Hertha

HSV – ein Mythos zerstört sich selbst

Vor vielen, vielen Jahren, ich war noch ein Kind, besuchte ich mit meinen Großeltern ein Spiel des HSVs am Rothenbaum. Mein Großvater war aktives Mitglied einer Betriebssportmannschaft und Fan des Vereins. Beim HSV spielten u.a. unsUwe und Charly Dörfel, doch es lief nicht. Mit zunehmender Verzweiflung brüllte mein Großvater: „HSV! HSV!“ Und mit ihm brüllten fast alle von den Rängen. Auch ich brüllte, was die Kinderkehle hergab. Warum, das verstand ich nicht wirklich, aber da alle tobten und vor allem mein Opa brüllte, verstand ich intuitiv, dass die Lage ernst war, sehr ernst. „HSV!, HSV! HSV!“. Meine Oma, die Fußballspiele nur notgedrungen und aus Liebe zu ihrem Mann (später zu ihrem Enkel) ansah, betrachtete mit mäßigem Interesse und nüchtern das Geschehen. Dann rief sie mit einem Grinsen im Gesicht in  jede Pause nach jedem „HSV!“: „oh, wie flau!, oh, wie flau!“ Mein Großvater riss  den Kopf herum, sah sie entsetzt an und zischte besorgt: „Lotte, hör sofort auf damit! Die bringen Dich hier noch um!“. Da verstand ich, dass Fußball allgemein und der HSV ganz besonders eine sehr ernste Sache waren. Aber ich verstand auch, dass man ihn nie zu ernst nehmen sollte, denn das konnte offenbar gefährlich werden.

Später sah ich in Begleitung meines Vaters mein erstes Spiel im alten Volksparkstadion. Es ging gegen die Hertha – Ironie des Schicksals. Ich sehe mich noch heute entlang der alten Haupttribüne laufen. So etwas riesiges hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Wo kamen all diese Menschen her?! Das Spiel ging verloren, wenn ich mich recht erinnere, doch meine Herz für den Verein war endgültig entflammt.

Wieder etwas später kam ich auf eine Idee. Ich holte mir meinen Diercke-Schulatlas, ein Stück Butterbrotpapier und einen Stift. Das Papier legte ich auf die Deutschlandkarte und begann, die Umrisse der damaligen Bundesrepublik sorgsam durchzupausen. So lag ich bald samstags mit dem Bauch auf dem Boden meines Kinderzimmers neben dem Radio. Vor mir meine selbstgefertigte Deutschlandkarte und der Atlas. Bundesligakonferenz! Jedes Mal, wenn sich ein Reporter meldete, legte ich die gepauste Karte über das Original im Atlas, suchte mal Essen, mal Offenbach, mal Nürnberg oder München und übertrug den Spielort auf mein Papier. Nur ein Verein ließ mich zunächst verzweifeln: wo zum Teufel lag die Stadt Schalke?!

Ich fieberte also damals mit dem HSV zunächst meist am Radio, aber wenn die Übertragung zu Ende war, dann brachte ich meine Utensilien an ihren Platz zurück, nahm einen Ball und ging kicken. ’77 gewannen wir den Europapokal gegen Anderlecht. Ich meine, ich hätte es im Fernsehen gesehen. Sicher bin jedoch, dass wir am nächsten Tag in der Schule darüber sprachen. Und so fuhr ich mit einigen Klassenkameraden zum Flughafen,  um Mannschaft und Trainer zu empfangen. Klötzer mochte ich. Der erinnerte mich ein wenig an meinen Opa, der inzwischen viel zu früh verstorben war.

Die große Zeit des Vereins habe ich dann ganz bewusst erlebt. Ich ging regelmäßig ins Stadion und sah sie alle spielen. Auch Magath (Mein persönlicher Favorit im Mittelfeld war aber Thomas von Heesen.). Der HSV, das war für mich nicht nur die Raute und die Farben. Der HSV, das war stets mehr als seine Spieler oder Trainer. Nur Happel, der beste Trainer der Welt, unser Trainer!, überstrahlte jeden. Ich erinnere mich noch genau, wie die ganze Stadt Kopf stand, als wir Meister wurden. Die Mannschaft auf dem Balkon des Rathauses und ich in der jubelnden Menge davor.

Und dann sah ich das Aktuelle Sportstudio. Sie hatten dem großen Happel fast eine ganze Sendung zum Abschied gewidmet. Er saß an einem Spieltisch, er war ja leidenschaftlicher Zocker, und wurde gefragt, wie er die Zukunft des Vereins sehe. Dann, ich traute meinen Ohren kaum, sagte der Meistertrainer, dass es wohl viele, viele Jahre, ja Jahrzehnte dauern würde, bis dieser Verein wieder erfolgreich sein werde.

Inzwischen ist aus dem Kind ein Mann geworden. Auch die Mitte des Lebens ist wohl längst erreicht. Ich warte. Ich warte seit Jahren. Und ich nehme alles hin. Längst habe ich verstanden, dass Happel auch damals Recht hatte. Ich sehe die ersten grauen Haare. Die Zeit beginnt zu laufen, doch ich warte.

Der Verein, den ich als Kind liebte, den gibt es inzwischen nicht mehr. Als unser Präsident einen s.g. „Hexer“ bestellte, da schämte ich mich das erste Mal für den HSV. Seit ich öffentlich über den HSV schreibe, seit ich regelmäßig hinter seine Kulissen blicke, seit ich erfuhr, wer mit wem und wer nicht, seit ich weiß, dass man sich einst aus eigener Inkompetenz und Hilflosigkeit sogar ans Abendblatt wandte, um sich von dort Spieler oder Trainer aufschwatzen zu lassen, da ist nach und nach etwas in mir zerbrochen. Der Verein hat für mich längst seine Unschuld verloren. Wo ich gediegenes Hanseatentum vermutete, wo ich mir Seriösität, Sachverstand und Anstand wünschte, da regiert seit Jahrzehnten Inkompetenz, Intrige, Eifersucht, Weltfremdheit, Geschwätzigkeit, Größenwahn und Fanatismus. Der Zauber ist verflogen, der Schmerz darüber bleibt.

Kopfschüttelnd, desillusioniert und fatalistisch nehme ich zur Kenntnis. Menschlich finde ich z.B. katastrophal, dass Cardoso aus der Zeitung erfahren musste, dass man seinen Vertrag nicht zu verlängern beabsichtigt. Leider erwarte ich beim HSV nichts anderes mehr. Menschlich finde ich es schlimm, wie man derzeit mit Vorstand und Trainer umgeht. Ganz schlimm. HSV eben.

Nun soll es wohl Magath werden. Ich verstehe durchaus, dass die Mehrheit meint, nur der Felix könne es noch richten. Mit Verlaub, ich bezweifle dies. Ich sehe schon, dass man auch Magath früher oder später vom Hof jagen wird (Warum ich das denke, dazu in einem späteren Beitrag mehr.). Viele, die heute am lautesten nach ihm schreien, die werden ihn morgen verfluchen und sich nicht erinnern wollen. Auch das lehrt uns die Geschichte.

Ein schöner Verein zerstört sich selbst, sagte van Marwijk. Recht hat er.

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Spielbericht: Hamburger SV – Hertha BSC Berlin

Tore: 0:1 (15.) Allagui, 0:2 (23.) Ramos, 0:3  (38.) Ramos

Schiedsrichter: Aytekin

Aufstellung HSV: Adler, Lam, Djourou, Westermann, Jansen, Badejl, Bouy (46. Arslan), John, van der Vaart, Calhanoglu (61. Ilicevic), Zoua

Auffällig: Als Reaktion auf die ausgiebigen medialen Spekulationen über dessen Vertragsinhalte nahm Trainer Bert van Marwijk den erst siebzehnjährigen Tah aus der Manschaft. Er begründete dies mit dem Eindruck, den er während eines Vier-Augen-Gesprächs mit dem Spieler von dessen Verfassung gewonnen hatte. In der abgelaufenen Woche waren angebliche Details aus dem Vertrag Tahs vom Boulevard veröffentlicht worden. Dabei wurde u.a. ausgiebig öffentlich darüber spekuliert, wer das Arbeitspapier der Presse zugespielt haben könnte und zwar unter Einbeziehung des unmittelbaren familiären Umfeldes des Spielers. Man muss sich grundsätzlich vergegenwärtigen, dass sich dieser noch sehr junge Spieler mit erst 17 Jahren in der Adoleszenz befindet und seine erste Profi-Saison spielt. Er besucht unverändert die Schule, was ihn ohnehin zusätzlich fordert. Außerdem dürfte es das erste Mal gewesen sein, dass er sich und seine Bezugspersonen als Gegenstand einer s.g. „Berichterstattung“ im grellen Scheinwerferlicht der Boulevard-Medien erleben musste, was eine zusätzliche, außerordentliche Belastung darstellt. Ich halte diese Entscheidung des Trainers für absolut nachvollziehbar und bewerte sie als verantwortungsbewusst und daher außerordentlich positiv.
Lasogga saß auf der Bank, wurde aber nicht eingewechselt. Ich denke, dass dies zwei Gründen geschuldet gewesen ist. Zum einen bestand offenbar ein erhebliches (Rest-)Risiko, dass die Muskelverletzung (Faserriss) bei einem Einsatz hätte aufbrechen und ggf. zu einer noch längeren Ausfallzeit (evtl. Bündelriss) hätte führen können. Zum anderen ist im Normalfall der Bundesliga ein 0:3 Rückstand ohnehin kaum aufzuholen. Angesichts der sportlichen Situation, den nun folgenden Endspielen und der Bedeutung Lasoggas für die Torgefährlichkeit der Mannschaft, halte ich auch diese Maßahme für absolut richtig.

Das Spiel: Der HSV begann läuferisch und kämpferisch engagiert. Man merkte der Mannschaft an, dass sie sich viel vorgenommen hatte. Positionell und im Passspiel zeigte sie sich leicht verbessert. Vor allem Jansen wusste während der gesamten Spieldauer durch sein Engagement zu gefallen. Lam, sein Pendant auf der anderen Seite, hatte dieses Mal läuferisch und körperlich erkennbare Probleme mit seinem schnellen Gegenspieler. (Dass er dennoch nicht von Diekmeier abgelöst wurde, könnte ebenfalls medizinischen Gründe (s.o. Lasogga) haben.)
John begann auf der rechten Außenbahn und knüpfte zunächst an die desolate Leistung aus dem Hoffenheim-Spiel an. Nach wenigen Minuten stellte van Marwijk um und ließ ihn und Calhanoglu die Seiten wechseln. John setzte sich in der Folge einige Male auf der linken Außenbahn durch, seine Flanken/Pässe in den Strafraum fanden jedoch keinen Abnehmer. Hier hätte man sich einen gesunden Lasogga gewünscht. Zoua, als dessen Vertreter im Sturmzentrum, agierte durchgehend glücklos. Bis auf einen einzigen Kopfball kam er praktisch nie wirklich zum Abschluss. Seine Kopfbälle verfehlten meist deutlich das Tor, oder er traf die falsche Entscheidung und legte ab, statt selbst abzuschließen. Bouy, als Partner Badejls, trat erneut kaum in Erscheinung. Offenbar fehlt ihm unverändert noch die Bindung zur Mannschaft. Dies kann sich prinzipiell aber nur durch Einsätze verbessern. Das Geburtstagskind Calhanoglu kam auf der rechten Außenbahn besser zurecht als John, war aber kaum im Spiel. Auffällig wurde er erst, als er alle Freistöße trat. Diese Flanken wirkten gefährlicher, als alles, was van der Vaart aus den ruhenden Bälle zustande brachte.

Es kam mal wieder, wie man es inzwischen leider gewohnt ist. In der eigenen Vorwärtsbewegung wurde der Ball vom Gegner abgefangen. Westermann versuchte in höchster Not den enteilenden Gegenspieler vor dem Eindringen in den Strafraum mit einem langen Bein zu stoppen und kam Sekundenbruchteile zu spät. Ob das Foul knapp außerhalb des Strafraum oder auf der Linie war, könnte man diskutieren. Dass der Schiedsrichter hier auf Elfmeter entschied ist aber m.E. keine klare, eklatante Fehlentscheidung.

In der 14. Minute trat Ramos vom Elfmeterpunkt an. Sein schwach geschossener Strafstoß konnte aber vom gut aufgelegten Adler abgewehrt werden. Wer dachte, dies könnte das Momentum auf die Seite des HSVs bewegen, sah sich schon wenige Sekunden später eines besseren belehrt. Bei der nachfolgenden Ecke kam der überragende Ramos zu diesem Zeitpunkt zum bereits wiederholten Mal unbedrängt zum Kopfball. Den Abstauber versenkte Allagui für Adler unhaltbar. Wieder Deckungsfehler, wieder ein Rückstand – grausam.

In der 23. Minute war es wieder Ramos, der nach einer Freistoßflanke fast unbedrängt einköpfen konnte. Auffällig hier, dass praktisch die gesamte Vierkette stehen blieb und nicht aktiv versuchte, die Flanke zu klären. Einzig Djourou machte hier Anstalten, kam aber sowohl zu spät als auch nicht wirklich zum Luftzweikampf. Grausam hoch 2.

Die Enstehungsgeschichte des 0:3 (38.) ist schnell erzählt. Der Ball wurde von der Hertha zentral erobert. Der Pass kaum auf unsere rechte Seite. Der ungünstig positionierte Lam konnte den dann folgenden langen Diagonalpass in die Spitze auf Ramos nicht unterbinden. Der m.E. völlig indisponierte Djourou stand zwar prinzipiell besser, da näher zum Passgeber, lief dann aber mehr Geleitschutz, als dass er tatsächlich mit letztem Einsatz versucht hätte, Ramos an Ballerorberung und Torabschluss zu hindern. Katastrophal!

Im Grunde war der Drops ab diesem Zeitpunkt gelutscht. 0:3 zur Halbzeit und das zu Hause – halleluja.

In der zweiten Halbzeit begnügte sich die Hertha mit Ergebnisverwaltung. Der HSV verfiel zunehmend in den bekannten Fehler, dass sich die Offensivspieler bei eigenem Ballbesitz auf einer Linie vorne positionierten und ungenügend bewegten. Das führte dazu, dass der Ballführende kaum Anspielstationen hatte. Immerhin, man wird ja sarkastisch-bescheiden, fing man sich kein weiteres Gegentor. Und das eine komplette Halbzeit lang – herzlichen Glückwunsch!

Deutlich zu erkennen ist, dass Badejl alleine überfordert ist, das Spiel aus dem defensiven Mittelfeld zu lenken. Es fehlt oft an Bewegung und Kreativität aus dem Mittelfeld. Einzig der eingewechselte Ilicevics war erkennbar um Torgefahr bemüht. Diese resultierte dann aber aus seinen Einzelaktionen.

Beide Innenverteidiger boten ein ganz schwaches Spiel. Deutlich weniger als 30 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind für Westermann indiskutabel. Djourou zeigte sich inzwischen zum wiederholten Male als Sicherheitsrisiko. Auffällig schein mir, dass sein Kopfballspiel unkontrolliert wirkt. Man hatte oft den Eindruck, dass er zum Unterlaufen des Balles neigt, der ihm dann von oben auf den Kopf fällt. Eine aktive Sprungbewegung, bzw. ein aktives Spielen des hohen Balles mit der Stirn fehlte des öfteren. Nach nunmehr diversen Spielen muss man sich grundsätzliche Gedanken über diesen Spieler machen.

Fazit und Ausblick: Übergreifend sechs verlorene Spiele in Folge lassen die Hoffnungen schwinden und die Nerven blank liegen. Es bleiben theoretisch zwei Möglichkeiten. Entweder entlässt man den Trainer und hofft, dass der Nachfolger durch neue Impulse deutliche Veränderungen herbeiführt, oder man hält ggf. bis zum bitteren Ende an van Marwijk fest. Zu beachten ist auch hier die finanzielle Lage des Vereins. Zwar ist ein Abstieg teurer als alles andere, andererseits muss der Verein zwingend die Anforderungen des anstehenden Lizenzierungsverfahrens erfüllen. Außerdem wäre die Frage zu stellen, welcher auf dem Markt befindliche Trainer diese Mannschaft erfolgreicher coachen soll. Slomka wurden zuletzt in Hannover ähnlich wie bei van Marwijk Defizite in der konditionellen Arbeit nachgesagt. Schaaf ist ein erfahrener Mann, gilt aber nicht als ausgewiesener Verfechter defensiver Stabilität. Magath könnte möglicherweise für mehr Disziplin sorgen. Zu diesem Zeitpunkt der Saison könnte m.E. aber auch ein Magath nicht jene läuferische Defizite, die evtl. mangelnder Fitness geschuldet sind, wie einige wissen wollen, ausgleichen. Außerdem kollidiert nach meiner Auffassung die Person Magaths, mit ihrem ausgeprägten Hang zur Autokratie, mit der teamorientierten Ansatz von HSVPlus…

Ich kann unverändert keinen klaren, fachlichen Fehler Bert van Marwijks erkennen, dem man ihm zweifelsfrei nachweisen könnte, bzw. für den man ihn allein verantwortlich machen müsste. Die im Winter verpflichteten Spieler konnten auch deswegen günstig ausgeliehen werden, weil ihnen Wettkampfpraxis fehlte. Diese können sie aber nur erhalten, wenn man an ihnen festhält. Dass er Tah aus der Schusslinie nehmen wollte, halte ich für eine grundsätzlich absolut richtige Entscheidung. Dass die Wahl auf Djourou als Vertreter fiel, ist zunächst logisch. Mancienne, Rajkovic, Sobiech und Kacar fehlt Wettkampfpraxis, bzw. sie konnten bisher  (Sobiech) die Erwartungen nicht erfüllen. Zudem war es Kreuzer, der u.a. betont hatte, dass die Aussortierten nie wieder für den HSV auflaufen würden. Eine absolut törichte Aussage, wie ich unverändert finde. Wie bereits angedeutet denke ich, dass Djourou die Mannschaft eher schwächt, als dass er ihr weiterhilft. Es ist m.E. an der Zeit, sich grundsätzliche Gedanken zu machen und alle noch vorhandenen Optionen ernsthaft und erneut zu prüfen, auch unter Einbeziehung der „Aussortierten“. Westermann wirkt zunehmend überfordert und braucht, so Tah nicht spielt, einen anderen Partner.

John zeigt Ansätze, Bouy braucht weitere Praxis, so man grundsätzlich von ihm überzeugt ist.

Ich bleibe bei meiner jünsten Einschätzung, dass das Hauptproblem der Mannschaft im mentalen Bereich zu verorten ist. Und ich halte Bert van Marwijk für geeignet, dies in den Griff zu bekommen, auch wenn es nach dieser für den HSV beispiellosen Niederlagenserie zweifellos schwer vorstellbar scheint. Konditionelle Mängel, so sie denn tatsächlich vorhanden sein sollten, sind ohnehin während derr laufenden Rückrunde kaum zu beheben. Lasogga, Diekmeier, Westermann, Lam, Bouy und John müssen in den Spiel-Rhythmus kommen und/oder Bindung zur Mannschaft bekommen. Aus meiner Sicht sollte sich das Thema Djourou erledigt haben.

Ich weiß, dass viele Leser insbesondere die Trainer-Frage anders beurteilen werden. Das ist völlig legitim. Die Lage scheint(!) hoffnungslos. Allerdings ist(!) die Lage rein tabellarisch keineswegs hoffnungslos. Entmutigend sind allein die tradierten individuellen Fehler, bzw. die fortdauernden Misserfolge. Aber hier gilt: wer die Hoffnung fahren lässt und zu kämpfen aufhört, der hat bereits verloren! Man kann von der Mannschaft als Fan keinen bedingungslosen Einsatz fordern, seinen eigenen jedoch an Bedingungen knüpfen. Auch wenn ich es für absolut verständlich halte, sollte jemand nicht länger bereit sein, für derartige Darbietungen Geld, Freizeit und Laune zu opfern.

Ich halte Fan-Blockaden und Gepöbel für nachvollziehbar, aber angesichts meiner Grundannahme, dass die Probleme überwiegend im mentalen Bereich liegen, für absolut kontraproduktiv. Einer deprimierten und verunsicherten Mannschaft hilft man nicht, indem man den ohnehin vorhandenen und stetig steigenden Druck erhöht, bzw. indem man besinnungslos, wie dies andernorts geschieht, auf sie eindrischt. Und noch einmal: es ist leicht zu fordern, wenn man selbst nicht in der Verantwortung steht.