung der Masse beruhen?

Tatsächlich belegbar scheint, dass sich Trainerwechsel vor allem kurzfristig auswirken. Auf längere Sicht scheinen u.a. die grundsätzlichen Möglichkeiten ausschlaggebend zu sein, die durch die Zusammenstellung des jeweiligen Kaders vorgegeben werden. Dennoch ist nicht unwichtig, wer eine Mannschaft wie trainiert.

Neben der viel, viel zu lange ungenügenden, systematischen Entwicklung des HSV-Kaders durch einen Sportdirektor, wirkt sich bei der aktuellen Mannschaft in meinen Augen unverändert der Schlingerkurs des Vereins negativ aus. Jeder Trainer der Vergangenheit holte sich sein bevorzugtes Personal, versuchte seine Vorstellungen vom Fußball zu verwirklichen. Beides wurde dann vom jeweiligen Nachfolger mit zum Teil grotesken Folgen über den Haufen geworfen. So besteht der aktuelle Kader unverändert aus Spielern, die nicht nur die finanzielle Bilanz belasten, sondern deren sportlicher Nutzen für das, was der Club nunmehr angestrebt, ungewiss erscheint. Ein konzeptioneller, kostenintensiver Flickenteppich. Insofern bin ich der Meinung, dass der Verweis auf den angeblich fünftteuersten Kader der Liga in die Irre führt.

Jeder Trainer hat nicht nur Spuren bei der Zusammenstellung des Kaders hinterlassen. Auf den Ballbesitz orientierten Fußball Finks folgte, klammern wir das Intermezzo van Marwijk einmal aus, der das schnelle Umschaltspiel favorisierende  Slomka. Dessen Nachfolger Zinnbauer bekennt sich nun wieder zu einer dominant-offensiven Spielweise. Dabei ist zu berücksichtigen, dass hier das Übel nicht nur in einer grundsätzlich widersprüchlichen taktischen Ausrichtung zu vermuten ist. Der Teufel lauert auch im Detail. Schon die Viererkette kann man auf unterschiedliche Weise spielen lassen. Auch Raumdeckung ist nicht gleich Raumdeckung usw. usf.

Nicht von ungefähr, ich erwähnte dies in einem meiner vorangegangenen Einträge bereits, stellte der Trainer des SC Freiburg, Christian Streich, fest, dass es Jahre benötige, um einer Mannschaft ein System tatsächlich zu vermitteln. Bis dahin, so füge ich hinzu, lässt sich u.a. ein Phänomen menschlichen Lernens beobachten. Denn Training ist auch systematisches Lernen unter kontrollierten Bedingungen.

Bevor ein bestimmtes Verhalten in Fleisch und Blut übergeht und damit auch unter Wettkampfdruck konstant abgerufen werden kann, erfolgen Zwischenschritte. Beispielsweise klappt etwas bereits im Training, kann aber unter dem ungleich höheren Stress des realen Wettkampfes noch nicht, jedenfalls nicht stabil, umgesetzt werden. Wenn ich zudem einen Kader, und dies ist für einen Teil des aktuellen HSV m.E. zu unterstellen, sowohl in der grundsätzlichen Ausrichtung als auch im Detail mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen konfrontiere, dann bleiben auch Lerninhalte z.T. bruchstückhaft oder gar widersprüchlich. Wenn ich also grundsätzlich für Kontinuität plädiere, dann nicht um ihrer selbst willen. Zinnbauer hat auch für mich keine Narrenfreiheit. Man kann aber nicht jahrelang zurecht die permanenten Trainerwechsel kritisieren und nun schon wieder einem Trainerwechsel das Wort reden.

Ich bleibe dabei: Bayern darf nicht der Maßstab für den HSV sein. Bis der HSV auch nur annähernd mit dem Branchenprimus konkurrenzfähig sein wird, vergehen noch Jahre. Mehrere Jahre. Wer daher beklagt, dass man mit einer 1:3-Niederlage bereits zufrieden sei, der verkennt vollkommen, dass es sich bei der angeblichen Ausgeglichenheit der Bundesliga um eine durchsichtige Marketing-Lüge handelt. Die Bayern sind dem Rest der Liga vollkommen enteilt.

Ob nun Tuchel, Hiddink, Mourinho, Magath oder Zinnbauer – wer glaubt, dass sich durch Handauflegen vermeintlicher Wundertrainer der Erfolg einstellt, der irrt in meinen Augen. Gründlich.

Die Bundesliga, auch dies bleibt selbstverständlich unbestreitbar, wartet auf niemanden. Zinnbauers Arbeit bleibt daher auch von Resultaten abhängig. Um seine Arbeit jedoch tatsächlich bewerten zu können, sollte man eine Vielzahl von Faktoren zur Kenntnis nehmen, die sich dem Außenstehenden im Regelfall entziehen. Ich reklamiere für mich keineswegs, unzweifelhaft im Besitz der letzten Wahrheit zu sein. Gleichwohl verweise ich darauf, dass die Dinge vielschichtiger und deutlich komplizierter liegen, als es so mancher, aus welchen Motiven auch immer, wahrhaben möchte. Skepsis scheint mir angebracht, Hysterie jedoch nicht.

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Saisonbilanz der Führungskräfte des Hamburger Sportvereins

Der Aufsichtsrat:

Club der Ahnungslosen“ und „Club der Schwätzer“. Die sportliche Ahnungslosigkeit wurde nur vom Geltungs- und Mitteilungsbedürfnis dieses Gremiums übertroffen. Selbst wenn es gar nichts mitzuteilen gab, wurde darauf gepocht, dass nur der Vorsitzende des Rates (statt des Mediendirektors) dies der wartenden Presse mitteilen dürfe. Was einzelnen Mitgliedern an Sachverstand, offensichtlich auch an Charakter und Anstand fehlte, machten sie mühelos mit der Geschwindigkeit ihrer Finger bei Kurzmitteilungen wett, mit welchen sie Interna noch aus laufenden Sitzungen nach außen durchsteckten. Erschütternd, skandalös.

Manfred Ertel,  ehemaliger AR-Vorsitzender, machte ungeniert Wahlkampf für die s.g. HSV-Reform von der, warum wohl, warum?!, inzwischen selbst die meisten ihrer ehemaligen prominenten Befürworter nichts mehr wissen wollen.  Abenteuerliche Behauptungen („Der HSV als beneidetes Vorbild in Europa“), irrwitzige Lösungsansätze („Verkauf des Stadions oder Stadionnamens“, „Sanierung über die Teilnahme an der EL“) oder unglaubliche Verharmlosung, bzw. schlichte Irreführung („Der HSV hat kein Schuldenproblem, allenfalls ein Liquiditätsproblem“) – Ertels Amtszeit steht sinnbildlich für das Grundproblem des Hamburger Sportvereins in seiner noch bestehenden Struktur. Katastrophal.

Jens Meier, sein Nachfolger als Vorsitzender, ruinierte seinen zuvor tadellosen Ruf in Windeseile, nachdem durchsickerte, dass Teile des Rates hinter den Kulissen satzungswidrig ins operative Geschäft eingreifen und Magath installieren wollten. Dieses Gremium verfehlt seit vielen Jahren jedes Jahr erneut deutlich das Klassenziel. Im Grunde sind alle Namen für zukünftige Posten im Verein verbrannt. Ich hoffe, dass man wenigstens jetzt so viel Anstand besitzt und geschlossen zurücktritt.

Der Vorstand:

Carl-Edgar Jarchow war erst Übergangslösung, erhielt dann aber einen langfristigen Vertrag. Begründung: Er habe „Ruhe in den Verein“ gebracht. Wer um den schon lange schwelenden, zum Teil mit äußerst harten Bandagen ausgefochtenen Richtungsstreit innerhalb des Vereins wusste, konnte bereits damals darüber bestenfalls nur lachen. Jeder wäre wohl an dieser Aufgabe gescheitert. Hier hilft nur eine grundsätzliche, demokratische Richtungsentscheidung, wie sie die Mitglieder prinzipiell bereits im Januar getroffen haben. Die zwischenzeitliche Ruhe war trügerisch, keinesfalls das Verdienst Jarchows, was man ihm aber aus besagten Gründen auch nicht vorwerfen darf. Vorwerfbar bleibt aber vor allem, dass Jarchow drei Jahre in Folge das negative Eigenkapital insgesamt um über 450 (in Worten: vierhundertundfünfzig!) Prozent auf über 20 Millionen Euro gesteigert hat. Dafür trägt vor allem er die Verantwortung, wenn auch nicht allein. Allein dieses desaströse finanzielle Ergebnis wäre in der freien Wirtschaft Anlass genug, um unverzüglich von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Zudem fiel er immer wieder mit absolut die Realität verkennenden und daher unqualifizierten Kommentaren zur sportlichen Zielsetzung und Lage auf. So wähnte er den HSV auf Augenhöhe mit dem FC Schalke 04, oder setzte, obwohl es gute Gründe genug gegeben hätte, den Ball sportlich flach zu halten, seinen damaligen Trainer mit der Zielvorgabe („Platz 6“) unter Druck. Schon damit legte er den Grundstein für die schnell aufkommende und sich stetig steigernde Unruhe, als der Saisonauftakt verpatzt wurde. Den daraus früh resultierenden Handlungsdruck, den er dann als Begründung für die Entlassung Finks anführte, den hat er im Wesentlichen selbst zu verantworten. Gescheitert.

Joachim Hilke: War und ist für das Marketing zuständig. Die Aufgabe, angesichts eines desolaten Saisonverlaufs den im Grunde zu erwartenden, folgerichtigen Einbruch der Erträge in diesem Bereich einzudämmen, hat er allem Anschein nach gemeistert. In der Öffentlichkeit einer der wenigen in leitender Position, die sich angenehm zurücknahmen. Hatte als erster und bis dahin einziger im Vorstand den Mut, den Mitgliedern des Vereins im Januar durch eine bemerkenswerte Rede reinen Wein einzuschenken. Allein dafür schon gebührt ihm mein Dank.

Oliver Kreuzer: Als Sportdirektor mindestens zunächst heillos überfordert. Holte bereits in der Saisonvorbereitung, zu diesem Zeitpunkt also ohne jede tatsächliche Not, alle schweren verbalen Geschütze aus dem Arsenal. Als es dann wirklich ernst wurde, mochte ihm praktisch schon keiner mehr zuhören. Hatte die Aufgabe, die Kaderkosten deutlich zu reduzieren. Verfehlte (auch) dieses Ziel deutlich. Setzte mit Bert van Marwijk auf einen großen Namen, dessen Trainingsauffassung in der Branche allseits bekannt ist. Verantwortet damit nicht nur dessen (dem Vernehmen nach) großzügige Abfindungszahlung von angeblich rund 2 Millionen Euro, sondern verpflichtete stets, was die jeweiligen Trainer wünschten: Zoua, Bouy und John. Wo da das eigene Netzwerk, die eigene Expertise war, das darf man getrost fragen. Verfehlte mit dieser Arbeitsweise, was zukünftig oberstes sportliches Gesetz in Hamburg sein muss: Der Verein muss die Vorgabe, die sportliche Philosophie bestimmen, nicht das jeweils gerade handelnde Personal. Stemmte sich auch nicht erkennbar gegen die Asienreise, obwohl bereits damals die sportliche Situation höchst alarmierend wirkte und eine konzentrierte Rückrundenvorbereitung mehr als angebracht gewesen wäre. Trägt damit eine Mitschuld an der schlechten körperlichen und taktischen Verfassung der Mannschaft. Klassenziel verfehlt.

Oliver Scheel: Die Pflege der Mitgliederbelange in einem derart großen Verein mit so unterschiedlichen Strömungen ist immer problematisch. Angesichts des längst offen ausgebrochenen Richtungsstreits halte ich mich daher mit einer Bewertung zurück.

Die Trainer:

Thorsten Fink hatte zu Beginn seiner Amtszeit die Aufgabe, den Verein vor dem Abstieg zu retten. Nachdem ihm dies gelang, sollte er den Verein in der Folgesaison im Mittelfeld der Tabelle stabilisieren, was ihm mit Platz 7 ebenfalls gelang. Verpatzte mit seiner Mannschaft den Saisonauftakt und wurde nach nur einem Punkt aus fünf Spielen entlassen. Fink muss sich fragen lassen, ob seine taktisch anspruchsvolle Spielanlage mit diesem Kader wirklich erfolgreich gespielt werden kann. Zwar wird er dies vermutlich unverändert behaupten, dennoch war schon in der Rückrunde der vorangegangenen Saison, spätestens aber zum Saisonauftakt zu sehen, dass das Spiel der Hamburger arg schematisch war. Es verwundert daher nicht, dass die gegnerischen Trainer keine größeren Probleme hatten, diese Spielanlage mühelos und erfolgreich zu dechiffrieren. War für die enorm wichtige Sommervorbereitung verantwortlich. Dass diese, vorsichtig formuliert, nicht optimal gewesen sein kann, belegt neben vielem anderen mehr die körperliche Verfassung der Spieler. Sollte besser selbstkritisch reflektieren, anstatt trotzige und selbstgerechte Interviews zu geben. Bleibt ein Trainer mit einem interessanten Ansatz, ist aber keineswegs frei von jeder Schuld, wie er suggerieren möchte.

Bert van Marwijk: Kam als namhafter Retter und setzte vor allem auf intensive Verbesserung des Passspiels. Eine Arbeit im mentalen Bereich fand, jedenfalls von außen erkennbar, nicht statt. Nach kurzem Aufschwung war es vorbei mit der Herrlichkeit. Wirkte schnell desillusioniert (angesichts der Verhältnisse). Gab sein Einverständnis für die Asienreise und trägt damit als für die sportlichen Belange unmittelbar zuständiger Trainer die Hauptverantwortung. Wehrte sich in meinen Augen zurecht gegen symbolische bzw. aktionistische Maßnahmen (Straftraining), konnte der Mannschaft augenscheinlich aber auch keine Lösungswege aufzeigen. Zum Teil gröbste spieltaktische Fehler einzelner Spieler (Arslan, Calhanoglu etc.) liegen auch im Zuständigkeits- und Verantwortungsbereich der Trainer. So etwas kann man grundsätzlich abstellen, wenn man daran arbeitet… Trägt auch einen Teil der Verantwortung für schwerste personelle Fehlentscheidungen (Rudnevs), die dann weitere Fehlentscheidungen fast zwangsläufig nach sich zogen (John und Bouy).

Mirko Slomka: Geholt als letzte Patrone, um den HSV doch noch zu retten. Fand einen Kader vor, dessen personelle Zusamensetzung  er nicht zu verantworten hat. Für die schlechte körperliche und mentale Verfassung der Spieler war er ebenfalls nicht verantwortlich. Kommunizierte vorbildlich und strahlte in einem zunehmend hektischen und ängstlichen Umfeld stets Zuversicht und Ruhe aus. Ließ wettkampf- und problemorientiert trainieren. Er setzte fort, was van Marwijk schon in Ansätzen gemacht hatte: Er holte jene zurück, die vor allem von Sportdirektor Kreuzer („Kein zurück, andernfalls machen wir uns ja lächerlich“) eigentlich endgültig aussortiert worden waren. Rajkovics, Mancienne, aber auch Tesche haben ihren Anteil daran, dass dem HSV mit viel, viel Glück doch noch die Rettung vor dem Abstieg gelang. Kleines Manko bei Slomkas Bewertung bleibt für mich allerdings unverändert seine Nähe zum Hokuspokus des s.g. Geistheilers. Insgesamt, auch wenn der Boulevard ihm die sieglosen Auswärtsspiele unverändert vorrechnet, wirkt Mirko Slomka jedoch so, als könne sich hier erstmalig nach längerer Zeit ein Trainer in dem zur Hysterie neigenden hamburger Umfeld für längere Zeit behaupten. Hat als einer von ganz wenigen Führungskräften (s.o.) mindestes eine weitere Amtszeit verdient.