Bouy

Saisonbilanz der Führungskräfte des Hamburger Sportvereins

Der Aufsichtsrat:

Club der Ahnungslosen“ und „Club der Schwätzer“. Die sportliche Ahnungslosigkeit wurde nur vom Geltungs- und Mitteilungsbedürfnis dieses Gremiums übertroffen. Selbst wenn es gar nichts mitzuteilen gab, wurde darauf gepocht, dass nur der Vorsitzende des Rates (statt des Mediendirektors) dies der wartenden Presse mitteilen dürfe. Was einzelnen Mitgliedern an Sachverstand, offensichtlich auch an Charakter und Anstand fehlte, machten sie mühelos mit der Geschwindigkeit ihrer Finger bei Kurzmitteilungen wett, mit welchen sie Interna noch aus laufenden Sitzungen nach außen durchsteckten. Erschütternd, skandalös.

Manfred Ertel,  ehemaliger AR-Vorsitzender, machte ungeniert Wahlkampf für die s.g. HSV-Reform von der, warum wohl, warum?!, inzwischen selbst die meisten ihrer ehemaligen prominenten Befürworter nichts mehr wissen wollen.  Abenteuerliche Behauptungen („Der HSV als beneidetes Vorbild in Europa“), irrwitzige Lösungsansätze („Verkauf des Stadions oder Stadionnamens“, „Sanierung über die Teilnahme an der EL“) oder unglaubliche Verharmlosung, bzw. schlichte Irreführung („Der HSV hat kein Schuldenproblem, allenfalls ein Liquiditätsproblem“) – Ertels Amtszeit steht sinnbildlich für das Grundproblem des Hamburger Sportvereins in seiner noch bestehenden Struktur. Katastrophal.

Jens Meier, sein Nachfolger als Vorsitzender, ruinierte seinen zuvor tadellosen Ruf in Windeseile, nachdem durchsickerte, dass Teile des Rates hinter den Kulissen satzungswidrig ins operative Geschäft eingreifen und Magath installieren wollten. Dieses Gremium verfehlt seit vielen Jahren jedes Jahr erneut deutlich das Klassenziel. Im Grunde sind alle Namen für zukünftige Posten im Verein verbrannt. Ich hoffe, dass man wenigstens jetzt so viel Anstand besitzt und geschlossen zurücktritt.

Der Vorstand:

Carl-Edgar Jarchow war erst Übergangslösung, erhielt dann aber einen langfristigen Vertrag. Begründung: Er habe „Ruhe in den Verein“ gebracht. Wer um den schon lange schwelenden, zum Teil mit äußerst harten Bandagen ausgefochtenen Richtungsstreit innerhalb des Vereins wusste, konnte bereits damals darüber bestenfalls nur lachen. Jeder wäre wohl an dieser Aufgabe gescheitert. Hier hilft nur eine grundsätzliche, demokratische Richtungsentscheidung, wie sie die Mitglieder prinzipiell bereits im Januar getroffen haben. Die zwischenzeitliche Ruhe war trügerisch, keinesfalls das Verdienst Jarchows, was man ihm aber aus besagten Gründen auch nicht vorwerfen darf. Vorwerfbar bleibt aber vor allem, dass Jarchow drei Jahre in Folge das negative Eigenkapital insgesamt um über 450 (in Worten: vierhundertundfünfzig!) Prozent auf über 20 Millionen Euro gesteigert hat. Dafür trägt vor allem er die Verantwortung, wenn auch nicht allein. Allein dieses desaströse finanzielle Ergebnis wäre in der freien Wirtschaft Anlass genug, um unverzüglich von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Zudem fiel er immer wieder mit absolut die Realität verkennenden und daher unqualifizierten Kommentaren zur sportlichen Zielsetzung und Lage auf. So wähnte er den HSV auf Augenhöhe mit dem FC Schalke 04, oder setzte, obwohl es gute Gründe genug gegeben hätte, den Ball sportlich flach zu halten, seinen damaligen Trainer mit der Zielvorgabe („Platz 6“) unter Druck. Schon damit legte er den Grundstein für die schnell aufkommende und sich stetig steigernde Unruhe, als der Saisonauftakt verpatzt wurde. Den daraus früh resultierenden Handlungsdruck, den er dann als Begründung für die Entlassung Finks anführte, den hat er im Wesentlichen selbst zu verantworten. Gescheitert.

Joachim Hilke: War und ist für das Marketing zuständig. Die Aufgabe, angesichts eines desolaten Saisonverlaufs den im Grunde zu erwartenden, folgerichtigen Einbruch der Erträge in diesem Bereich einzudämmen, hat er allem Anschein nach gemeistert. In der Öffentlichkeit einer der wenigen in leitender Position, die sich angenehm zurücknahmen. Hatte als erster und bis dahin einziger im Vorstand den Mut, den Mitgliedern des Vereins im Januar durch eine bemerkenswerte Rede reinen Wein einzuschenken. Allein dafür schon gebührt ihm mein Dank.

Oliver Kreuzer: Als Sportdirektor mindestens zunächst heillos überfordert. Holte bereits in der Saisonvorbereitung, zu diesem Zeitpunkt also ohne jede tatsächliche Not, alle schweren verbalen Geschütze aus dem Arsenal. Als es dann wirklich ernst wurde, mochte ihm praktisch schon keiner mehr zuhören. Hatte die Aufgabe, die Kaderkosten deutlich zu reduzieren. Verfehlte (auch) dieses Ziel deutlich. Setzte mit Bert van Marwijk auf einen großen Namen, dessen Trainingsauffassung in der Branche allseits bekannt ist. Verantwortet damit nicht nur dessen (dem Vernehmen nach) großzügige Abfindungszahlung von angeblich rund 2 Millionen Euro, sondern verpflichtete stets, was die jeweiligen Trainer wünschten: Zoua, Bouy und John. Wo da das eigene Netzwerk, die eigene Expertise war, das darf man getrost fragen. Verfehlte mit dieser Arbeitsweise, was zukünftig oberstes sportliches Gesetz in Hamburg sein muss: Der Verein muss die Vorgabe, die sportliche Philosophie bestimmen, nicht das jeweils gerade handelnde Personal. Stemmte sich auch nicht erkennbar gegen die Asienreise, obwohl bereits damals die sportliche Situation höchst alarmierend wirkte und eine konzentrierte Rückrundenvorbereitung mehr als angebracht gewesen wäre. Trägt damit eine Mitschuld an der schlechten körperlichen und taktischen Verfassung der Mannschaft. Klassenziel verfehlt.

Oliver Scheel: Die Pflege der Mitgliederbelange in einem derart großen Verein mit so unterschiedlichen Strömungen ist immer problematisch. Angesichts des längst offen ausgebrochenen Richtungsstreits halte ich mich daher mit einer Bewertung zurück.

Die Trainer:

Thorsten Fink hatte zu Beginn seiner Amtszeit die Aufgabe, den Verein vor dem Abstieg zu retten. Nachdem ihm dies gelang, sollte er den Verein in der Folgesaison im Mittelfeld der Tabelle stabilisieren, was ihm mit Platz 7 ebenfalls gelang. Verpatzte mit seiner Mannschaft den Saisonauftakt und wurde nach nur einem Punkt aus fünf Spielen entlassen. Fink muss sich fragen lassen, ob seine taktisch anspruchsvolle Spielanlage mit diesem Kader wirklich erfolgreich gespielt werden kann. Zwar wird er dies vermutlich unverändert behaupten, dennoch war schon in der Rückrunde der vorangegangenen Saison, spätestens aber zum Saisonauftakt zu sehen, dass das Spiel der Hamburger arg schematisch war. Es verwundert daher nicht, dass die gegnerischen Trainer keine größeren Probleme hatten, diese Spielanlage mühelos und erfolgreich zu dechiffrieren. War für die enorm wichtige Sommervorbereitung verantwortlich. Dass diese, vorsichtig formuliert, nicht optimal gewesen sein kann, belegt neben vielem anderen mehr die körperliche Verfassung der Spieler. Sollte besser selbstkritisch reflektieren, anstatt trotzige und selbstgerechte Interviews zu geben. Bleibt ein Trainer mit einem interessanten Ansatz, ist aber keineswegs frei von jeder Schuld, wie er suggerieren möchte.

Bert van Marwijk: Kam als namhafter Retter und setzte vor allem auf intensive Verbesserung des Passspiels. Eine Arbeit im mentalen Bereich fand, jedenfalls von außen erkennbar, nicht statt. Nach kurzem Aufschwung war es vorbei mit der Herrlichkeit. Wirkte schnell desillusioniert (angesichts der Verhältnisse). Gab sein Einverständnis für die Asienreise und trägt damit als für die sportlichen Belange unmittelbar zuständiger Trainer die Hauptverantwortung. Wehrte sich in meinen Augen zurecht gegen symbolische bzw. aktionistische Maßnahmen (Straftraining), konnte der Mannschaft augenscheinlich aber auch keine Lösungswege aufzeigen. Zum Teil gröbste spieltaktische Fehler einzelner Spieler (Arslan, Calhanoglu etc.) liegen auch im Zuständigkeits- und Verantwortungsbereich der Trainer. So etwas kann man grundsätzlich abstellen, wenn man daran arbeitet… Trägt auch einen Teil der Verantwortung für schwerste personelle Fehlentscheidungen (Rudnevs), die dann weitere Fehlentscheidungen fast zwangsläufig nach sich zogen (John und Bouy).

Mirko Slomka: Geholt als letzte Patrone, um den HSV doch noch zu retten. Fand einen Kader vor, dessen personelle Zusamensetzung  er nicht zu verantworten hat. Für die schlechte körperliche und mentale Verfassung der Spieler war er ebenfalls nicht verantwortlich. Kommunizierte vorbildlich und strahlte in einem zunehmend hektischen und ängstlichen Umfeld stets Zuversicht und Ruhe aus. Ließ wettkampf- und problemorientiert trainieren. Er setzte fort, was van Marwijk schon in Ansätzen gemacht hatte: Er holte jene zurück, die vor allem von Sportdirektor Kreuzer („Kein zurück, andernfalls machen wir uns ja lächerlich“) eigentlich endgültig aussortiert worden waren. Rajkovics, Mancienne, aber auch Tesche haben ihren Anteil daran, dass dem HSV mit viel, viel Glück doch noch die Rettung vor dem Abstieg gelang. Kleines Manko bei Slomkas Bewertung bleibt für mich allerdings unverändert seine Nähe zum Hokuspokus des s.g. Geistheilers. Insgesamt, auch wenn der Boulevard ihm die sieglosen Auswärtsspiele unverändert vorrechnet, wirkt Mirko Slomka jedoch so, als könne sich hier erstmalig nach längerer Zeit ein Trainer in dem zur Hysterie neigenden hamburger Umfeld für längere Zeit behaupten. Hat als einer von ganz wenigen Führungskräften (s.o.) mindestes eine weitere Amtszeit verdient.

Werbung

Kaderbewertung und -perspektive beim Hamburger Sportverein

Bevor ich mich den (sportlich) Verantwortlichen widme, hier eine kurze Bewertung der Saisonleistung und der Perspektive des HSV-Kaders:

René Adler, 29 (TW), Vertrag bis 2017
Gemessen an den überragenden Leistungen der Vorsaison spielte er eine enttäuschende Serie. Acht schwere Torwartfehler kosteten ihn die Teilnahme an der WM. Seine z.T. spielentscheidenden Aussetzer (Braunschweig!) hatten ihren Anteil an dem desaströsen Saisonverlauf. Nicht mehr befriedigend.

Jaroslav Drobny, 34 (TW), Vertrag bis 2015
Der Torwart 1B. Kam nur bei Verletzungen Adlers zum Einsatz. Bei seinen insgesamt 7 Einsätzen stets ordentlich bis gut.

Sven Neuhaus, 36,(TW), Vertrag läuft aus
Für mich nicht zu bewerten.

Florian Stritzel, 20 (TW), Vertrag läuft aus
Für mich nicht zu bewerten.

Jonathan Tah, 18 (IV),Vertrag bis 2018
Spielte noch als Siebzehnjähriger eine ordentliche bis gute erste Halbserie. Dannn rückte sein Abitur näher und er damit aus der Stammformation. Großes Talent.

Heiko Westermann, 30 (IV), Vertrag bis 2015
Der Abwehrallrounder. Charakterlich wohl einer der besten Spieler im Kader. Stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft, ist vielseitig einsetzbar und übernimmt Verantwortung. Seine regelmäßigen technischen Fehler bleiben ein Ärgernis, wurden aber z.T. auch erst durch die Tatsache provoziert, dass andere abtauchten. Ist somit auch ein klein wenig „Opfer“ einer nicht funktionierenden Mannschaft, auch wenn er an der unbefriedigenden Mannschaftsleistung selbst beteiligt gewesen ist.

Johan Djourou, 27 (IV), Vertrag bis 2016
Begann als Zitterfuß. Bei ihm scheint die Detailfrage von Bedeutung, ob er rechts oder links als Innenverteidiger spielt. Als rechter Innenverteidiger und mit einem Trainer Slomka, der ihm Vertrauen und Sicherheit vermittelt, ordentlich.

Lasse Sobiech, 23 (IV), Vertrag bis 2016
Für mich eine der Enttäuschungen in dieser Saison. Konnte seine Chancen nicht nutzen. Danach mit Verletzungspech. In der gezeigten Verfassung ein Streichkandidat. Lasse steht an einem Scheideweg seiner Karriere und sollte gründlich überlegen, wie es weitergehen soll. Ich hoffe sehr, dass er die richtigen Lehren zieht. Denn das grundsätzliche Potenzial zu einem guten Bundesligaspieler besitzt er.

Michael Mancienne, 26 (IV), Vertrag bis 2015
Bereits aussortiert, kehrte er erst durch die schwere Verletzung von Rajkovic in Kader und Team zurück. Für mich trotz manchem Fehler noch der stabilste Innenverteidiger. Dürfte dennoch Verkaufskandidat bleiben. Sollte er den Verein verlassen müssen, ich würde es bedauern.

Slobodan Rajkovic, 25 (IV), Vertrag bis 2015
Der Pechvogel. Ebenfalls längst aussortiert, kehrte er kurzfristig in die Stammformation zurück. Im Spiel der härteste Innenverteidiger. Wäre daher für mich in der kampfbetonten 2. Liga gesetzt gewesen. Verletzte sich leider bereits in seinem zweiten Einsatz schwer (Kreuzbandriss). Dürfte daher und aufgrund der Vorgeschichte fast unverkäuflich sein. Gute Besserung, Boban!

Marcell Jansen, 28 (LV), Vertrag bis 2015
Nach der Abgabe (besser Verschleuderung!) Aogos an Schalke spielte er meist als LOV. Das machte er ordentlich, jedoch war nicht zu übersehen, dass gerade er absolute Fitness für sein physisches Spiel benötigt. Jeweils nach Verletzungen mit zum Teil schweren Mängeln. Darf nach dieser Saison dank einer Ausstiegsklausel den Verein für € 5 Millionen verlassen. Sollte HSVPlus am 25. Mai scheitern, wird er meiner Einschätzung nach das Weite suchen. Interessenten (Gladbach, Leverkusen) soll es geben.

Dennis Diekmeier, 24 (RV), Vertrag bis 2016
Ist stabiler geworden. Ordentlich, mit Luft nach oben.

Zhi Gin Lam, 22 (AV),Vertrag bis 2015
Noch ein Pechvogel, da praktisch dauerverletzt. Gute Besserung! Deutete bei 9 Einsätzen in der Liga und 2 im DFB-Pokal aber sein Talent (Spielintelligenz!) an. Vielseitig einsetzbar.

Milan Badelj, 25 (DM, ZM), Vertrag bis 2015
Fußballerisch im Grunde einer der absolut besten Spieler im Kader. Besitzt leider läuferisch von Haus aus nur eine mäßige Grundgeschwindigkeit. War damit Opfer der unbefriedigenden Saisonvorbereitung und der absolut verpfuschten Rückrundenvorbereitung. Wird sich nächste Saison steigern. Im defensiven Mittelfeld noch der Bessere.

Tomás Rincon, 26 (DM, RM), Vertrag läuft aus
Die Kampfmaschine. Vielseitig einsetzbar, kam er zuletzt auf der für ihn eher suboptimalen offensiven Außenbahn rechts zum Einsatz. Dort ordentlich. Wird wohl den Verein ablösefrei verlassen (müssen). Ich würde es bedauern, auch wenn er sich spielerisch nicht so entwickelt hat, wie ich es einst erhofft habe. Sollte er also gehen, wünsche ich ihm alles, alles Gute!

Robert Tesche, 26 (DM, ZM), Vertrag läuft aus
Noch ein Aussortierter. Trainingsweltmeister. Seit 2009 im Verein, blieb er meist im eigentlichen Wettkampf Vieles schuldig. In den letzten Spielen unter Slomka mit ansteigender Form. Vollwertiger, wenn aber auch nur durchschnittlicher Bundesligaspieler. Wird wohl den Verein ablösefrei verlassen. In Hamburg sagt man in solchen Fällen: Danke und Tschüs.

Tolgay Arslan, 23 (DM, ZM), Vertrag bis 2015
Großes Talent, das anscheinend zur Selbstüberschätzung neigt. Läuferisch schnell, bissig (gelegentlich zu ungestüm) im Zweikampf, gute Technik. Einigen wirklich guten Spielen stehen diverse Einsätze gegenüber, in denen er vollkommen abtauchte und Alibifußball spielte, oder es mit Einzelaktionen übertrieb, die oft genug zu Ballverlusten und Gegentoren führten. Sein noch junges Alter und sein grundsätzliches Potenzial sind Argumente, um (noch!) Geduld zu haben.

Quasim Bouy, 20 (DM, ZM), ausgeliehen,Vertrag läuft aus
Leihspieler, der mit wenig Spielpraxis aus Italien kam. Kam kaum zum Zuge und kehrt zurück. Tschüs!

Kerim Demirbay, 20 (ZM, DM), Vertrag bis 2017
Ebenfalls lange verletzt, deutete er an, dass er mindestens Arslan in der nächsten Saison ernsthafte Konkurrenz bereiten könnte.

Petr Jirácek, 28 (LM, LV), Vertrag bis 2016
Für mich eher ein Sechser. Kam aber beim HSV meist auf der linken Außenbahn, defensiv und offensiv, zum Einsatz. Stets einsatzwillig und zuverlässig. Befriedigend.

Rafael van der Vaart, 31 (OM), Vertrag bis 2015
Das große Missverständnis. Als dominierender Zehner geholt, der er nie gewesen ist!, spielte er meist als Neuneinhalber, was er kann. Läuferisch gilt für ihn dasselbe, was ich bereits zu Badelj feststellte. Dennoch immer bemüht, jedoch viel zu oft und lang ohne Form. Die Unruhe in seinem Privatleben dürfte sich auch nicht leistungsfördernd ausgewirkt haben. Schon aus finanziellen Gründen muss man über eine vorzeitige Trennung nachdenken. Einsatz (Gehalt) und Ertrag (Leistung) standen in einem Missverhältnis.

Hakan Calhanoglu, 20 (OM), Vertrag bis 2018
Großes Talent. Hatte in der ersten Halbserie verständliche Anpassungsprobleme an das grundsätzlich höhere Niveau der ersten Liga. Da spielte er oft zu naiv. Einer von vielen Gründen, die den HSV überhaupt erst derart abstürzen ließen. In der Rückrunde zeitweilig mit großartigen Leistungen. Verlängerte vor wenigen Monaten bis 2018, als der HSV schon gegen den Abstieg spielte!, und meint jetzt(!) festgestellt zu haben, dass die sportliche Perspektive (CL) nicht mehr stimmt und will zu Leverkusen. Der Verein sollte hier hart bleiben und ein Exempel statuieren. Was erlauben Hakan?!

Ola John, 22 (LA, RA), ausgeliehen, Vertrag läuft aus
Deutete an, dass er Talent besitzt, konnte sich aber nicht schnell genug an die Bundesliga anpassen, was ich ihm nicht vorwerfe. Da ohnehin nur ausgeliehen und nicht vollständig überzeugend, trennen sich die Wege. Alles Gute und Tschüs!

Ivo Ilicevic, 27 (LA), Vertrag bis 2015
Seuchenvogel. Seine letzte Verletzung dürfte ihn endgültig die WM-Teilnahme gekostet haben. Konnte (mal wieder) nur rund die Hälfte aller Spiele bestreiten. Lief auch aufgrund seiner diversen Verletzungen permanent seiner Form hinterher. Potenzieller Kandidat für die Transferliste.

Maximilian Beister, 23 (RA), Vertrag bis 2016
In der ersten Halbserie und bis zu seinem Kreuzbandriss neben Lasogga noch der beste Offensivspieler. Befriedigend.

Valmir Nafiu, 20 (RA), Vertrag läuft aus
Für mich nicht zu bewerten.

Pierre-Michel Lasogga, 22 (ST), ausgeliehen, Vertrag läuft aus
Wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den HSV verlassen. Ingesamt eine gute Saison. Hat mit seinen 15 Toren, darunter das Auswärtstor in der Relegation, den Verein in der Liga gehalten. Ohne ihn, das dürfte jeder gesehen haben, war der HSV fast nur über Freistöße Calhanoglus torgefährlich. Sein körperbetontes Spiel prädestiniert ihn für die Premier League. Ob sein Körper dem gewachsen ist, darf allerdings in (leichten) Zweifel gezogen werden. Dem HSV und mir wird er fehlen. Danke, Pierre!

Jacques Zoua, 22 (ST), Vertrag bis 2016
Talent. Besser als ihn Viele gesehen haben. War immer fleißig und hat, gerade wenn Lasogga verletzt ausfiel, offensiv viele, hohe Bälle festgemacht. Allein damit hatte er in diesen Spielen ein Alleinstellungsmerkmal. Ihm fehlte Explosivität, was möglicherweise ebenfalls Folge der unbefriedigenden konditionellen Saisonvorbereitung gewesen ist. Braucht zudem mehr Selbstvertrauen und Zug zum Tor, wenn er sich beim HSV durchsetzen will. Meiner Meinung nach sollte man die nächste Saison abwarten.

Mattia Maggio, 20 (ST), Vertrag läuft aus
Nur als absoluter Notnagel aus der U23 hochgezogen, gelangen ihm im Training einige Treffer. Über welches tatsächliche Potenzial er verfügt, ist von mir nicht zu beurteilen.

Fazit: Der HSV besitzt unverändert ein Überangebot an Innenverteidigern und (denkbaren) Sechsern. Dennoch wurde für das (defensive) Mittelfeld bisher keine wirklich überzeugende Lösung gefunden. Für den Offensivbereich kehrt Rudnevs zurück, aber der dürfte die große Lücke, die Lasogga wahrscheinlich  hinterlässt, allein nicht füllen können. Zumal man nach einer Rückkehr von dem dann lange ausgefallenen Beister von diesem keine Wunder erwarten darf. Zudem braucht der HSV läuferisch und spielerisch viel mehr Geschwindigkeit in seinem Spiel. Beides wird sich zwar durch eine gute Vorbereitung verbessern lassen, aber  auch hier sollte personell nachgebessert werden. Baustellen gibt es also genug. Da trifft es sich gut, – Achtung! Sarkasmus – dass der Verein praktisch kein Geld zur Verfügung hat und einige Fantasten noch HSVPlus verhindern wollen.