SC Freiburg

Ein Unentschieden, das mehr Fragen aufwirft als es beantwortet: HSV – SC Freiburg 1:1 (0:0)

Aufstellung: Adler – Diekmeier, Djourou, Mancienne, Westermann – Arslan, Badelj, Jiracek (62. Tesche) – van der Vaart – Zoua, Lasogga

Schiedsrichter: Aytekin

Spielverlauf: Beide Mannschaften begannen die Partie verhalten. Beide überließen dem Gegner zunächst das Abwehrdrittel und begannen ihre Attacken auf den ballführenden Gegenspieler erst ca. 20 Meter vor der Mittellinie. Doch rasch wurde klar, dass die Gastgeber besser ins Spiel gefunden hatten. Bereits nach 15 Minuten betrug das Torschuss-Verhältnis 3:1 zugunsten der Hamburger. Jedes Mal auf Seiten des HSVs beteiligt: Pierre-Michel Lasogga. Leider verfehlten seine Kopfbälle knapp das gegnerische Gehäuse. In der 10. Minute „hämmerte“ er einen Freistoß auf das Tor der Gäste. Leider kam der Schuss ein wenig zu zentral auf das Tor und  so konnte der dieses Mal sehr sichere und souveräne Rückhalt der Gäste, Baumann, den Ball gerade noch zur Ecke klären.

Anders als von mir vermutet, zog sich der SC nicht in die Abwehr zurück, um von dort aus zu kontern, sondern er wurde mit zunehmender Spielzeit von den Hausherren immer weiter zurück gedrängt. Man merkte der Hamburger Mannschaft an, dass sie ihr Heim- und Überholspiel unbedingt gewinnen wollte. Es kam zu einer Reihe von Freistößen für den HSV aus dem Mittelfeld, die, allesamt von van der Vaart getreten, in den Strafraum der Freiburger segelten, meist jedoch leider völlig ungefährlich blieben. Gleiches galt auch für die Eckstöße, die ebenfalls kaum Gefahr erzeugten. Wenn man etwas an der ersten Halbzeit zu bemängeln hat, dann sind es die mangelhafte Chancenausnutzung aus Sicht der Heimmannschaft und die in der Regel torungefährlichen Standards. Allein Lasogga hätte bei optimaler Chancenausnutzung zwei bis drei Tore erzielen können. Ansonsten zeigte sich die gesamte Mannschaft sehr konzentriert und motiviert. Die Innenverteidigung stand sicher, Diekmeier kam, meist vom starken Arslan in Szene gesetzt, zu Flankenläufen. Sein Pendant Westermann agierte solide und ohne größere Stockfehler. Im Mittelfeld funktionierte die erstmalig aufgebotene Kette aus gleich drei Sechsern tadellos (4-3-1-2) und konnte die Angriffsbemühungen der Gäste oft schon im Keim ersticken. Vorne (und hinten) sicherte der fleißige Zoua viele Bälle, und Lasogga war von der Abwehr des Sporclubs kaum zu bändigen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte er eine weitere, großartige Chance zur Führung, aber sein Gewaltschuss konnte von Baumann mit Mühe pariert werden. Es blieb also bei einem torlosen Remis zur Pause.

Im Fußball muss nun einmal das Runde ins Eckige. Und so kam es nach der Pause, wie man es schon so oft gesehen hat: Eine dominierende Mannschaft vergibt eine Vielzahl an Chancen und befindet sich dennoch pötzlich im Rückstand. Was war geschehen? Der SC kam deutlich offensiver aus der Pause und agierte schneller und zielgerichteter in Richtung eines eigenen Torerfolgs. Vor allem die linke Hamburger Abwehrseite wurde nun gefordert, und so konnten sich die Gäste vor allem auf dieser Seite zu Beginn der zweiten Hälfte mehrfach ins letzte Drittel vorspielen. In der 50. Minute verlor die Hamburger Abwehr kurzfristig den Überblick. Klaus scheiterte noch am linken Pfosten, doch der Ball kam aus halblinker Position vor die Füße des heranstürmenden Daridas, der sofort abzog – schon zappelte der Ball neben dem kurzen Pfosten im Netz der konsternierten Gastgeber. 0:1 für den SC Freiburg. Das Spiel war buchstäblich auf den Kopf gestellt! Zum Glück verlor die Mannschaft des HSVs nun nicht den Kopf, sondern agierte weiter konzentriert und motiviert. So konnte – wer sonst?! – Lasogga schon in der 55. Spielminute ausgleichen. Zoua konnte einen Ball vor dem Strafraum der Gäste sichern und auf van der Vaart ablegen. Dessen Schuss wurde noch durch Freiburger Abwehrbeine geblockt und abgefälscht. Der Ball kam zu Lasogga, der aus halblinker Position innerhalb des Strafraumes einmal mehr nicht lange zögerte und flach abschloss. Dieses Mal wurde er belohnt: 1:1 – der überlebenswichtige Ausgleich.

In der Folge sah man ein ausgeglicheneres Spiel. Streichs Mannen jetzt immer wieder mit eigenen Offensiv-Aktionen (meist über die Außenbahnen), und der HSV bemüht, seinerseits das Siegtor zu erzielen.

In der 62. Minute änderte Slomka die taktische Marschroute und nahm den defensiveren Jiracek zugunsten des moderat offensiveren Tesche vom Feld. Der HSV agierte nun im 4-4-2. Tesche nahm zunächst die linke Halbposition ein (tauschte gegen Ende der Partie jedoch mit dem nun halbrechts spielenden Arslan die Seite), während van der Vaart die zentral-offensive Mittelfeldposition bezog. Der Wechsel belebte durchaus etwas die Angriffsbemühungen der Gastgeber, da sich Tesche nahtlos einfügte und einige gute Aktionen hatte. So kam er etwa in der 74. Minute im Fallen(!) noch zu einem sehenswerten Abschluss, den Baumann jedoch gleichfalls parieren konnte, da der Ball etwas zu sehr „auf den Mann“ kam.

In der 83. hatten dann die Gäste die letzte, wirklich torgefährliche Aktion: Ein strammer Schuss vom eingewechselten Schmid konnte von Adler nur mit äußerster Mühe schräg nach vorn halblinks in den eigenen Strafraum abgewehrt werden. Dort stand zum Glück für den HSV der eingerückte Westermann und konnte den Ball endgültig klären. Gerade in der Schlussphase missfiel mir erneut Djourou. Erst ließ er sich an der Außenlinie schlafmützig düpieren, später „prügelte“ er nur noch Bogenlampen aus dem Strafraum. Das hatte weder etwas mit konstruktivem Aufbauspiel noch mit klaren Befreiungsschlägen zu tun.

Ärgernisse:
1.) sowohl Arslan für den HSV (17.) als auch Klaus und Schmid (78.) auf Seiten der Freiburger zeigten, wie schnell Bundesligaspieler beim kleinsten Windhauch zu Boden gehen können, um Straf- oder Freistöße und Karten für den Gegner zu schinden. Für mich ein Ärgernis, das ich schon in meinem Spielbericht zum Spiel gegen den VfB hier thematisiert habe: https://viertermann.com/2014/03/23/in-die-falle-der-statik-getappt-und-verloren-vfb-stuttgart-hsv-10-00/
2.) mehrere ausgedehnte Behandlungspausen, zwei Tore und diverse Einwechselungen – da sind die vom Schiedsrichter Aytekin zugebilligten zwei Minuten Nachspielzeit einfach unangemessen und inakzeptabel.

Fazit: Freiburg gelingt,  was dem HSV gegen den VfB versagt blieb. Sie halten den unmittelbaren Konkurrenten auf Distanz und verhindern das Überholmanöver. Grundsätzlich erscheint der eine Punkt aus Sicht des Hamburger Sportvereins zu wenig. Vollkommen unverdient ist die Punkteteilung jedoch nicht.
Der HSV zeigte in dem ungewohnten 4-3-1-2 eine gute, konzentrierte und engagierte Leistung, muss sich jedoch den Vorwurf gefallen lassen, zu veschwenderisch mit seinen Chancen umgegangen zu sein. Ob sich der verpasste „Dreier“ in der Endabrechnung rächen, oder sich der eine Punkt noch als goldwert erweisen wird – wer weiß?!
Zoua mit Licht und Schatten: Einerseits enorm fleißig und wichtig beim Sichern vor allem von hohen und halbhohen Bällen. Andererseits wurden alle seine Flankenversuche mühelos geblockt. Auch strahlte er erneut keinerlei Torgefahr aus.  Man sah also, wie unglaublich wichtig ein gesunder Lasogga für die Mannschaft der Hamburger ist. Da ich davon ausgehe, dass Rudnevs nicht zurückkehrt, Lasogga den Verein am Ende der Saison verlassen wird, da er für den HSV unbezahlbar erscheint, stellt sich die Frage, wer zukünftig beim HSV im Sturm die Tore schießen soll? Zoua wird sich, so denke ich weiter entwickeln, aber ob er je ein Knipser wird, das muss ernsthaft bezweifelt werden.
Die Systemfrage wurde erfolgreich um eine weitere Variante erweitert. 4-4-2 (flach oder mit Raute), 4-4-1-1 oder 4-3-1-2? Ich habe den Eindruck, dass vor allem Zoua in der zu letzt genannten Variante besser zur Geltung kommt. Mit einem weiteren Stürmer an seiner Seite und van der Vaart dahinter – das sah nicht schlecht aus.
Mancienne erneut mit einer souveränen Vorstellung. Er konnte sogar gelegentlich offensiv Akzente setzen. In dieser Form niemals ein Verkaufskandidat. Stellt sich also auch hier die Frage, wie man mit dem Überangebot an Innenverteidigern umgehen will. Westermann macht seine Sache als Aushilfe als LV ordentlich, wird aber niemals ein zeitgemäßer Außenverteidiger. Zu hüftsteif und schwach im offensiven 1:1. Kehrt also Jansen zurück, und sollte „Cello“ dem Verein nach der Saison erhalten bleiben – wohin mit Heiko? Charakterlich tadellos, polyvalent einsetzbar, aber eben auch mit deutlichen Schwächen. Zudem (vermutlich) einer der Großverdiener.
Setzt man auf den jüngeren, wuchtigeren (leider derzeit schwer verletzten) Rajkovic? Trennt man sich vom bislang nicht restlos überzeugenden Djourou, oder wird gar Westermann zum Einsparungsopfer, sobald alle Mann wieder an Bord sind?  Last but not least: Gelingt Tesche etwa doch noch kurz vor Toreschluss der Durchbruch beim HSV? Fragen über Fragen.

Auch wenn die Enttäuschung aus Sicht eines Fans überwiegen mag, so meine ich, dass sich die Mannschaft unter Slomka stetig weiter entwickelt. Auch wenn die nun kommenden Gegner tabellarisch höher stehen, so sehe ich unverändert eine realistische Möglichkeit, nicht abzusteigen. Die (auf dem Papier) stärkeren Mannschaften werden tendenziell vermutlich mehr nach vorne spielen, was dem HSV zum einen die alleinige Last der Spielgestaltung abnehmen und zum anderen Räume eröffnen dürfte. Die Lage hat sich aus Sicht der Hamburger sicher nicht entspannt. Um so mehr gilt jetzt: Mund abputzen, weiter machen!

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Die nächste Möglichkeit, um vorbei zu ziehen: Ausblick auf Hamburger SV – SC Freiburg

+++ AKTUALISIERUNG: Angeblich will Slomka gegen den SC Freiburg das System auf ein 4-3-1-2 umstellen. Im Mittelfeld sollen Arslan (rechts), Badelj (zentral) und Jiracek (links) spielen. Davor van der Vaart als Passgeber für zwei Stürmer, Lasogga und Zoua +++

Der HSV muss in dieser Partie neben den bekannten Verletzten auch auf den gesperrten Calhanoglu und den leider wieder einmal verletzten Ilicevic (Bänderzerrung im Knie; zwei Wochen Pause) verzichten. Bei eigenen Standards dürfte also mehr denn je van der Vaart gefordert sein. Ich rechne fest damit, dass Jiracek einen der beiden frei gewordenen Plätze ergattert und eine weitere Chance auf der offensiven Außenbahn (ich vermute links, da er schon mehrfach mit Westermann als Gespann agiert hat) erhält. Spannend bleibt die Frage, wie Slomka die andere Lücke personell füllen wird. Ich tippe hier auf Tesche. Alternativ wäre auch Zoua denkbar, da efreulicherweise Lasogga wieder für das Sturmzentrum zur Verfügung steht. Ola John könnte angesichts der Personalnot als Angriffsoption wieder im Kader sein, wird aber in einem derart wichtigen Spiel wohl kaum von Beginn an auflaufen, da Slomka ihm Defizite in der Rückwärtsbewegung attestierte.

Im Hinspiel gelang dem HSV ein 3:0 Erfolg, der allerdings eindeutig dadurch begünstigt war, dass Freiburgs normalerweise guter Torhüter Baumann eindeutig einen schwarzen, absolut rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Dieses Ergebnis ist daher wenig aussagekräftig.

Die Mannschaft aus dem Breisgau kommt nach zwei Siegen in Folge mit frischem Selbstbewusstsein nach Hamburg. Nach einem 1:4 Erfolg auswärts gegen die Eintracht aus Frankfurt konnte zuletzt auch Werder mit 3:1 klar besiegt werden. 6 Punkte und 7:2 Tore – wer die Freiburger bereits als sicheren Absteiger gesehen hatte, der sei also gewarnt. Es scheint sich zu bewahrheiten, was Freiburgs Trainer Streich für den Fall eines Ausscheidens aus der EuroLeague und dem Wegfall der damit verbundenen Doppelbelastung für die Rückrunde angekündigt hatte: Seine Mannschaft zeigt ein anderes Gesicht.

Streich lässt seine Mannschaft in einem 4-4-2 antreten. Der Fokus liegt meist auf schnellem Umschaltspiel aus einer massierten Abwehr. Bei Ballverlust wird die eigene 4er-Abwehrreihe bei Bedarf zu einer 5er- oder gar 6er-Kette vor dem Strafraum erweitert, während die restlichen Spieler zum einen die Passwege/Schnittstellen zwischen den Kettengliedern  blockieren, zum anderen bei Balleroberung als Anspielstationen für die aus der eigenen Abwehr startenden und nachrückenden Spieler dienen. Man darf also zunächst zweierlei erwarten:

1.) dass die Räume vor dem Strafraum der Gäste meist sehr eng werden;
2.) dass die Freiburger im Falle von Ballverlusten auf Hamburger Seite sehr schnell, d.h. mit wenigen Stationen vor dem Strafraum des HSV auftauchen. Ihr schnelles Umschaltspiel erinnert entfernt an den VfL Wolfsburg unter Felix Magath in der Meisterschaftssaison. Damals spielten die Wolfsburger auch oft aus der Abwehr mit wenigen Stationen über Diego auf die beiden Spitzen, Dzeko und Grafite, und kamen dann zum Abschluss. Natürlich erreicht der SC bei weitem nicht die individuelle Qualität der damaligen Wolfsburger Mannschaft. Unterschätzen sollte man sie jedoch auf gar keinen Fall. Denkbar ist aber auch, dass Streich seine Mannschaft anweist, von Fall zu Fall bereits das Aufbauspiel des HSVs durch entschlossenes Offensivpressing zu stören. Es ist keineswegs sicher, dass die Freiburger sich allein auf ’s Kontern verlegen und den HSV grundsätzlich den größten Teil des Feldes überlassen.

Die Frage ist also, wie man die Freiburger erfolgreich bespielen kann. Hier meine ich, eine Schwäche ausgemacht zu haben. Die Mannschaft wirkt in der Abwehr keineswegs immer sicher. Wurden die ballführenden Abwehrspieler im Spielaufbau aggressiv angelaufen und unter Druck gesetzt, dann sah man sie regelmäßig Risikopässe auch innerhalb des eigenen Strafraums spielen. Dabei wurde auch der Torhüter oft mit eingebunden. Das ist im Grunde angesichts der fußballerischen Qualitäten Baumanns durchaus sinnvoll, erschien aber in unmittelbarer Tornähe gelegentlich hoch riskant. In den letzten beiden Spielen ging das nicht ins Auge, aber das muss ja nicht so bleiben, oder? Situativ könnte der HSV also mit entschlossenem Offensivpressing Unruhe und Unordnung in der Abwehr der Breisgauer erzeugen. Wichtig dabei wäre jedoch, dass man nach hinten dennoch gut absichert. Hier gilt es für die Hamburger Abwehrspieler, hellwach zu sein, gut zu antizipieren, um die Umschaltspieler der Freiburger im Mittelfeld schon bei der Ballannahme entscheidend zu stören und so das Konterspiel möglichst schon im Ansatz zu unterbinden. Auch in diesem Zusammenhang sind die s.g. „zweiten Bälle“ von Bedeutung, von denen Slomka in der PK sagte, dass man sie unbedingt gewinnen müsse.

Es würde mich nicht wundern, wenn wir grundsätzlich ein ähnliches Spiel wie gegen den VfB Stuttgart sehen. Damit meine ich, dass die Freiburger Hälfte personell überladen wird und daher die Passwege aus Hamburger Sicht oft verstellt sein werden. Es wäre daher enorm wichtig, dass beide, Mannschaft und Publikum, Geduld beweisen und nicht unruhig werden, auch wenn längere Zeit der Ball scheinbar unproduktiv in den eigenen Reihen zirkuliert, damit man die Lücke findet. Wer glaubt, der HSV müsse bedingungslos angreifen, der könnte genau so gut Russisches Roulette spielen oder in ein offenes Messer laufen. Es könnte sich zunächst ein  Spiel entwickeln, von dem Kommentatoren dann sagen: ein Tor täte ihm gut! Daher wäre dem HSV zweierlei zu wünschen:

1.) Nicht in Rückstand geraten und

2.) möglichst selbst ein frühes Tor erzielen.

Alles andere spielte dem SC Freiburg in die Karten.

Psychologisch betrachtet scheint mir zunächst das Momentum eindeutig auf Seiten der Breisgauer zu liegen. Fast schon abgeschrieben, konnten sie zuletzt zwei durchaus bemerkenswerte Erfolgserlebnisse sammeln. Dabei zeigten sie sich enorm effizient beim Nutzen ihrer Torchancen. Der HSV hingegen steht erneut unter enormen Druck. Das spürt man auch im Umfeld. Schon haben erneut defätistische Kommentare Konjunktur, die für den Fall einer weiteren Niederlage die Lichter ausgehen sehen. Aus Sicht des Fans ist das absolut verständlich und nachvollziehbar, aus Sicht des Sportlers im Wettkampf absolut kontraproduktiv, da ggf. angstauslösend und damit leistungsblockierend. Ich finde es daher absolut richtig, dass Slomka ausdrücklich betonte, man freue sich auf die Partie. Denn freuen, das scheint mir der Hintergrund, tue ich mich auf eine grundsätzlich reizvolle und zu bewältigende Aufgabe, nicht auf einen Gegner, gegen den ich mir absolut keine Chance ausrechne. Mit dieser Einstimmung setzt er m.E. also bewusst einen Kontrapunkt zu allen negativen Katastrophenszenarien der Marke: wenn wir das auch noch verlieren, dann ist aber endgültig Schicht im Schacht. Sehen wir also alle die Chance, die Herausforderung, oder wie es der Trainer formulierte, die nächste Möglichkeit, zu überholen.

Entwicklung und Ausgang eines Spiels sind von diversen Faktoren abhängig. Keineswegs sind allein Taktik oder Einstellung („die müssen doch nur wirklich wollen!“) entscheidend. Manche Trainer, z.B. Favre, lassen keine Ecken und Flanken trainieren, sondern konzentrieren sich in ihrer täglichen Arbeit mit ihren Mannschaften auf Passspiel und Laufwege, denn beides ist „planbar“. Ob der eigene Mann jedoch den hohen Ball erwischt, dass erscheint  ihnen, von Sprungkraft und Timing einmal abgesehen, vergleichsweise vom Zufall abhängig. Überhaupt spielt der Faktor Zufall eine gewichtigere Rolle, als man es gemeinhin wahrhaben will. Ob ein Ball z.B. abgefälscht und wenn ja wohin er abgefälscht wird, das ist nicht trainierbar. Höchstens kann man diese Zufälle begünstigen, indem man beharrlich „dran bleibt“, Druck aufbaut, den Gegner zu Fehlern zwingt und immer wieder und immer weiter versucht, ein Tor zu erzielen. Es gilt also weiter, sich auf das wirklich Naheliegende zu fokussieren: den nächsten Zweikampf gewinnen, den nächsten Ball möglichst sauber annehmen und verarbeiten. In der individuellen Qualität ist der HSV, daran besteht für mich kein Zweifel, den Breisgauern trotz aller verletzungsbedingten Ausfälle überlegen. Eine von Streich gecoachte Mannschaft wird jedoch stets versuchen, ihre Leistungsgrenze zu erreichen. Man muss also mit dem nötigen Respekt und der daraus abzuleitenden Konzentration agieren, ohne sich durch die Angst vor einer möglichen Niederlage blockieren zu lassen.

Offensiv auffällig bei Freiburg zuletzt: der schnelle F. Klaus auf der Außenbahn, die Stürmer Mehmedi und Guédé (in Hamburg geboren) und der „6er“ Schuster, der zuletzt zwei sehenswerte Tore aus der Distanz schoss.

Tipp: Wer Lust hat, noch mehr zum HSV zu erfahren, der sollte online um 13 Uhr auf mein-sportradio.de den HSV-Talk verfolgen. Dort unterhalte ich mich mit Sven über alles, was den HSVer bewegt. Die Sendung wird um 23 Uhr wiederholt.