T. Arslan

Baustelle Kaderplanung

Liebe Leser,

wie Ihr wisst, bemüht sich der HSV seit geraumer Zeit, seinen Etat für das kickende Personal deutlich zu reduzieren. Die Gründe dafür will ich an dieser Stelle bewusst ausklammern, denn heute möchte ich mit Euch gemeinsam einen Blick auf den Kader werfen. Und zwar mit der Perspektive auf die kommende Saison, d.h. unter Berücksichtigung der derzeit vom HSV an andere Vereine ausgeliehenen Spieler. Ich habe in der unten eingefügten Grafik alle Spieler ihren Positionen in einem 4-1-4-1 zugeordnet. So erkennt man (hoffentlich) leichter, welche Positionen durch den Kader abgedeckt werden, bzw. wo Handlungsbedarf bestehen könnte.

HSV 1516

(Bei den rot eingefärbten Namen laufen die Verträge ablösefrei aus, bzw. sollte ein Transfer m.E. erwogen werden.)

Beginnen wir bei den Torhütern:

Drobny hat bisher zweifellos eine gute Saison gespielt. Innerhalb der Mannschaft ist der Tscheche offenbar beliebt und wird als Führungsspieler respektiert. Hat jedoch Defizite in der Spieleröffnung und plagt sich zudem mit chronischen körperlichen Beschwerden. Für mich daher eher eine solide Übergangslösung für ein, maximal zwei Jahre. Sollte spätestens dann von einem jüngeren, fußballerisch stärkeren Torhüter abgelöst werden.
Für mich bleibt René Adler grundsätzlich der Torhüter mit dem besseren Gesamtpaket. Eine Rückkehr zur alten Leistungsstärke traue ich ihm zu, allerdings ist er mir zu verletzungsanfällig. Für einen Ersatztorhüter zudem mutmaßlich zu teuer. Eine Trennung zum Saisonende könnte ich nachvollziehen. Leistungsfähigkeit und Entwicklungspotenzial von Torhüter Nummer drei, Alexander Brunst, sind für mich derzeit nicht zu bewerten.

Abwehr:

Inbesondere in der Innenverteidigung herrscht ein eindeutiges Überangebot. Mit Djourou, Westermann, Cléber und Tah streiten sich vier Spieler um zwei Plätze. Perspektivisch erwarte ich, dass sich Tah und Cléber durchsetzen werden. Wo der von mir grundsätzlich geschätzte Westermann in dieser Mannschaft noch einen Platz haben soll, wenn man gleichzeitig das Ausnahmetalent Tah integrieren und Cléber nicht auf der Bank versauern lassen möchte, ist mir derzeit ein Rätsel. Ob die Talente (mit ? markiert) auf den defensiven Außenbahnen Einsatzchancen haben könnten, vermag ich auch nicht zu beurteilen.
Rajkovic hatte leider, leider viel Verletzungspech. Konnte daher sein Können kaum zeigen. Allein Mitgefühl ist jedoch kein Argument für eine Weiterbeschäftigung im professionellen Sport. Vertrag dürfte auslaufen.
Sobiech hat die Erwartungen in der 1. Bundesliga beim HSV leider auch nicht erfüllen können. Schien mir dem Druck vor allem mental nicht gewachsen zu sein. Ich wünsche ihm, dass er es in einem stabilen Umfeld bei einem anderen Verein doch noch in die erste Liga schafft.

Mittelfeld:

Im defensiven Mittelfeld geht derzeit kein Weg an Behrami vorbei. Allerdings gibt sein körperlicher Zustand Anlass zur Sorge. Kurzfristig kann ihn Jiracek ersetzen, mittelfristig möglicherweise der junge Steinmann. Gar keine Zukunft beim HSV dürfte Kacar besitzen. Schade, denn er galt nach seiner ersten Bundesligasaison (noch für die Hertha) als einer der besten Sechser der Liga. Das ist jedoch inzwischen lange her. Zu lange.

Bei Tolgay Arslan im zentral-defensiven Mittelfeld klaffen Anspruch und Wirklichkeit zu oft zu weit auseinander. Defensiv mit teilweise hervorragenden Leistungen. Offensiv so torungefährlich wie weiland David Jarolim. Zudem mit Defiziten in der Spielübersicht. Mein Eindruck ist, dass er in seiner Entwicklung stagniert. Derzeit nicht ersichtlich, dass er den HSV weiterbringt.

Van der Vaart, das große Missverständnis. Für mich der Jörg Albertz 2.0 des HSV. Schon in jungen Jahren nicht gerade läuferisch schnell, wird er mit zunehmendem Alter nicht schneller. Aufgrund seiner Prominenz immer mit Stammplatz-Anspruch, den er aber zunehmend weniger durch Leistung rechtfertigen kann. Ich habe den Verdacht, dass er sowohl die Entwicklung der Mannschaft (Spielsystem) als auch die einzelner Spieler (Holtby) blockiert. Dass „Raffa“ ein sympathischer Spieler ist, mag Fans entzücken, darf jedoch aus Sicht des Clubs kein Grund für eine Weiterbeschäftigung sein.

Eindeutigster Abgabekandidat im offensiven Mittelfeld ist für mich Ilicevic. Gemessen an seinem unbestreitbaren Potenzial eine der größten Enttäuschungen ever.  Sollte er seinen Vertrag aussitzen und erst im Sommer gehen, dann erfolgt die Trennung aus meiner Sicht mindestens ein Jahr, eher zwei Jahre zu spät.

Jansen: Ich mag „Cello“, denke aber, dass er vor dem vielleicht letzten großen Vertrag seiner Karriere steht. Schon allein deswegen stehen für mich die Zeichen hier eindeutig auf Abschied.
Ebenfalls nicht empfehlen konnte sich bisher der ohnehin nur bis zum Ende dieser Saison von den Bayern ausgeliehene Julian Green. Denkbar wäre allenfalls, eine klare Leistungssteigerung in der Rückrunde vorausgesetzt!, eine Verlängerung der Leihe um ein Jahr.

Dass im Angriff des HSV dringend nachgebessert werden muss, das dürfte längst hinlänglich bekannt sein. Ich mag grundsätzlich Rudnevs unermüdlichen Kampfgeist. Er bleibt für mich jedoch ein reiner Konterstürmer, dessen Perspektive schon aufgrund des von Zinnbauer angestrebten, offensiv-dominanten Spielstils fraglich bleiben muss. Passt aufgrund seiner technischen Defizite zudem nicht optimal zu Lasogga, da er zu viel Raum für seine Aktionen benötigt. Interessant wird es sobald Nicolai Müller und Beister gemeinsam spielfähig sind. Für denkbar halte ich in diesem Fall, dass Beister Rudnevs als Partner Lasoggas verdrängt, sofern man an einem System mit zwei Spitzen festhält.

Zusammengefasst sehe ich die größten Schwächen des Kaders Stand heute im zentral-offensiven Mittelfeld, auf der linken Außenbahn und im Sturm. Stieber wird sich steigern müssen, will er mehr als nur Ergänzungsspieler sein. Gouaida hat auf mich von allen Talenten aus der U23 den stärksten Eindruck hinterlassen, muss jedoch erst nachweisen, dass er dauerhaft auf dem zuletzt gezeigten Niveau spielen kann. Perspektivisch könnte zudem sowohl auf der Sechs als auch auf der Torhüterposition weiterer Handlungsbedarf entstehen.
Zu beachten ist auch, dass der Mannschaft spätestens im Sommer bei der Trennung von derart vielen Spielern ein erheblicher Verlust an Erfahrung droht. Punktuell müsste man m.E. versuchen, dies durch den gezielten Einkauf von zwei, drei gestandenen Spielern zu kompensieren. Sofern dies finanziell möglich ist…

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Schwache Hamburger unterliegen dem VfB Stuttgart verdient mit 0:1 (0:1)

So geht es nicht. So geht es definitiv nicht! Was ich da gestern Abend sehen musste, das treibt mir auch heute noch, also mit dem Abstand einer Nacht, die Zornesröte ins Gesicht. Das war ein Offenbarungseid des HSV in jeder Hinsicht: Taktisch, spielerisch, technisch und mental – überwiegend ungenügend bis mangelhaft. Und wenn ich nach dieser erschreckenden Vorstellung nach dem Spiel Statements lese, in denen allen Ernstes behauptet wird, man habe das Spiel auf unerklärliche Weise aus der Hand gegeben, dann wähne ich mich im falschen Film. Was der HSV da gestern Abend in seinem Heimspiel anbot, das gibt Anlass zu schlimmsten Befürchtungen. Wenn aus dieser desaströsen Leistung nicht schnell die richtigen Lehren gezogen werden, dann droht am Ende dieser Saison allen unbestreitbaren Verbesserungen zum Trotz der Abstieg.

Der Spielverlauf zu Beginn der Partie konnte kaum überraschen. Dass VfB-Trainer Stevens größten Wert auf defensive Stabilität legt, dies dürfte längst als allgemein bekannt gelten. Es konnte daher überhaupt nicht verwundern, dass sich die Schwaben in einem Auswärtsspiel zunächst tief in die eigene Hälfte zurückzogen. Ich interpretiere dies als Steven’schen Versuch, taktisch gleich drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Aus meiner Sicht wollte er:

1.) einen frühen Rückstand vermeiden;
2.) den HSV zu eben jener Aufgabe nötigen, die den Hamburgern unverändert schwer fällt, nämlich die Spielgestaltung, bzw. das Herausspielen von klaren Torchancen und
3.) vor allem über den schnellen Harnik zu eigenen Torchancen im Umschaltspiel kommen.

Folgerichtig standen die Stuttgarter zunächst tief in der eigenen Hälfte und verdichteten in Richtung des eigenen Strafraums zunehmend die Räume. Dem HSV gelang es daher zu Beginn der Partie, sein Spiel bis zur Spielfeldmitte relativ ungestört zu entwickeln. Dabei war das bereits bekannte Muster zu erkennen: Beide Außenverteidiger schoben weit nach vorne in Richtung Mittelfeld, und Behrami kippte zwischen die beiden weit auseinander geschobenen Innenverteidiger, während van der Vaart erneut als Verbindungsspieler fungieren sollte. In der Theorie. In der Praxis gelang den Hamburgern die Umsetzung dieses Schemas von Minute zu Minute schlechter, denn vor allem Harnik und Maxim pressten auf die ballführenden Hamburger Defensivspieler, während die Stuttgarter Sechser van der Vaart mannorientiert weitestgehend aus dem Spiel nahmen.

Die Hamburger kamen zwar zunächst mit Ball bis zur Mittellinie, fanden aber spätestens dort keine weiteren spielerischen Lösungen. Djourou verstolperte unter Druck eines attackierenden Stuttgarters bereits  der 8. Spielminute leichtfertig einen Ball. Zwar konnte er diese Situation selbst bereinigen, wirkte aber auf mich ab diesem Moment mental angeschlagen und unsicher. Ein mir unverständlicher Leistungseinbruch nach zuletzt guten bis sehr guten Spielen des Schweizers. Bei Behrami meinte ich erneut zu sehen, dass seine Stärken eindeutig in der Arbeit gegen Ball und Gegner liegen (Gelegentlich spielte er sogar eine Art „letzter Mann“ hinter beiden Innenverteidigern). Und so war es der vergleichsweise unerfahrene Cléber, der situativ über die linke Seite in freie Räume vorstieß. Er war erkennbar bemüht, das Offensivspiel der eigenen Mannschaft zu beleben, ließ sich aber im weiteren Verlauf der Begegnung von der zunehmenden Unsicherheit des Abwehrverbundes anstecken.

Van der Vaart blieb spielerisch weitestgehend wirkungslos. Nur einmal, in der 12. Minute, spielte er einen guten Pass in die Schnittstelle zwischen zwei Stuttgarter Verteidiger auf Lasogga. Aber Ulreich im Tor der Gäste war früher am Ball als Hamburgs Stoßstürmer. Ansonsten trat der Niederländer nur bei Standards und mehrfach mit fragwürdiger Zweikampfführung in Erscheinung, die ihm in der zweiten Halbzeit dann die verdiente fünfte gelbe Karte eintrug. Er wird daher im nächsten Spiel gegen Schalke fehlen. Fast bin ich versucht, zu schreiben: Gott sei Dank. Das war auch vom Kapitän einmal mehr zu wenig.

Symptomatisch, dass es Djourou war, der in der 16. Spielminute einen Eckball verursachte, der durch verbesserte Kommunikation innerhalb der Abwehr vermeidbar erschien. Nach der Ausführung des Eckstoßes von der rechten Seite kam Stuttgarts Harnik am linken Eck des Fünfmeterraumes vor dem Hamburger Tor frei zum Schuss, jagte den Ball jedoch über das Tor. Glück, Glück, Glück für den HSV, denn das hätte das 0:1 sein müssen!

Sah das Spiel der Hamburger die ersten zwanzig Minuten noch halbwegs passabel wenn auch ungefährlich aus, so glaubten die Gäste spätestens jetzt an ihre Chance. Sie beschränkten sich nun zunehmend nicht nur auf vereinzelte, offensive Nadelstiche, sondern übernahmen Mitte der ersten Halbzeit das Kommando. Frei nach dem Motto: „gegen diese nervösen, ideenlosen Hamburger geht doch etwas!“.

Den Stuttgartern boten sich nun zahlreiche weitere, große Chancen, um in Führung zu gehen. Allein Harnik hätte den HSV schon frühzeitig chancenlos in Rückstand bringen müssen (23., 32. und 38. Minute). Da die Hamburger immer wieder weit aufrückten, boten sich ihm genau die Räume, die er für sein Spiel braucht.

Die offensichtlichste Großchance für den VfB hatte jedoch der aufgerückte Niedermeier. Nach einem weiteren Eckstoß von der rechten Angriffsseite des VfB kam er zum Kopfball, den jedoch Holtby auf der Linie klären konnte (35.).

Kurz vor der Pause wollte van der Vaart unbedingt Lasogga ins Spiel bringen und übersah den völlig frei auf dem Flügel mitlaufenden Marcos. Es kam, was nach dem Spielverlauf schon fast zwingend kommen musste: Der Pass wurde abgefangen. Behrami hatte den Konter der Gäste schon fast unterbunden, verstolperte den Ball jedoch in den Lauf des Stuttgarters Maxim. Dieser legte vor für Klein, der dann zur inzwischen mehr als verdienten 0:1-Führung für die Gäste abschloss (42.).

Unmittelbar vor der Halbzeitpause musste der offenbar angeschlagene Lasogga vom Feld. Er wurde durch Gouaida ersetzt. Und ähnlich wie bei van der Vaart frage ich mich, ob die Mannschaft ohne ihn auf Schalke nicht sogar besser ist. Hamburgs Wandstürmer strahlt derzeit kaum Torgefahr aus und kann, was ich noch viel schlimmer finde, vorne kaum Bälle behaupten.

Zur Halbzeit gab es Pfiffe des Hamburger Publikums. Und obwohl ich kein Freund des Auspfeifens bin – ich konnte diese Reaktion gut verstehen. Der HSV hatte das Spiel ordentlich begonnen, aber dann den Gegner systematisch durch eigenes Unvermögen aufgebaut. Grausam.

In der 53. Minute zeigte der Stuttgarter Baumgartl Schwächen in der Ballannahme. Rudnevs spritzte dazwischen und lief mit Ball in Richtung des Strafraums der Gäste. Niedermeier zupfte, Rudnevs fiel (vor der Linie) und Dr. Brych entschied auf Freistoß für den HSV und Platzverweis für Niedermeier. Aus meiner Sicht war der Platzverweis eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Bei dem nachfolgenden Freistoß durch van der Vaart hatte der HSV etwas Pech, denn der gut geschossene Ball wurde durch die Stuttgarter Mauer abgefälscht und traf nur die Querlatte des Tores.

Ich erspare mir und Euch eine genaue Darstellung des zweiten Spielabschnitts, zumal keine weiteren Tore fallen sollten. Stattdessen folgen hier nun einige Beobachtungen und Gedanken zu den Ursachen:

Das Offensivspiel des HSV wirkt unverändert schematisch und damit leicht zu dechiffrieren. Die Stuttgarter haben ihr Spiel ähnlich defensiv angelegt, wie vor Wochen die Werderaner. Denen hatte ich nach der damaligen Begegnung vorgeworfen, dass sie aus ihrer Sicht grundsätzlich zu passiv verteidigt hätten. Der VfB hat aus meiner Sicht genau dies besser gemacht. Man hat den Passweg von Behrami auf  van der Vaart konsequent verstellt, bzw. die beiden prinzipiell kreativsten Hamburger, Müller und van der Vaart, aggressiver verteidigt.

Hamburg spielte auch in Überzahl ideenlos und ungefährlich. Das liegt meines Erachtens auch an technisch-taktischen Defiziten. Alles dauert viel zu lange. So die Ballannahme und -verarbeitung und das Erfassen der Spielsituation. Pässe werden ohne Druck und damit zu oft ohne Geschwindigkeit gespielt. So kommt man nie zu einer schnellen Ballzirkulation und bringt die massierte Deckung eines Gegners in Unterzahl nicht in Bewegung. Als Folge ergeben sich kaum Lücken, die man erfolgreich bespielen könnte. Dieses Phänomen wird zudem davon begünstigt, was ich hier schon oft beklagt habe: Die Angreifer bewegen sich wenig und verharren z.T. im Deckungsschatten gegnerischer Spieler. Wer dann einen doppelt gedeckten Stürmer anspielt, in Ermangelung von Alternativen schon fast anspielen muss, der braucht sich über Ballverluste, Konter und Gegentore kaum wundern.

Das Zinnbauer in der 71. Minute Behrami durch den etwas offensiveren Arslan ersetzte, fand ich grundsätzlich richtig. Allerdings ist es ein Armutszeugnis für Tolgay, dass der junge Gouaida deutlich abgeklärter und damit effektiver spielte als er.  Grausam auch Arslans Ballverlust in der 81. Minute, als er in der Vorwärtsbewegung den Ball verstolperte. Hier trifft meines Erachtens jedoch den jungen Marcos eine Mitschuld, denn Arslan suchte erkennbar in dieser Situation nach einem Abnehmer. Marcos aber lief nicht nur in dieser Situation zur Unzeit in den Strafraum und nahm dem Spiel seiner Mannschaft eben jene Breite, die man gerade gegen einen derart defensiv agierenden Gegner gewährleisten muss. Sicher hatte Marcos erneut auch gute Szenen, das will ich gar nicht bestreiten. Ich frage mich aber langsam, was Ostrzolek „verbrochen“ hat. Weder sind Marcos Pässe oder Flanken besser, noch ist es sein taktisches Verhalten. Wäre es nach mir gegangen, ich hätte Marcos zur Halbzeit vom Feld genommen. Nicht um ihn abzustrafen, sondern weil die Mannschaft erkennbar nervös und konfus spielte. Ostrzolek ist der erfahrenere Mann, von dem ich mir mehr Klarheit in den Aktionen erwarten dürfen muss. Dass Zinnbauer dies offenbar  anders sah, verwundert mich.

Auch Zinnbauers Coaching in dieser Partie finde ich diskutabel. Es ist ja schön, gut und grundsätzlich nachvollziehbar, wenn man in einem Heimspiel offensiv spielen lässt. Aber ich fand, dass das Gegentor „mit Ansage“ fiel, da die stetig zunehmende Unsicherheit ganz offensichtlich war. Natürlich sind seine Einwirkungsmöglichkeiten von der Seitenlinie während des laufenden Spiels begrenzt, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass er frühzeitig eben darauf z.B. durch Umstellung vom 4-1-3-2 auf ein 4-4-2 bis zur Pause reagiert, um eben dort dann die Mannschaft neu einstellen zu können.

Wer kein Tempo durch schnelle Ballzirkulation und Laufwege erzeugt, wer keine Bälle in der vordersten Spitze behaupten kann, der erstarrt in seinen Offensivbemühungen fast zwangsläufig. Wenn allein Gouaida und mit Abstrichen Müller, Rudnevs und Cléber zu gefallen wussten, dann muss auch die Frage nach der Qualität des Personals erlaubt sein. In dieser Verfassung wird es für den HSV jedenfalls schwer, die Klasse zu halten. Ganz schwer.

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München).
Der Platzverweis für Niedermeier bleibt diskussionswürdig, da man aus Stuttgarter Sicht begründet argumentieren kann, dass keine klare Torchance für Rudnevs vorgelegen hat. Übersah ein Handspiel eines Stuttgarters in der Nachspielzeit, was mir aber herzlich egal ist, denn der HSV hatte an diesem Tag nichts anderes verdient als eine Niederlage. Dass die Mannschaft erneut gekämpft hat, halte ich im Grundsatz für selbstverständlich.

In dieser Besetzung hat der HSV gespielt: Drobny – Diekmeier, Djourou, Cléber (83. Stieber), Ostrzolek – Behrami (72. T. Arslan) – N. Müller, van der Vaart, Holtby – Lasogga (45. Gouaida), Rudnevs