Historische Niederlage mit vielfältigen Ursachen: FC Bayern München – HSV 8:0 (3:0)

„Es ist längst ein Klassenunterschied.“ (Kommentar M. Reif auf SKY, 52. Spielminute)

Man stelle sich vor: Ein normaler VW-Golf tritt gegen einen aufgerüsteten Porsche zu einem Rennen über die Meile an. Nach 900 Metern hat der Porsche wie zu erwarten einen deutlichen Vorsprung. Da dämmert es auch dem kommentierenden Rennbeobachter, dass ein Klassenunterschied bei diesem Wettkampf vorliegt. Donnerwetter, Herr Reif, was für eine Expertise! Ich bin angemessen beeindruckt.

Tatsächlich entwickelt sich die Bundesliga in die höchst bedenkliche Richtung eines einseitigen Wettbewerbs. Angesichts der eklatant ungleichen Voraussetzungen der Vereine, erscheint bis auf Weiteres jedes Jahr der Titel fest nach München vergeben. Derzeit ist im Prinzip ausschließlich fraglich, ob der FC Bayern bereits im März oder „erst“ im April vorzeitig Deutscher Meister wird. Und wieviele Punkte Vorsprung die Mannschaft bis dahin auf die grundsätzlich chancenlose Konkurrenz herausgespielt hat. Wer da ernsthaft von „Bayern-Verfolgern“ redet, der ignoriert die Realität. Daran ändert auch nichts, dass es dem VfL Wolfsburg tatsächlich zum Rückrundenauftakt gelang, den Dominatoren der Liga ausnahmsweise eine Niederlage zuzufügen. Derartiges passt allerdings all jenen nur zu gut ins Geschäft, die von dieser Konstellation profitieren (FCB), die das Produkt Bundesliga vermarkten (DFL), oder die ihre exorbitanten Investitionen (Übertragungsrechte) durch entsprechend schönfärberische Berichterstattung refinanzieren müssen (SKY). All jene haben ein Interesse daran, dass dem Zuschauer inzwischen eine Illusion verkauft wird.

Um nicht missverstanden zu werden: Der FC Bayern München hat sich seinen Wettbewerbsvorteil durch jahrzehntelange, hervorragende Arbeit ebenso verdient, wie der Hamburger SV seinen inzwischen mehr als deutlichen sportlichen und  finanziellen Rückstand durch überwiegend desaströse Fehlentscheidungen, Missmanagement und sportliche Inkompetenz selbst zu verantworten hat. Aber was will man eigentlich erwarten, wenn eine der absolut besten Mannschaften des Planeten gegen einen Mitbewerber antritt, dem in der gesamten Vorsaison lächerliche 27 Zähler gelangen? Selbst wenn dem HSV am Ende dieser Saison mit 37 Punkten ein eindeutig besseres Saisonresultat gelingen sollte, dann bedeutet dies für die Hamburger immer noch Abstiegskampf, nichts anderes.

Natürlich, der Sport schreibt immer wieder die tollsten Geschichten. Sensationelle Erfolge eines krassen Aussenseiters sind nie gänzlich auszuschließen. Dies ist schließlich Teil seiner Faszination. Dennoch sollte die Einschätzung realistisch bleiben. Über die Jahrzehnte hat der FCB nicht nur fachlich sinnvoll und kontinuierlich hervorragend gearbeitet, sondern inzwischen im Vergleich u.a. zum HSV vermutlich einen Betrag in seine Mannschaft mehr investieren können, der im Milliardenbereich liegen dürfte. In Euro. Es ist daher auch nicht das medial kolportierte s.g. „Bayern-Gen“, aus dem der Wettbewerbsvorsprung resultiert, sondern die auf fast allen Ebenen (Personalauswahl, Training, Scouting, medizinische Betreuung und Finanzen) bessere Arbeit des FCB, die von einer ehrgeizigen Anspruchshaltung der Münchner dann zusätzlich zu einer selbstbewussten „mia-san-mia-Mentalität“ im Wettkampf führt. Doch genug der Vorrede.

HSV-Trainer Joe Zinnbauer überraschte mit der folgenden Aufstellung: Drobny – Götz, Djourou, Westermann, Marcos (57. Ostrzolek) – Stieber, van der Vaart (57. Jiracek), Diaz, Jansen – Rudnevs, Olic (24. N. Müller)

Diskutabel erscheint hier zunächst, dass Westermann für den zuletzt tadellos spielenden Rajkovic neben Djourou in die Innenverteidigung zurückkehrte. Nachträglich wurde dies mit leichten Geschwindigkeitsvorteilen Westermanns begründet. Da Zinnbauer hier über exakte Daten und Eindrücke aus dem täglichen Training verfügt, will und kann ich hier keinen Fehler erkennen. Schon gar keinen spielentscheidenden. Allerdings hätte ich auf diesen Wechsel verzichtet.

Götz als RV ist aufgrund der Verletzung Diekmeiers logisch; für Marcos als LV gegen Robben, einen der besten Außen der Welt, hätte ich den erfahreneren Ostrzolek gewählt.

Durch die Besetzung des zentral-defensiven Mittelfelds durch Diaz und van der Vaart wollte Zinnbauer mutmaßlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits wurde Erfahrung auf den Platz gebracht, andererseits sollten beide wohl durch ihre Pass-Stärke zielgerichtete Konter einleiten. Ich hielt dies schon vor dem Spiel angesichts des realen Klassenunterschieds (s.o.) für sehr, sehr mutig. Oder anders ausgedrückt für zu riskant. Ich schrieb bereits in vorangegangenen Artikeln, dass m.E. bei dieser Lösung die Mischung zwischen Spielstärke, Dynamik und defensiver Zweikampfstärke suboptimal bleibt. Jiracek oder sogar Kacar für van der Vaart wäre m.M.n. die bessere Wahl gegen die Dominatoren gewesen.

Eine Umstellung auswärts gegen die Bayern auf zwei Stürmer ist mutig und in meinen Augen die konsequente Fortsetzung des von Zinnbauer gewählten Ansatzes: zielgerichtete Pässe aus der Zentrale auf zwei denkbare Abnehmer – das ist variabler und damit schwerer auszurechnen. Hätte theoretisch funktionieren können.

Spielfilm: Abweichend zu meinen bisherigen Spielberichten möchte ich darauf verzichten, die Entstehungsgeschichte jedes einzelnen Tores hier darzustellen. Stattdessen nun einige Beobachtungen zu Spielverlauf und Taktik.

Die Bayern waren wie zu erwarten sofort dominant. Der HSV versuchte sich spielerisch aus der Defensive zu befreien und verzichtete weitestgehend auf das destruktive Gebolze der beiden vorangegangenen Spiele (SCP, H96). In einem überwiegend flachen 4-4-2 versuchte man die Breite des Feldes gegen die Münchner abzudecken, von denen allgemein bekannt sein dürfte, dass sie unerhört schnell den Ball zirkulieren lassen können, was regelmäßig bei ihnen zu schnellen Seitenverlagerungen führt. Zunächst standen beide Hamburger Viererketten  auch eng genug beieinander, jedoch sah man früh, dass dem Duo Diaz/van der Vaart eben jene Dynamik fehlt, die man benötigt, um tatsächlich Zugriff auf das Herz des Münchner Spiels im zentral-defensiven Mittelfeld zu bekommen. Van der Vaart kippte bei dem eher seltenen Gelegenheiten zum kontrolllierten Spielaufbau der Hamburger aus der Abwehr in der bekannten Manier ab, es fehlt ihm jedoch an defensiver Zweikampfstärke und an läuferischer Dynamik, sodass dem HSV eben das überhaupt nicht gelang, was den Wolfsburgern als bisher einziger Mannschaft gelungen ist: Schweinsteiger (und damals Xabi Alonso) auf den Füßen zu stehen. Das wirkte sich aus Sicht des HSV fatal aus, da Guardiola vor Schweinsteiger den äußerst beweglichen Götze und den Raumdeuter Thomas Müller positioniert hatte. Van der Vaart läuft viel, aber meist in einem Tempo. Ihm fehlte gegen diesen Gegner das nötige Sprintvermögen.

Der Elfmeter zum 1:0 ist Folge der von der DFL vorgegebenen Regelauslegung zum Handspiel und daher korrekt, wenn auch aus Sicht des jungen Marcos unglücklich. Kein Vorwurf an den Spieler meinerseits an dieser Stelle. Das schnell folgende 2:0 und damit im Grunde bereits die Vorentscheidung war eine von gleich mehreren Fehlentscheidungen, die Schiedsrichter Weiner und sein Gespann fast ohne jede Ausnahme zugunsten der ohnehin übermächtigen Münchner traf. Ausnahme blieb nur der Verzicht auf die gelb-rote Karte gegen van der Vaart, die sich dieser durch ein idiotisches, da völlig unnötiges Foul an Thomas Müller im Mittelfeld (40.), eigentlich mehr als redlich verdient gehabt hätte. Raffa mag ja lobenswert Verantwortung bei Elfmetern übernehmen und in der Kabine flammende Reden halten, aber es ist keineswegs das erste Mal, dass er als Kapitän seinen Trainer durch unbedachte Aktionen im Grunde schon zur Halbzeit dazu nötigt, ihn vom Feld zu nehmen. Auch wenn Knäbel und Zinnbauer ihn öffentlich aus nachvollziehbaren Gründen aus der Schusslinie nehmen – zu einem wirklichen Führungsspieler gehört in meinen Augen mehr. Viel mehr. Womit ich bei einem generellen Defizit in den Kadern des HSV der letzten Jahre wäre. Kaum echte Führungsspieler (Drobny ist im Tor zu weit weg), zu viele Spieler mit notorisch großer Klappe (vor dem Spiel), die dann im realen Spiel zu oft abtauchen. Jansen ist auch so ein Kandidat. Und das schreibe ich, obwohl ich ihn grundsätzlich mag und sehr wohl zu schätzen weiß, was er leisten kann und auch oft genug geleistet hat. Wie er den unerfahren Marcos gegen Ende der ersten Halbzeit und zu Beginn der zweiten Spielhälfte, vor allem beim 4:0 allein in einem eins gegen eins gegen Robben und damit im Regen stehen lassen konnte, – gegen Robben! – bleibt mir ein Rätsel. Fast hätte ich geschrieben, das war eine echte Schweinerei. Dass der HSV nun einen Muskelfaserriss bei Jansen vermeldet, kann diese, gemessen an seinen eigenen Ansprüchen,  mangelhafte Leistung nicht rechtfertigen. Mindestens bis zum fälschlich nicht anerkannten 1:6 in der 63. Spielminute, dem ein langer Sprint Jansens nebst Flanke auf Rudnevs vorausging, war er eben offensichtlich nicht verletzt. Ausschließlich sein späteres Verhalten auf dem Platz lässt sich nachträglich so erklären und entschuldigen. Van der Vaart, Jansen – beide sind dennoch nicht allein schuld, aber auch sie haben zum Desaster von München beigetragen.

Zinnbauer musste Olic leider verletzungsbedingt früh aus dem Spiel nehmen und verdichtete das Mittelfeld zu einem 4-2-3-1, was angesichts des nicht vorhandenen Zugriffs eben dort (s.o.) sinnvoll erschien. Viel zu spät jedoch, nämlich erst beim Spielstand von immerhin 6:0!, kam der Wechsel von Jiracek für van der Vaart und Ostrzolek für Marcos, der gegen einen Robben in Galaform und ohne konsequente Unterstützung durch Jansen absolut überfordert war. Auch hier kein grundsätzlicher  Vorwurf an Marcos. In Hamburg schreit man seit Jahren nach eigenen Talenten, aber wenn die dann auf dem Platz stehen, dann sollen die am besten wie gestandene Profis agieren? Lächerlich. Wer Talente entwickeln will, der muss Geduld haben. Der muss mit Leistungsschwankungen und mitunter auch gröberen Fehlern eben dieser Talente leben. Von den wirklich rar gesäten absoluten Ausnahmetalenten weltweit abgesehen, ist alles andere Unfug. Im Übrigen fand ich, dass durch Jiracek und Ostrzolek etwas mehr Ruhe ins Spiel des HSV kam, was allerdings zusätzlich auch durch nachlassende Münchner begünstigt wurde. Dass beide Spieler bei diesem bereits ernüchternden Spielstand keine Bäume mehr ausreißen konnten, dürften die meisten Leser nachvollziehen können.

Insgesamt verteidigte der resignierende HSV insbesondere in der Schlussphase zu passiv, sodass die letzten Treffer der Bayern mit besserem Einsatzwillen vermeidbar wirkten. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass die Variabilität, die technische und taktische Perfektion des Branchenprimus an solchen Tagen ein nahezu zirzensisches Niveau erreicht, das ganz andere Mannschaften als den HSV der Gegenwart ebenfalls an die Wand spielen kann.

Fazit: Der HSV unterliegt auch in der Höhe verdient. Zinnbauer hat, nachträglich betrachtet, durch seine Aufstellung (zu) viel riskiert. Auch die Auswechslung von van der Vaart hätte m.E. bereits in der Halbzeitpause beim Stand von 3:0 und nicht erst beim 6:0 erfolgen müssen. Aber auch für Zinnbauer gilt, dass man ihm Fehler zugestehen muss. Er wird ganz sicher seine Lehren aus diesem Spiel ziehen. Daher halte ich rein gar nichts von jenen Stimmen, die einem erneuten – wie oft eigentlich noch?!! – Trainerwechsel nunmehr das Wort reden.

Zur Entstehungsgeschichte dieser historischen Rekordniederlage für die Hamburger gehören auch die für den Spielverlauf erheblichen Fehlentscheidungen des Schiedsrichters und die Verletzungsausfälle beim HSV. Vor allem Behrami wurde in diesem Spiel schmerzlichst vermisst. Weitere Gründe für dieses Debakel sind in dem über Jahre unsachgemäß zusammengestellten Kader (zwei Jahre fehlender Sportdirektor…), und der finanziellen Lage, die zum beschleunigten Einbau der Talente geradezu nötigt, zu suchen.

Tore: 1:0 T. Müller (21.); 2:0 Götze (23.); Robben (36.); 4:0 Robben (47.); 5:0 T. Müller (55.); 6:0 Lewandowski (56.); 7:0  Ribéry (69.); 8:0 (Götze)

Schiedsrichter: Weiner (Giesen). Hatte mit seinem Team einen gebrauchten Tag erwischt. Die Entscheidung auf strafbares Handspiel gegen Marcos und Strafstoß ist regeltechnisch vertretbar. Dennoch meine ich, dass die in Deutschland praktizierte Regelauslegung zum Handspiel fragwürdig ist und regelmäßig zu absurden Konsequenzen führt. Marcos vergrößert zwar seine Körperfläche, dies geschieht jedoch aus einer Laufbewegung, bei der die Arme naturgemäß mitschwingen. Außerdem erfolgt der Schuss aus kurzer Distanz (2m). Von einer absichtlichen(!) Handbewegung kann hier meines Erachtens daher keine Rede sein. Es kann nicht sein, dass Abwehrspieler mit hinter dem Rücken verschränkten Armen zum Ball laufen (müssen), weil sie ansonsten Gefahr laufen, einen Elfmeter zu verursachen.

Lewandowski stand beim Schuss von T. Müller vor dem vorentscheidenden 2:0 zwar im Prinzip passiv im Abseits, verdeckte jedoch Drobny durch seine Positionierung die Sicht, was m.M.n. einen strafbaren, aktiven Eingriff ins Spielgeschehen darstellt.

Der Treffer von Rudnevs (63.) hätte Anerkennung finden müssen, da Rudnevs beim Abspiel von Jansen eindeutig nicht im  Abseits stand.

Nachtrag: Las gerade den Blog der geschätzten MrsCgn, die sich Gedanken zum Kommunikationsverhalten des HSV macht. Ungeachtet der Frage, ob ich ihr in jedem einzelnen Punkt zustimme, finde ich den Artikel https://mrscgn.wordpress.com/ lesens- und bedenkenswert.

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9 Kommentare

  1. Ich gestehe, ich habe mir das Spiel, bewußt und in voller Absicht, nicht angesehen und werde es auch nicht nachträglich tun.
    Einer der Gründe war die Aufstellung. Den Einsatz von VdV hatte ich ja noch widerwillig nachvollziehen können, den Tausch Westermann gegen Rajkovic habe ich der „Macke“ des Trainers, mindestens einen Spieler auszutauschen zugeschrieben. Eine andere Begründung lasse ich in diesem Fall nicht gelten, schließlich sollte sich eine Mannschaft, besonders in der Abwehr, auch mal einspielen dürfen.
    Der Einsatz von Rudnevs war m.E. überfällig. Olic ist kein Torjäger, Rudnevs hat auch in diesem Spiel bewiesen, dass er in jedem Spiel ein Tor schießen kann. Gewiss hat er technische Probleme, aber was hat dann Lasogga? Während Rudnevs auch seine Nebenspieler – siehe Vorlage zu Stieber – sieht, macht Lasogga offenbar die Augen zu und schießt den Ball, wohin auch immer. Wenn er nicht schießt, verstolpert er ihn halt. Ich mag Rudnevs nun mal.
    Ich wünsche mir, dass man auslaufende Verträge auch auslaufen lässt. Einzig Jiracek würde ich ggf. behalten. Für die nächste Saison kommen zwei ausgeliehene Spieler zurück, die in der Ferne beweisen durften was sie können.
    Ein Satz noch zum Sprechverbot für Marcel, „ich bin der größte“, Reif. Ich danke dem DFB.
    Ich empfange die Spiele über Entertain und kann den Kommentator dort nicht selbst abstellen. Allerdings gebe ich zu, dass ich auch manch anderen Kommentator abstellen würde, wenn es ginge.

      1. Ich glaube daran, dass es stimmt. WEIL ICH ES WILL! Ich kann seine Art zu kommentieren einfach nicht ab. Übrigens stört mich auch der ewig nichtssagende Beckenbauer in nahezu jeder Diskussionsrunde bei Sky. Zum Glück gibt es da Knöpfe am Fernseher…. Leider helfen diese Knöpfe nicht bei der Übertragung von Spielen. Die Originalgeräusche aus dem Stadion hätte ich schon gerne.
        Ich glaube übrigens NICHT an einen Sieg am Wochenende. Tut mir leid.

        1. Sehe iich das richtig, oder kommentiert Herr Reif VFB:BVB? Bin mal gespannt, auf welche Art und Weise er Bayern bei seinem Kommentar ins Spiel bringt.

  2. Hi Trapper,
    interessante Analyse – ich selber habe mir das Spiel nur bis zur 30 Minute angetan. Nach dem Rückrundenstart hatte ich, anders als VDV, Jansen oder Stieber nicht mit mehr als einer knappen Niederlage kalkuliert. Damit lag ich letztendlich auch falsch. Ich habe hinterher in den diversen Blogs gelesen und für mich wird deutlich, dass im Grunde keine eine richtige Erklärung für die aktuelle Situation des HSV hat. Es gibt verschiedenste Hypothesen: Unterschiedliche Aufstellungen, Verletzungsmisere, HSV Virus, Verknüpfung Medien mit HSV, oder ggf. auch schlechte Kommunikation. Letztendlich ist es in meinen Augen ein Phänomen wie es der HSV Jahr für Jahr wieder schafft mit unterschiedlich guten Voraussetzungen gleichschlechte Ergebnisse zu erzielen. Mit großen Augen guckt man dann von Hamburg nach Bremern, die es ähnlich wie der HSV nur exklusive der 30 Mio Euro Investition machen und einfach mal (wenn auch zum Teil mit Glück) fünf Spiele am Stück gewinnen und .. tadaaa dabei ansehnlichen Fußball spielen.

    HSV und guter ansehnlicher Fußball? Ja das gibt es: Alle fünf Spiele mal für ca 3 – 11 Minuten.

    Abgesehen von den verlorenen drei Punkten glaube ich, dass die Mannschaft vor allem mental an dem Spiel zu knabbern haben wird. Oder auch nicht, weil die Jungs zum Teil ja eh im Sommer weg sein werden, zumindest die, die guten Fußball spielen können.

    Gegen Gladbach wird es mit Sicherheit wieder sehr sehr schwer mehr als 0 Punkte zu generieren. Mal ganz davon abgesehen, dass HSV bisher nach wie vor zu unfähig ist Offensivaktion zu starten, wird Gladbach taktisch clever auf irgendeinen Fehler von irgendeinen HSVer warten und dann eben ein oder zwei Tore Schießen
    Der Blick auf die Mitabstiegskandidaten macht es für mich auch nicht besser, alle übrigens Luschen habe in den Spielen, die ich gesehen habe bessere Spielanlagen gezeigt als der HSV der Rückrunde.

    Tolle Aussichten für die kommenden Wochenenden.

    1. @muskomatik
      Dass keiner eine, wie Du es ausdrückst, „richtige“ Antwort hat, liegt nach meinem Dafürhalten daran, dass es einfach keine einzelne, bzw. einfache Erklärung gibt. Die Gründe für die über die Jahre letztlich unbefriedigenden, da im absoluten Sinne erfolglosen Darbietungen sind mannigfaltig und haben z.T. einen langen, langen, hstorischen Vorlauf.
      Mir scheint, als lebten viele noch immer in der illusionistischen Vergangenheitsverklärung und wollten selbst jetzt noch nicht wahrhaben, dass sogar die glanzvollste Periode des Vereins auf denkbar tönernden (Kompetenz-)Füßen stand. So wurde bspw. Netzer, der dann Happel verpflichtete, ursprünglich für das Stadionmagazin nach Hamburg geholt, wie Du vielleicht weißt. Dass er dann Manager wurde, entsprang doch nicht einer zielgerichteten Planung!

      Von dem Kreuzvergleich mit Werder halte ich nichts. Werder hat, – bitter, dies als HSV-Fan eingestehen zu müssen! – über Jahrzehnte den eindeutig besseren Job und mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht. Beweis: Werder gewann Titel und hielt sich längere Zeit kontinuierlich in den CL-Rängen – der HSV spuckte meist nur große Töne und freute sich über ein 4:4 und das nachfolgende Aus in der CL bis heute einen Kullerkeks.
      Für mich ist dieser Kader das vorläufige Endprodukt der vielen Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen. Werder wirkte auf mich trotz mancher Dissonanzen zuletzt nie derart kopflos und zerstritten, nie im Würgegriff einer kleinen SC-Clique, mit all den Konsequenzen, die uns auch das eingebrockt hat.
      Werder zaubert traditionell relativ unbekannte Spieler aus dem Hut, die dann Leistung bringen. In Hamburg kaufte man oft, weil man meint, Fans und Medien würden den Transfer erwarten, Beispiel: Marcus Berg. Aber dann kauft man eben keinen dazu, der diesen Spieler auch mit Pässen in die Gasse schicken kann. Traditionell spielte der HSV einen inzwischen völlig antiquierten, behäbigen Fußball. Man analysierte nicht die Entwicklung des Sports, sondern vergab zu lange und zu oft Freifahrtscheine für bestimmte etablierte Spieler nach Gusto. Trochowski, Rost, Jarolim und Petric, – um nur einige zu nennen – was hatte deren Spielweise mit einem stetig schneller und anspruchsvoller werdenden Fußball der letzten Jahre gemein? Meine Antwort: nichts.
      Mit Fink offensiv-dominant, dann mit Slomka die vollständige Rolle rückwärts und mit Zinnbauer erneut wieder retour – das ist leider bislang typisch HSV. Planvolle, systematische, kompetente Arbeit ist das nicht. Eher das exakte Gegenteil. Und dies alles kann man eben nicht in einem halben Jahr korrigieren.

      Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt eine Vielzahl rationaler Gründe.

      1. @Trapper:

        Eine Vielzahl rationaler Gründe, die im Lauf der Jahre für den spielerischen u wirtschaftlichen Abstieg des HSV gesorgt haben. Aber was ist mit dem aktuellen Moment, was mit der Zeit seit Didi das Ruder übernommen hat? Für mich sieht es so aus, dass wir nach wie vor an dieser merkwürdigen Konzeptlosigkeit hängen und dass das bis auf das Team und die Taktik durchschlägt.

        Guckt man sich nur das peinliche hin und her um Illesevic an.

        Das die Vergangenheit nicht optimal lief ist das eine, dass nach wie vor keine Besserung zu erkennen ist, ist das andere. Ich spreche nicht von Kleinigkeiten sondern erkennbaren Fortschritten. HSV ballert viel Geld raus und was dabei fußballerisch rauskommt ist einfach nur armseelig.

        Knäbel, Peters, Beiersdorf, Zinnbauer – das sind doch Profis. Man hat aber nach wie vor das Gefühl, dass ihr Handeln nicht von Konzepten und fortschritlichen Ideen getrieben ist. Beispiele muss ich Dir nicht aufzählen.

        Du siehst: Auch in bin frustriert.

        1. @muscomatik
          Ja, schön (anzusehen) ist der derzeitige Fußball wahrlich nicht. Allerdings sitzt aktuell die Mehzahl der heuer ausgegebenen Millionen auf der Bank, steckt in der Reha, oder konnte angeschlagen keine vollständige Vorbereitung absolvieren. Dazu gesellt sich, dass der Verein m.E. derzeit noch in der „vdV-Falle“ steckt. Ich kann prinzipiell schon nachvollziehen, dass man sich so lange es geht einer öffentlichen Debatte über den Kapitän oder andere namhafte Spieler nebst medialem Dauerrauschen entziehen möchte… – Maßstab ist für mich, ob man die sich bietende Chance im Sommer endlich konsequent nutzt, oder auch hier wieder eine Rolle rückwärts hinlegt.
          Mir ist ein pragmatisch denkender Trainer lieber, der zur Not mit Simpel-Gebolze Punkte für den Klassenerhalt holt, als einer, der ideologisch starrköpfig mit dominant-offensivem Fußball „in Schönheit“ absteigt.

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